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Warum die Eile?Neues Hochhaus am Friesenplatz lässt noch auf sich warten

Lesezeit 3 Minuten
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Außenaufnahmen des leerstehenden Hochhauses (früher Strauss Innovation) am Friesenplatz in Köln

  1. Das 39 Meter hohe Hochhaus am Friesenplatz ist ein echter Blickfang. Doch seit 2017 steht das Gebäude leer.
  2. Stadt und Investoren sprechen schon lang über ein neues Haus an gleicher Stelle.
  3. Am 18. Juni wird der nächste Schritt gemacht.

Köln – Seit 2017 steht das 39 Meter hohe Hochhaus am Friesenplatz leer, das sind drei Jahre – und jetzt forcieren Stadtverwaltung und Investor eine schnelle Entscheidung über ein zwischen 67 und 99 Meter hohes neues Hochhaus an der Stelle. Am 18. Juni soll der Stadtrat darüber abstimmen, ob er eine Ausnahme macht vom gültigen Höhenkonzept, demnach dürfte ein Neubau nicht höher als 22,50 Meter sein.

Zwischen der Veröffentlichung der Pläne im Informationssystem des Stadtrates und der Entscheidung liegen nur 22 Tage. Die Stadt begründete: „Um den Projektstart aufgrund der bevorstehenden Sommerpause 2020 nicht zu verzögern, soll die Vorlage noch vor der Sommerpause dem Stadtentwicklungsausschuss am 16. Juni 2020 und dem Rat am 18. Juni 2020 vorgelegt werden können.“ Droht eine übereilte Entscheidung? Warum muss es so schnell gehen? Hochhäuser sind umstritten. Der Vorsitzende des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins, Konrad Adenauer, hatte gesagt: „Keinesfalls kann der Zeitdruck eines Investors Grund sein, nun bei Einzelvorhaben vom Höhenkonzept abzuweichen.“

Stadt verteidigt Vorgehen

Die Stadt hat ihr Vorgehen verteidigt, das Stadtplanungsamt teilte mit: „Da der Leerstand des Gebäudes in prägnanter Lage am Friesenplatz dringend einer Änderung bedarf, besteht seitens des Investors und der Verwaltung der Bedarf, zügig in die Beratung einzusteigen.“

Die Proximus Real Estate und Quantum Immobilien favorisieren die 99-Meter-Variante, wollen einen deutlich dreistelligen Millionen-Euro-Betrag investieren. Die Verwaltung spricht sich für das 67-Meter-Haus aus. Ein Ausbau auf 67 Meter wäre ein Höhenwachstum von rund 72 Prozent, der Sprung zu 99 Meter bedeutete ein Plus von etwa 154 Prozent. Eine Sanierung im Bestand ist laut Investor unwirtschaftlich. Michael Kunz, Geschäftsführer von Proximus, sagte: „Irgendwann ist der Zeitpunkt für eine Entscheidung gekommen, es muss jetzt weitergehen. Es gab lange Jahre einen Immobilien-Boom, jetzt könnte es eine Rezession geben.“ Trotzdem: Die Bezirksvertretung Innenstadt hat die Vorlage zu dem Vorhaben vorige Woche gar nicht behandelt, sie sei zu heiß gewesen, heißt es.

Verwaltung besteht auf Entscheidung des Rats

Erst im März hatte der Rat beschlossen, für weite Teile der Stadt zu prüfen, wo Hochhäuser möglich sind, die Verwaltung soll ein Konzept erarbeiten und das bisher geltende erneuern. Das bisherige Höhenkonzept gilt nur für die linksrheinische Innenstadt. Sollte man nicht warten, bis das neue Regelwerk vorliegt? Laut Planungsamt dauert das noch. „Bis dahin können und sollen nicht alle geplanten Investitionen brach liegen – besonders im konkreten Fall des Leerstands am Friesenplatz.“

Laut Planungsamt wollte der Investor sofort in den städtebaulichen Wettbewerb zum Aussehen des Hauses und in das Bebauungsplanverfahren einsteigen, doch die Verwaltung habe auf die Entscheidung des Rates bestanden. Er soll absegnen, ob man die bisherigen Beschlüsse ignoriert und das Okay gibt. Auf die Frage, ob das Projekt noch schnell vor dem neuen Höhenkonzept durchgewunken werden soll, teilte die Stadt mit: „Die benannten Wettbewerbs- und Bauleitplanverfahren werden nach positivem Beschluss zunächst starten, insofern gibt es genau hier kein ‚Durchwinken‘.“