Das Bürohochhaus am Friesenplatz wird bis 2026 neugestaltet. Der Rohbau bleibt erhalten, Innenraum, Fassade, Energie- und Mobilitätskonzept werden neu aufgelegt.
Friesenplatz KölnWie ein Hochhaus aus den 1960ern in die Zukunft geführt wird
Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Proximus und Quantum haben die Pläne für das Bürohaus am Friesenwall 62 vorgestellt, in dem früher Strauss Innovation beheimatet war. Das zentral am Hohenzollernring gelegene zwölf-geschossige Hochhaus steht seit Jahren leer. Strauss zog 2017 aus, die Büros darüber sind seit mehr als zehn Jahren ungenutzt. Der Knackpunkt war wie so oft die Antwort auf die Frage: Wie hoch darf in Köln gebaut werden?
Zunächst sollte neu gebaut werden
Denn die ursprünglichen Pläne von Proximus und Quantum sahen einen Abriss und Neubau eines größeren Hochhauses vor, die Rundschau berichtete. 2018 erwarb Proximus das Bürohaus. Ein 99-Meter-Hochhaus stand zur Debatte, doch das Tauziehen mit der Politik nahm auch nach zwei Jahren kein Ende. 2020 hätte sich die Politik eine Variante mit 67 Metern Höhe vorstellen können, doch auch daraus wurde nichts. Zum Vergleich: Das „Ring Karree“ – früher Gerling Ring-Karree – auf der anderen Straßenseite ist rund 55 Meter hoch und hat 17 Geschosse. Das Doppelhochhaus, entworfen vom Londoner Star-Architekten Norman Foster, wurde bereits 2001 eröffnet.
Doch warum scheiterte die Variante? Für Neubauprojekte an den Ringen gilt seit 2007 eine maximale Höhe von 22,50 Metern. Ausnahmen sind mit Genehmigung möglich. Aber die Ausnahme wollte für den Bau am Hohenzollernring 62, damals noch mit dem Arbeitstitel „HZR62“, nicht gelingen. Also entschieden sich die Investoren für einen anderen Weg: die Revitalisierung. Der neue Name: "Central Cross".
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Vor rund einem Jahr gaben Proximus und Quantum bekannt, dass der Hochhaus-Neubau vom Tisch ist und der Bau ressourcenschonend modernisiert wird. Das bedeutete einen Wendepunkt in der Zukunft der Immobilie, ganz überraschend kam das jedoch nicht. Bereits vor dem Eigentümerwechsel hatte der Vorbesitzer, die Immofinanz AG aus Wien, 2016 einen Architektenwettbewerb durchgeführt. Schon damals hatten Architekturbüros eine Modernisierung samt Aufstockung des 1969 eröffneten Bürogebäudes anstelle eines Neubaus vorgeschlagen.
Transformation zu nachhaltigen Arbeitswelten
Die neuen Besitzer führten 2020 ebenfalls einen Wettbewerb durch. Seit dem lagen die Pläne scheinbar auf Eis. Die Rundschau fragte mehrfach bei Quantum und Proximus nach den Plänen für die Umsetzung an, doch ohne Erfolg. Das kann an vielen Faktoren gelegen haben. Entweder, weil die Finanzierung in der aktuell schwierigen Marktlage erst sichergestellt werden sollte, oder weil für die Baugenehmigung häufig noch Anpassungen an den Plänen vorgenommen werden müssen.
Realisiert wird das Projekt nach den 2020 vom Architekturbüro Kadawittfeld eingereichten Entwürfen. Geschäftsführer Kilian Kada erklärt: „Wir freuen uns sehr, dass nun die Baugenehmigung erfolgt ist. Das ,Central Cross‘ zeigt vorbildlich, wie man im Sinne von ‚from grey to green‘ bestehende Substanzen nutzen, ertüchtigen und re-programmieren kann, um sie zu nachhaltigen, zukunftsfähigen Arbeitswelten zu transformieren. Im Hinblick auf den CO2-Fußabdruck hat dieses Konversionsprojekt jedem Neubau viel voraus.“
Das Bürogebäude mit Handels- und Gastronomieflächen im Erdgeschoss zum Friesenplatz hin wird von 15.000 Quadratmeter Bruttogesamtfläche auf 17.000 erweitert. Als reale Mietfläche stehen nach der Revitalisierung, die 2026 abgeschlossen werden soll, rund 12.500 Quadratmeter zur Verfügung. Der Innenhof und die Terrassen, unter anderem eine exklusive Dachterrasse im elften Stock, werden begrünt. Solaranlagen sind ebenso eingeplant wie eine reversible Wärmepumpe, die Abwasser als Energiequelle nutzt.
„Im Rahmen der Revitalisierung bleiben rund 70 Prozent der ursprünglichen Bausubstanz erhalten. Durch Photovoltaik und die Nutzung von Abwasser zur Energiegewinnung reduzieren wir den Bedarf an Primärenergie erheblich“, sagt Malte Boness, Geschäftsführer der Proximus Development GmbH. Die Investoren streben eine „Gold“-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) an.
Platz für 217 Räder und sechs Autos
Dabei ist ein weiterer Punkt markant: In den Untergeschossen sind insgesamt rund 223 Stellplätze geplant, aber nur sechs davon für Autos. Die anderen möglichen 217 Radstellplätze sollen in einem eigenen Bike Park entstehen, der in die Fahrradinfrastruktur der Stadt mit ihren breiten Radstreifen eingebunden ist. Der Zugang soll über die Fahrradstraße Friesenwall erfolgen.
„Der Friesenplatz bekommt mit der Umgestaltung ein großes Stück an Aufenthaltsqualität zurück. Aus dem in die Jahre gekommenen Hochhaus wird ein modernes Bürogebäude mit überwiegend gläserner Doppelfassade und viel Grün. Die derzeit laufenden Entkernungsmaßnahmen stehen kurz vor Abschluss. Im nächsten Schritt werden wenige Teile des Gebäudes abgebrochen. Unter anderem wird die alte Fassade demontiert“, verrät Frank Gerhard Schmidt, Vorstand der Quantum Immobilien AG.
Die Revitalisierung des 1960er-Jahre-Baus trifft aktuell den Zahn der Zeit in der Architektur. Immer mehr Planungsbüros und Architekten befassen sich damit, Bestand nicht nur zu erhalten, sondern weiterzuentwickeln. Andererseits ist der Immobilienmarkt für Büros derzeit angespannter denn je. Somit ist es kein schlechter Kompromiss, Bestandsbauten auch zu erweitern. Es darf nur nicht am fehlenden Höhenkonzept der Stadt scheitern.