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VergabeverfahrenEs gibt wieder Rummel um die Deutzer Kirmes

Lesezeit 4 Minuten
Die Deutzer Kirmes

Die Deutzer Kirmes

Die Stadt Köln schreibt die Ausrichtung der Deutzer Kirmes für die Jahre 2025 bis 2029 europaweit aus - nach einem Rechtsstreit und Kritik am bisherigen Vergabeverfahren.

Die Stadt Köln wird in Kürze die Ausrichtung der Deutzer Kirmes in den nächsten fünf Jahren europaweit ausschreiben. Das hat der Verwaltungsausschuss des Stadtrats am Montag in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen.

In diesem Jahr hatte die Stadt Köln die beiden Volksfeste im Frühling und Herbst erstmals seit Jahrzehnten nicht an die Gemeinschaft Kölner Schausteller e. G. (GKS) vergeben, sondern an den Leverkusener Schausteller Wilfried Hoffmann. Nachdem die GKS erfolgreich gegen die Vergabe geklagt hatte, musste die Stadt das Verfahren neu aufsetzen, am Ende entschied das Los zu Gunsten von Hoffmann. Er veranstaltete ab dem 30. März zum ersten Mal die Osterkirmes auf der Deutzer Werft und wird dort auch das Herbstvolksfest ausrichten, das ab 26. Oktober stattfinden soll (siehe Infotext).

Deutzer Kirmes: Stadt Köln will Ausrichtung für fünf Jahre vergeben

Bereits nach dem Rechtsstreit um die Vergabe hatte die Stadt angekündigt, die Deutzer Kirmes ab 2025 für fünf Jahre vergeben zu wollen. Nun soll in Kürze die Ausrichtung der Volksfeste für den Zeitraum 2025 bis 2029 ausgeschrieben werden, und zwar mit jährlicher Kündigungsmöglichkeit. In der Verwaltungsvorlage, die der Rundschau vorliegt, argumentiert das Ordnungsamt, man habe analog zur Vergabe der Weihnachtsmärkte den Zeitraum gewählt, um einerseits dem künftigen Ausrichter „ausreichend Planungssicherheit, insbesondere für Investitionen in Qualität und Sicherheit, zu bieten“. Andererseits ergebe sich daraus die Möglichkeit, ab 2029 „auf die dann aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen und Interessen sowie die bis dahin ggf. geänderten örtlichen Gegebenheiten zu reagieren“.

Um den künftigen Ausrichter anhand qualitativer Bewertungskriterien auswählen zu können, will die Stadt eine Dienstleistungskonzession für die Deutzer Kirmes vergeben. Der Zuschlag solle anhand objektiver Kriterien erfolgen. Es werde ein Leistungskatalog definiert, um sicherzustellen, dass die Volksfeste „auch zukünftig in einer der Bedeutung und der Örtlichkeit angemessenen Qualität und Attraktivität durchgeführt werden. Der familienfreundliche Charakter soll dabei im Mittelpunkt stehen.“ Zentrale Themen seien Sicherheit, Lärmschutz und die Interessen der Anwohner.

Blick auf die Osterkirmes

Blick auf die Osterkirmes

Bewerber können Angebote innerhalb einer Frist von 40 Tagen abgeben, sie werden durch die Verwaltung (Ordnungsamt etc.) und eine politische Findungskommission bewertet. Diese besteht aus je fünf Mitgliedern des Stadtrats und der Bezirksvertretung Innenstadt sowie einem Vertreter der Stadtverwaltung.

Von 100 maximal zu vergebenden Punkten darf die Verwaltung bis zu 30 vergeben, und zwar je zehn in den Bereichen „Be- und Überwachungskonzept“, „Logistikkonzept“ und „Veranstaltungsleitung“. Die Politiker haben mehr Einfluss, sie dürfen bis zu 70 Punkte vergeben. Und zwar für „Sanitär-, Reinigungs- und Entsorgungskonzept“, „Angebotsvielfalt und -entwicklung“, „Zielgruppenspezische Angebote“, „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ sowie „Qualitätssicherung und -management“. Sollte es zwei gleich gut bewertete Angebote geben, würde erneut das Los entscheiden. Das Frühlingsvolksfest 2025 soll am 19. April starten, das Sicherheits- und Verkehrskonzept muss spätestens acht Wochen vorher vorliegen.

Auf Nachfrage bestätigte Wilfried Hoffmann durch seinen Pressesprecher Hugo Winkels, dass er beabsichtigt, sich für die Ausrichtung der Deutzer Kirmes in den Jahren 2025 bis 2028 zu bewerben. „Ja, wir wollen uns erneut bewerben. Wir haben mit der Osterkirmes 2024 einen guten Start hingelegt und möchten das Deutzer Volksfest innovativ weiterentwickeln“, sagte Winkels.

Konflikt um Deutzer Kirmes geht damit weiter

Damit setzt sich der Konflikt um die Deutzer Kirmes fort. Denn auch die Gemeinschaft Kölner Schausteller, die am 26. Februar 2024 beim Losentscheid gegen Hoffmann den Kürzeren zog, will sich bewerben. Die GKS hofft, ab 2025 wieder an ihre jahrzehntelange Tradition in Deutz anknüpfen zu können.

„Es geht um unsere Existenz. Ohne die Einnahmen aus der Deutzer Kirmes war das Jahr 2024 für viele unserer Schausteller sehr schwierig“, betonte die GKS-Aufsichtsratsvorsitzende Tanja Hoffmann gegenüber der Rundschau. Viele hätten Existenzängste. Die finanzielle Situation der Genossenschaft habe sich verschlechtert, räumte sie ein. Man habe an die Rücklagen gehen müssen, vereinzelt hätten Mitglieder gekündigt. Für die GKS sei es „von allerhöchster Bedeutung“, dass man die Ausschreibung für die Deutzer Kirmes in den Jahren 2025 bis 2029 gewinne. Man arbeite bereits daran, die bewährten Konzepte weiter zu verbessern.

Tanja Hoffmann sagte, gebe ein ungeschriebenes Gesetz unter Schaustellern, dass man anderen Schaustellern in deren Heimatstädten keine Konkurrenz mache und ihnen nicht das Geschäft wegnehme. Daran habe sich Wilfried Hoffmann nicht gehalten. Dessen Sprecher Hugo Winkels entgegnete, Hoffmann wohne zwar in Leverkusen, sei aber gebürtiger Kölner, er stamme aus Ehrenfeld. „Wir nehmen niemandem das Geschäft weg. Wir geben uns Mühe und wollen ein attraktives Angebot für die Kölnerinnen und Kölner schaffen. Viele Mitglieder der GKS haben sich bei uns für die Deutzer Kirmes beworben und wurden auch genommen.“

Die Konflikte um die Deutzer Kirmes wurden auch schon mal handgreiflich. Nach einer Auseinandersetzung auf dem Wiener Platz hatte Wilfried Hoffmann am 27. Februar bei der Polizei Strafanzeige gegen mehrere Schausteller gestellt. Die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bedrohung dauern laut Staatsanwaltschaft an.