Köln – Wer den Piks bekommen hat, war meist beruhigt. Und beeindruckt. Von der Organisation und dem System. Von all den Gängen und Hinweisschildern,die irgendwann in eine kleine Impfkabine führen. Die gewaltige Maschinerie des Impfzentrums in der Messehalle 4 vermittelt einen Eindruck von Größe der Aufgabe – der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Nur noch knapp vier Wochen wird das Impfzentrum in der Halle bleiben, dann zieht es nach Rundschau-Informationen in die Halle 1 um. Ende September wird es aufgelöst.
Warum wird es aufgelöst?
Der Betrieb aller Impfzentren im Land Nordrhein-Westfalen wird zum 30. September eingestellt. Dies hat das Kabinett Ende Juni beschlossen. Ohnehin hat die Nachfrage zuletzt stark nachgelassen. Während in der Hochphase 8000 Impfungen pro Tag in Deutz verabreicht wurden, sind es derzeit nur noch rund 2000. Auch der Andrang der Kinder und Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) hielt sich in Grenzen, seit vergangener Woche können sie nun zentral ihren Immunschutz ohne Termin bekommen. Bis Anfang dieser Woche wurden 800 Impfungen an Unter-18-Jährige ausgegeben. Vorerst will die Stadt aber das zentrale Angebot aufrecht erhalten.
Warum der Umzug in die Halle 1?
Weil die Messe wieder Veranstaltungen starten will. Seit Beginn der Pandemie ist das Ausstellungsgeschäft in den Kölner Hallen zum Erliegen gekommen. Kürzlich gab es bereits eine kleine Gastveranstaltung, vom 9. bis 11. September steht die Messe Kind und Jugend auf dem Programm. Die Schau markiert für die Messen den Re-Start, bei dem erstmals in großem Umfang das Abstands- und Hygienekonzept zur Anwendung kommen soll. Die Halle 4 wird dann noch nicht gebraucht.
Zeitgleich beginnen aber die Arbeiten für die größere IDS, die Leitmesse der Dentalbranche (22. bis 25. September). „Für diese Messe ist nahezu das gesamte Südgelände eingeplant“, teilt die Kölnmesse mit. Von Anfang an war der Vertrag mit der Messe befristet, zuletzt wurde er für die Halle 4 bis Ende August verlängert.
Wann findet der Umzug statt?
Die Stadt will bis zum 31. August das Impfangebot aufrecht erhalten, dann folgt der Umzug. Es soll aber einen nahtlosen Übergang geben. Die vorbereitenden Arbeiten für den Umzug laufen schon. Es ist damit zu rechnen, dass das Impfzentrum für den letzten Monat in der Halle 1 deutlich verkleinert wird. Die Stadt konnte dazu auf Anfrage keine Auskunft geben.
Wie geht es danach weiter?
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat angekündigt, die Impfzentren bis Ende September aufzulösen. Stattdessen soll es in allen Kreisen und kreisfreien Städten Koordinierungsstellen geben, die Impfstoffe bestellen und mobile Teams für Impfungen in Pflegeheimen und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen organisieren können. Das wird auch in Köln so sein. In die Verantwortung rücken dann stärker die niedergelassenen Ärzte. Kommunale Aufgabe wird vorrangig die Impfung vulnerabler, immobiler, und schwer erreichbarer Gruppen sein.
Schon jetzt ist aber absehbar, dass Auffrischungsimpfungen etwa für sehr alte Menschen oder Vorerkrankte notwendig sein werden. Sie sollen bei den niedergelassenen Ärzten oder in stationären Einrichtungen verabreicht werden. Die Kommunen werden kleinere, zentrale Einrichtungen vorhalten. In Köln soll dies das Gesundheitsamt sein. „Unter Vorbehalt des tatsächlichen Wortlauts des zu erwartenden Erlasses wird die stationäre Einrichtung im Gesundheitsamt am Neumarkt geplant“, teilt die Stadt auf Anfrage der Rundschau mit. Wie man die Räume da nutzen könne, werde derzeit noch geprüft.
Wie lange ist das Impfzentrum in Betrieb?
Rund sechs Monate, genauer gesagt: 178 Tage. Am 8. Februar eröffnete Oberbürgermeisterin Henriette Reker das Zentrum. Die 105-Jährige Elisabeth Steubesand war der erste Impfling. Der Inzidenzwert (Sieben-Tage Infektion je 100 000 Einwohner) lag an diesem Tag bei 82,1, die Pandemie hatte 461 Todesopfer gefordert (heute sind es 730). Die größte Sorge damals: der fehlende Impfstoff. Bis zu 700 Termine täglich konnten zunächst nur vereinbart werden. Es gab noch keine Debatte um mögliche Nebenwirkungen des Präparats Astrazeneca, die Vokabel Impfmüdigkeit existierte nicht.
Was kostet das Impfzentrum die Stadt?
Die Kosten betragen rund 1,3 Millionen Euro pro Monat. In acht Monaten sind dies also 10,4 Millionen Euro. Darin enthalten sind die Miete, die die Stadt an die Messegesellschaft zahlt, und alle „Nebenkosten“. Personalkosten kommen noch dazu. Allein die Einrichtung des Zentrums schlug mit 575 000 Euro zu Buche.
Die Kosten des Impfzentrums werden zu 50 Prozent vom Bund und zu 50 Prozent vom Land getragen. Die Stadt Köln geht nur in Vorkasse und bekommt durch Abschlagszahlungen die Kosten erstattet. Es arbeiten täglich zwischen 100 und 150 Mitarbeitende von Gesundheitsamt, Bundeswehr, Kassenärztlicher Vereinigung, Apothekerkammer Nordrhein, Messe und Feuerwehr im Zentrum.
Wie viele Impfungen wurden verabreicht?
Bis zum Mittwoch haben 379 843 Kölnerinnen und Kölner ihre Erstimpfung in der Messe bekommen. 323 209 haben den vollständigen Impfschutz. Annähernd so viele Impfungen wurden in Praxen bei niedergelassenen Ärzten verabreicht.
Derzeit ist das Impfzentrum montags bis samstags von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Ob die Öffnungszeiten zukünftig angepasst werden, konnte die Stadt auch noch nicht sagen.