Der Weg von Paris in die Heimat führte das deutsche Olympia-Team nach Köln. Oberbürgermeisterin Reker hielt im Rathaus eine emotionale Rede für die Sportler.
Kölns olympischer MomentDeutsche Athletinnen und Athleten am Kölner Dom euphorisch empfangen
Die Tage, in denen es um Hundertstelsekunden ging, liegen hinter der deutschen Olympiamannschaft, weshalb die Verspätung des Eurostar-Zugs von Paris nach Köln sowohl im Zug als auch am Kölner Hauptbahnhof recht gleichmütig hingenommen wurde. Weil das in Köln so ist, heizt der Präsident der Roten Funken mit einem Megafon einigen Hundert Fans ein, die auf dem Bahnhofsvorplatz ausharren und sortiert das Spalier der Gardisten, die in ihren Uniformen schwitzen.
Dass es dann doch einen feinen Unterschied zwischen Medaillen und Karnevalsorden gibt, ist in diesem Moment nebensächlich. Mittendrin wartet die Familie von Slalom-Kanutin Ricarda Funk. „Dass die jetzt am Dom ankommen, ist schon geil. Und die Funken passen ja zum Namen“, freut sich Thorsten Funk, der Vater der Sportlerin. Deren Cousin ist auch da und hat zur Begrüßung gleich ein Paddel mitgebracht.
Faeser und Wüst begrüßen Sportler am Kölner Hauptbahnhof
Dann ist erstmal Party. Der Tross der Sportlerinnen und Sportler wird angeführt von Edel-Fan Andre Schnura, der schon während der Fußball-Europameisterschaft mit seinem schwarzen Saxophon in den Fan-Zonen für Furore sorgte. Auch jetzt intoniert er Peter Schillings Weltraumhit „Völlig losgelöst“ und den ewigen Fankurven-Kracher „Sweet Caroline“ von Neil Diamond, der Mann weiß, wie sich feiern lässt. Als Begrüßungskomitee der Politik stehen Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Bahnsteig, schütteln viele Hände oder klatschen lässig ab.
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Weil es so schön ist, positioniert sich das „Team D“, wie die Olympia-Mannschaft genannt wird, auf der Domtreppe. Zuletzt war die Treppe während der Fußball-EM derart belagert, als Tausende schottische Fans hier lautstark tranken und feierten. Nun also Olympia. „Es ist unser Glück, dass der Weg von Paris nach Deutschland über Köln führt“, stellt Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker später beim Empfang im Historischen Rathaus fest. Und so wird das Gästebuch der Stadt zur Trophäe für Sportbegeisterte, denn sämtliche Athletinnen und Athleten bezeugen ihre Anwesenheit artig mit ihrer Unterschrift.
Es ist der Tag des Feierns und Ankommens, nicht des Problematisierens und Bilanzierens. „Danke, dass ihr als Team in Paris wart. Ich glaube, Deutschland ist sehr stolz auf euch“, lobt Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Komitees (DOSB) bei einer kurzen Ansprache. Einen Seitenhieb kann er sich dennoch nicht verkneifen und hofft, „alle Kritiker vielleicht etwas mundtot gemacht zu haben, die Olympische Spiele nicht in Deutschland haben wollen.“ Auch die Einsortierung des sportlichen Abschneidens und der Debatte über die Art der deutschen Sportförderung hat in diesem Moment keinen Platz.
Empfang im Rathaus mit Kölns Oberbürgermeisterin Reker
Gelaufen sind die deutschen Sportlerinnen und Sportler in Paris genug, weshalb sie die kurze Strecke vom Hauptbahnhof zum Rathaus mit Doppeldeckerbussen gefahren werden, in denen sich normalerweise Touristen durch die Stadt chauffieren lassen. Eine „große Freude und Ehre“ sei es, das Team in Köln begrüßen zu dürfen, freut sich kurz darauf die Kölner Oberbürgermeisterin und erntet so viel Jubel wie selten bei einer Rede.
„Wir Zuschauer sehen nichts von den Jahren der Hingabe und der Disziplin für den Sport, den sie alle aufgebracht haben“, lobt sie und spricht den Sportlerinnen und Sportlern „tiefen Respekt aus, dass sie unser Land so würdig vertreten haben.“ Die Hockey-Mannschaft der Herren, zu denen viele Spieler von Rot-Weiß Köln gehören, haben sich derweil schon mit einem Kranz Kölsch versorgt. „Einige haben im Zug erstmal zwei Stunden ihren Rausch ausgeschlafen. Aber es geht schon wieder“, meint Thies Prinz, der sich die Silbermedaille umgehängt hat.
Die Gunst der Stunde nutzen auch viele Menschen aus dem Dunstkreis des Sports. Zu den Gästen im Rathaus gehören Artur Tabat, Mister Rund um Köln, auch Arena-Chef Stefan Löcher ist da, ebenso Sportwissenschaftler Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule und Dr. Andreas Höfer, Leiter des Deutschen Sport- und Olympiamuseums und Markus Frisch, Veranstalter von „Rund um Köln“ sowie Marathon und Triathlon in Köln.
Prominente Persönlichkeiten aus dem Kölner Sport zu Gast
Erst im Januar hatten die deutschen Handballer in der Lanxess-Arena bei der Europameisterschaft gespielt, ohnehin ist die Kölner Halle eine Art Wohnzimmer des Handball-Sports. Hinten steht auch die Familie des Schwimmers Josha Salchow, der es über 100 Meter Freistil ins Olympiafinale geschafft hat. „Dieser Empfang mit so vielen Fans ist faszinierend“, sagt Vater Frank Salchow beeindruckt, der die Wettkämpfe seines Sohnes in Paris miterlebt hat. „Es ist beeindruckend, was für eine Entwicklung er genommen hat“, stellt er anerkennend fest. Auf der Domtreppe hatte die Familie ein großes Plakat für den Schwimmer in die Höhe gereckt. „Welcome Home Josha. What a journey“, ist dort zu lesen. Was für eine Reise. Aus Bonn nach Paris.
Die Ankunft der deutschen Mannschaft ist auch eine Belohnung für die Mannschaft des Kölner Sportamts, die während der Fußball-EM das Überstundenkonto prall gefüllt hat. Sportdezernent Robert Voigtsberger genießt sichtlich die stattliche Menschenmenge am Bahnhof und die Bilder aus Köln, die erneut in die Republik ausgestrahlt werden. Und Sportamtsleiter Gregor Timmer schwenkt auf der Domtreppe ausgelassen die Deutschlandfahne. Dieses Mal kann er den Trubel genießen, die Verantwortung für Planung und Sicherheit tragen dieses Mal andere.
Und weil die ganze Sportfamilie gerade so nett beisammen feiert, nutzt auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Chance für eine weitere Einladung. Auch das Team D der Paralympics, die in Kürze in Paris beginnen, dürfe gern über Köln zurückkehren nach Deutschland. Mit großem Bahnhof, Empfang, Foto vor dem Dom und Feier im Rathaus. Und im Gästebuch sind wohl auch noch einige Seiten frei.