Köln – Der Ebertplatz erhält in diesem Jahr mit sehr großer Wahrscheinlichkeit doch eine Eislaufbahn – trotz des Klimanotstandes, trotz der Bedenken vieler Künstler vor Ort und trotz des Beschlusses des Kulturausschusses (wir berichteten). Zwei Tage später votierte der Stadtentwicklungsausschuss (Stea) am Donnerstag für eine Eisbahn, die FDP hatte eine klimaneutrale Variante beantragt und Erfolg damit. Grüne und Volt enthielten sich, die CDU stimmte nun mit SPD und Linken dafür.
FDP-Fraktionschef Ralph Sterck sagte: „Die Bevormundungspolitk hat heute einen Dämpfer erhalten. Ich bin begeistert, dass wir im Ausschuss die anderen Fraktionen mit Argumenten noch überzeugen konnten.“ Und Teresa de Bellis (CDU) sagte: „Wir brauchen an dieser Stelle ein niedrigschwelliges Angebot für Kinder.“ Die Bahn gehört damit zum Konzept für die Wintermonate, ebenso wie Videokunst, Konzerte und Tanzperformances und Beleuchtungen.
Sterck: Bevormundungspolitik hat einen Dämpfer erhalten
Formal ist die Entscheidung nicht final, da zwei Beschlüsse von zwei Rats-Ausschüssen vorliegen, die sich widersprechen. Laut Stadt prüft sie, wie sie damit umgeht, vermutlich entscheidet der Stadtrat am 16. September oder der Hauptausschuss am 27. September. Angesichts der Abstimmung ohne Gegenstimme am Donnerstag spricht fast alles für die Eisbahn. Wie berichtet, hatte die Stadt sie 2018 und 2019 für Wochen aufgestellt, um den Platz zu beleben, 115 000 Euro kostete das jeweils. Im vorigen Jahr pausierte sie wegen Corona.
Die Eis-Diskussion verwunderte vor der Stea-Sitzung Beteiligte im Rathaus, Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte die Bahn eröffnet – und nun lehnt das Kulturdezernat sie mit Verweis auf den Klimanotstand ab? Reker ließ sich mit Kindern auf der Eisbahn fotografieren, das Signal: Das Leben ist zurück auf dem Platz, für den sich Verwaltung und Stadtrat lange wenig interessiert hatten – bis 2017 ein Mann tödlich verletzt wurde.
Ebertplatz als Erfolgsgeschichte
Der Rat gab Geld frei für ein Interimskonzept und knapp 20 Akteure wie Alte Feuerwache, Brunnen e.V. oder Arbeitsgemeinschaften Begrünung belebten den Platz, unter anderem mit dem Brunnen, Kunst und einem Biergarten. Der Ebertplatz galt plötzlich als Erfolgsgeschichte. Doch viele der Akteure lehnen die Eisbahn früh ab, das geht aus einem Brief hervor, den die Arbeitsgemeinschaften 2020 an Reker und den Rat geschrieben haben (siehe Info-Text). Darin beklagen sie, die Stadt habe sie nicht gehört, auch als sie 2019 ein Alternativprogramm vorstellten, das habe „viel Motivation (...) gedämpft, wenn nicht verloren gehen lassen“.
Es bleibt also abzuwarten, wie die Akteure die Bahn aufnehmen und was es für ihr Engagement bedeutet. Eindeutig ist die Stimmungslage aber nicht, der Bürgerverein Eigelstein findet die Bahn gut. Michael Nowottny vom Kunstraum „Labor“ sagt: „Die Eisbahn ist der Knaller.“ Doch Grischa Göddertz, Sohn des Brunnen-Künstlers Wolfgang Göddertz, hält sie für nicht zeitgemäß.
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Für den Weihnachtsmarkt auf dem Heumarkt hat die Stadt laut eigener Aussage die Eislaufbahn ohnehin genehmigt. Der Geschäftsführer des Betreibers, Rodney Ranz, sagte: „Wir bemühen uns, möglichst ressourcenschonend zu arbeiten. Aber klar, alles, was wir als Gesellschaft tun, verursacht Ausstoß.“ Laut Ranz ist die Anlage klimaneutral, betrieben mit Öko-Strom der Rheinenergie.