Aufbruchstimmung herrschte beim traditionellen Katerfrühstück der Arbeitgeber Köln.
Katerfrühstück an AschermittwochKölner Arbeitgeber rufen zu mehr Optimismus in Unternehmen auf
Ins tiefe Horn der Depression wollte an diesem Vormittag niemand stoßen. Im Gegenteil, beim traditionellen Katerfrühstück der Arbeitgeber Köln standen alle Zeichen auf „Anpacken“. Im Vordergrund dabei die drängende Frage, wie man dem immer weiter um sich greifenden Fachkräftemangel begegnen kann. Weniger als Hilferuf an die Politik, sondern aus den Unternehmen selbst heraus. Ehrengast war diesmal neben der Kölner OB Henriette Reker NRW-Arbeits-, Gesundheits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU).
„Nicht okkupierte Freiräume“ besetzen forderte Co-Gastgeber Timo von Lepel, Geschäftsführer bei Netcologne. Positive Signale zu senden in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, die Fortbildung von Fachkräften mit digitalen Kompetenzen zu kombinieren. Auch Gunnar Herrmann, Vorsitzender der Kölner Arbeitgeber und ehemaliger Ford-Chef, mahnte Veränderungen an: „Zu sagen: Oh, das wird aber schwierig. Da müssen wir erst mal Vorschriften ändern“, damit komme man nicht weiter. Die gebe es im Übrigen nicht nur extern aus der Politik: „Es gibt diese Vorschriftenkultur auch in Großunternehmen, und die ist genauso perfide.“
Zutrauen in die Potenziale Kölns
Auch Reker forderte zu mehr Mut und Optimismus auf, speziell nach den vergangenen Karnevalstagen: „Unsere gemeinschaftliche Realität ist die Liebe der Kölnerinnen und Kölner zu ihrer Stadt. Lassen Sie uns etwas Neues wagen und dieses Niveau an Zuversicht, an Zugewandtheit und an Zutrauen in die Potenziale Kölns beibehalten“, erklärte sie. Miese Stimmung lähme nur und decke sich nicht mit der Realität in Köln und anderswo. Diese halte beispielsweise einen Rekordwert an Beschäftigungszahlen sowie wertvolle städtische Investitionen in die Zukunft bereit.
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Und wie findet man sie nun, die Fachkräfte? Auf ganz unterschiedlichen Wegen, darüber waren sich alle Anwesenden einig. In einer launigen Rede, immer wieder gespickt mit eigenen Erfahrungen, trug Laumann einige Eckpunkte seiner Arbeit zusammen: Die Fort- und Weiterentwicklung der dualen Ausbildung, die Integration von Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt – wobei er in erster Linie die Unternehmen selbst ansprach – sowie eine schnellere Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen.
Unzufrieden mit den Kammern
In dem Punkt geriet er dann schnell mit den Kammern aneinander, die Laumann kurz zuvor noch für ihre Arbeit gelobt hatte. Wenn von 13.000 Anerkennungen in NRW drei Viertel aus Gesundheitsberufen kämen, könne man sich leicht ausrechnen, wie viele in den gesamten anderen Bereichen stattgefunden hätten. „Das macht mich traurig“, sagte Laumann. Warum er dazu unter anderem aber ausgerechnet in Köln das Beispiel U-Bahnbau heranzog („auch woanders kann man U-Bahnen bauen, ohne dass Häuser zusammenbrechen“), bleibt wohl sein Geheimnis.
Uwe Vetterlein, Geschäftsführers der Industrie- und Handwerkskammer zu Köln (IHK), verwies darauf, die Anerkennungen würden zügig und problemlos bearbeitet, es würden aber zu wenige gestellt. Doch Laumann blieb bei seiner Kritik – „dann sind wir da eben verschiedener Meinung“. Was Vetterlein etwas indigniert „zur Kenntnis“ nahm.
„Riesenchance für Deutschland“
Ein klein wenig Vorwahlkampf mischte sich dann aber auch noch in Laumanns Vortrag: Dass er vom Bürgergeld nicht viel hält, wurde ziemlich deutlich – „aber darüber ist das letzte Wort ja noch nicht gesprochen“. Und auch, dass er zumindest übergangsweise als Brückentechnologie die Kernenergie für unverzichtbar hält, machte er mehrfach deutlich. Wenn man keine eigenen Kraftwerke mehr betreibe, werde man nicht umhinkommen, anderswo Kernenergie einzukaufen.
Letztlich aber rief auch Laumann zu gemeinsamer Anstrengung auf. Und er zeigte sich überzeugt, dass man eine „Riesenchance“ habe in Deutschland, „und die werden wir nutzen. Wir sollten alle ein bisschen mehr Optimismus haben.“