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Spontaner KarnevalszugDreigestirn wird in Köln von Fackelträgern begleitet

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Durch ein Spalier aus Fackelträgern zog das Dreigestirn (hier Prinz Sven I.)  nach der Proklamation durch die Altstadt.

Köln – Es ist schon Nacht, als das Kölner Dreigestirn plötzlich in den Genuss eines kleinen Karnevalszugs kommt. Als das Trifolium nach dem offiziellen Proklamations-Akt den Gürzenich verlässt, warten Dutzende Fackelträger vor der Tür und säumen den Weg bis zur Hofburg, dem Dorint-Hotel, das nur etwa 300 Meter entfernt liegt.

„Ich musste die Atmosphäre auf mich wirken lassen“

Ausgelassen tanzen Prinz Sven I., Bauer Gereon und Jungfrau Gerdemie über die Straße, lassen sich feiern und genießen den Moment. Mehr Karneval haben sie bislang noch nicht erlebt in der nun schon zweiten Amtszeit.

Künstler und Karnevalisten haben nach zwei Jahren Pandemie gelernt, den Augenblick zu leben. „Dürfen wir nochmal singen? Wer weiß, wie oft wir dieses Jahr noch dazu kommen“, fragt Jörg P. Weber zaghaft Richtung Regie, nachdem er mit seinen Kollegen Volker Weininger und Martin Schopps mit einem Corona-Medley umgetexteter Karnevalsklassiker für den bissigsten und humorvollsten Auftritt des Abends gesorgt hatte.

Und Jörg Runge, der als „Dä Tuppes vum Land“ den Prolog dieser Proklamation halten durfte, schlenderte nach seinem Vortrag nachdenklich um den Gürzenich. „Ich musste die Atmosphäre auf mich wirken lassen“, beschrieb Runge sein Befinden. Eigentlich war „Dä Tuppes vum Land“ am Samstag für sieben Auftritte gebucht, am Sonntag nochmal für vier. „Da darf man nicht so viel drüber nachdenken“, sagte der Reimredner der Rundschau.

Im Dom soll eine Kerze über die Session brennen

Am Samstagmittag folgte für die Dreigestirne einer der wenigen offiziellen Termine dieser Session. Erstmals nahmen sie im Ornat am „Domgottesdienst für Kölner Karnevalisten“ teil, denn in den vergangenen Jahren hatten die Jecken den Segen für die Session stets zwei Tage vor der Proklamation erhalten.

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Auszug: Kinderdreigestirn und Dreigestirn verlassen nach dem ökumenischen Karnevalsgottesdienst den Dom.

„Normalerweise ist es hier proppevoll. Wir sind froh, dass der Gottesdienst stattfinden kann. Es ist wie mit dem Karneval – irgendwie wird gefeiert“, sagte Domdechant Robert Kleine, der den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger zelebrierte.

Die gesamte Session soll nun eine Karnevalskerze im Dom brennen, die vom Kinderdreigestirn gestaltet worden war. „Wir können in dieser Session jedes Licht brauchen, dass es etwas heller macht“, sagte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn. In den Segen schloss er bewusst „alle Jecken ein, die unbeschwert ihren Lebensweg gehen möchten, auch wenn es das Coronavirus nicht leicht macht“, sagte Kuckelkorn im Dom. Die Lesung hielt Festkomitee-Vite Christine Flock in kölscher Sprache. Als Überraschungsgast spielte „Klimpermännche“ Thomas Cüpper das Schlusslied „Am Dom zo Kölle“ auf seinem Akkordeon.

Wolters soll zum Dank auf dem Präsidenten-Wagen mitfahren

Eine deutlich lebhaftere Session hätte sich wohl auch Wilfried Wolters (75) gewünscht, der seit 31 Jahren dem Vorstand des Festkomitees angehört und Aschermittwoch seinen Posten frei machen wird. Bei der TV-Aufzeichnung durfte er immer wieder als „Zeremonienmeister“ ins Bild treten, kurz vor Ende der Show nutzte Kuckelkorn dann die Gelegenheit, sich bei Wolters mit der Verleihung des Festkomitee-Ordens in Gold mit Brillanten zu bedanken – mehr geht nicht im Kölner Karneval.

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„Darauf darf man sich ruhig was einbilden“, sagte Wolters hinterher gerührt. Mehr als 30 Jahre lang war er beim Festkomitee für die Platzvergabe bei der Proklamation verantwortlich. „Bevor wir das entsprechende Computerprogramm hatten, hing ein mehr als zwei Meter großes Plakat in meinem Büro, auf dem sich 1300 Kärtchen befanden – hier habe ich dann die Namen der Gäste mit Bleistift eingetragen“, erinnert sich Wolters. Als er sein Amt begann, hieß der Präsident noch Gisbert Brovot.

Als Dank für seine Arbeit wird Kuckelkorn ihn im Jubiläums-Rosenmontagszug 2023 auf seinem Präsidenten-Wagen mitnehmen. Es sei denn, die Pandemie hat andere Pläne.