Seine allerletzte Vorstellung im 222 Jahre alten Stockpuppen-Theater am Eisenmarkt sei sehr emotional gewesen: „Ich und meine Kollegen hatten befürchtet, dass ich das nicht bis zum Schluss durchstehe.“
Jacky von Guretzky-CornitzHänneschen-Urgestein geht nach 44 Jahren in den Ruhestand - Tränen zum Abschied
„Et letzte Mol jeiht dä ruude Vüürhang op/Ich schenk Dir Levve, du bes net nor en Popp/Zick vieunveezich Johre wo ich niemals bang/Em Joode un em Schlechte holt ich für Dich die Stang/Mir woren eins beim Spill hinger dä Britz/Ov schelmisch, met vill Hätzbloot, met vill Witz/Us Kinderooge luure, dat deiht he Jros un Klein/un deiht et net beduure, beim Hännesche ze sin.“ Wenn Puppenspieler-Urgstein Jacky von Guretzky-Cornitz sich das von Alexander Schmidt geschriebene Abschiedslied vorspielt, ist er sofort wieder zu Tränen gerührt.
Seine allerletzte Vorstellung im 222 Jahre alten Stockpuppen-Theater am Eisenmarkt sei sehr emotional gewesen. „Ich und meine Kollegen hatten befürchtet, dass ich das nicht bis zum Schluss durchstehe. Ganz zum Schluss habe ich das Hänneschen spontan meinem jungen Kollegen Alexis Berg übergeben. Mit der Aufforderung: Pass jot op dä jung op“, erzählt der 64-jährige, der das Hänneschen immer mit ganz viel Herzblut gespielt hat. Im August ist er nun in Rente gegangen – nach 44 Jahren in dem Theater, nach mehr als 11000 Vorstellungen.
„Sed er all doh?“ Mehr als 11 000 Mal hat er hinger dä Britz so das Publikum begrüßt. Zurzeit ist der leidenschaftliche Puppenspieler immer noch „doh“, habe er doch das alles noch nicht so realisieren können. „Ich wohne ja fast direkt neben dem Theater, komme hier jeden Tag vorbei. Das ist schon ein komisches Gefühl. Außerdem bin ich ja noch im Besitz des Schlüssels, bis meine Amtszeit offiziell endet.“Danach wolle er erst einmal viel reisen, unter anderem nach Vancouver und Bergamo.
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Hänneschen-Theater in Köln: Kindertraum zum Beruf gemacht
Jack-Rolf von Guretzky-Cornitz hat seinen Kindertraum zum Beruf gemacht. Schon als kleiner Junge saß er aufgeregt im Theater am Eisenmarkt und war von den Abenteuern der Knollendorfer begeistert. Als 20-jähriger war er dann nach der Bundeswehr wieder bei den „hölzernen Helden“. „Da war die Liebe direkt wieder entfacht.“
Vom Protagonisten – von Johannes Knoll wie Hänneschen mit bürgerlichen Namen heißt – war er von Anfang an besonders angetan. „Er ist ne richtig leeve Jung, der alles allen recht machen will. Ein jugendlicher Held, der alles, was schief geraten ist, wieder gerade biegt. Durch seinen Einsatz kommt alles wieder ins Lot und die Welt wieder in Ordnung. Im Kinderstück ist er aber auch mal frech und bockig. Ich habe mich total mit ihm identifiziert. Hänneschen ist Jacky und Jacky ist Hänneschen.“
Was würde er in einem Abschiedsbrief an das Hänneschen besonders betonen? „Danke, dass Du mich jung gehalten hast und ich so viel mit Dir erleben durfte. Jetzt musst Du erst einmal alleine auf Dich aufpassen. Ein Anderer wird Dich an die Hand nehmen. Vieles wird anders werden.“
Ganz ohne Hänneschen geht es nicht
Als Puppenspieler im Hänneschen müsse man mehrere Begabungen mitbringen. Um die steifen Stockpuppen beleben zu können, brauche es eine starke Stimme und Gesangstalent. „Vor allem aber muss man Kölsch sprechen können. Das Bewahren unserer bildstarken Sprache ist die wohl die wichtigste Aufgabe.“ Beim Führen der Stockpuppe müsse man sich ganz hingeben, voll fallen lassen. „Wenn das Hänneschen tippelt, mache ich auch Tippelschritte. Wenn das Hänneschen mit seiner ewigen Verlobten Bärbelchen Walzer tanzt, tanze ich auch Walzer. Es ist ein kunstvolles Handwerk, das man erst nach einigen Jahren mit sehr viel Übung beherrscht.“ Außerdem sei es physisch sehr anstrengend, da man ständig nach oben schauen müsse. „In den letzten Jahren war ich einmal in der Woche bei der Physiotherapie.“
So ganz wird er die Knollendorfer aber wohl nicht loslassen können. „Ich kann mir durchaus vorstellen, neue Kolleginnen und Kollegen in der Puppenführung zu unterrichten.“ Das müsse aber noch mit dem Theater geklärt werden. Traurig mache ihn, dass er bei der Sanierung des Bühnenhauses in den Theaterferien im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein könne. „Aber ich werde mir das Ergebnis anschauen.“ Niemals geht man so ganz.