MissbrauchsprozessZeugin berichtet von Übernachtungen junger Mädchen bei Pfarrer U.
Köln – Im Prozess gegen den katholischen Pfarrer U., dem vielfacher Kindesmissbrauch vorgeworfen wird, sagte am Freitag vor dem Kölner Landgericht eine Rentnerin aus, deren Töchter zu den mutmaßlichen Opfern des Geistlichen zählen. „Ich habe ihn kennengelernt nach der Erstkommunion unserer Ältesten“, so die Mutter von fünf Kindern: „Die Pfarrei, in der wir damals waren, war hinterwäldlerisch! Ich sagte: So geht das mit den anderen vier Kindern nicht!“ Auf Empfehlung sei sie in die Gemeinde von U. gelangt.
Durch eine Krise habe sie etwas später persönlich einen engen Draht zu U. entwickelt: „Ich habe mich an ihn als Seelsorger gewandt, nachdem mein Mann mich sitzengelassen hat.“ Spontan habe der Geistliche entschieden, die Mutter und ihre zwei kleineren Kinder zu einer anstehenden Freizeit mitzunehmen, für die ihre drei älteren Kinder bereits angemeldet waren. Daraus sei „natürlich eine Beziehung, aber nicht im sexuellen Sinne“ entstanden: Jahrelange habe sie fortan alle Freizeiten begleitet, im Haus des Pfarrers geputzt und auch Urlaube mit ihm gemacht, teils zu zweit, teils „als Familie“ mit den Kindern.
„Plantschen im Zöli-Bad“
Auch zur Herkunftsfamilie des Angeklagten, darunter dessen Eltern und mehrere Nichten, habe sie Kontakt gehabt. Um sie alle habe der Geistliche sich gekümmert, ebenso um ein Mädchen und einen Jungen, den er schon vor der Priesterweihe als Pflegekinder angenommen habe: „Die planschten wohl damals im Zöli-Bad“, so sei das Bad im Priesterseminar laut der 71-Jährigen genannt worden.
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Auch von Übernachtungen, die es für Mädchen aus der Gemeinde im Haus des Pfarrers gab, sprach die 71-Jährige: „Das war selbstverständlich.“ Mädchen aus der Gemeinde seien beim Pfarrer aus und ein gegangen, in seiner Küche habe sich das Leben abgespielt. Dass es überwiegend Mädchen waren, habe sie schlichtweg kirchentypisch gefunden. Details zu Übernachtungen, die nicht „im Trupp“ sondern von einzelnen Mädchen allein stattgefunden haben sollen, wollte sie aber nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit beantworten, ebenso wie Fragen, die sich auf Anschuldigungen zu Lasten ihrer Töchter bezogen.
Im Ort sei man über die Tatvorwürfe erstaunt: „Wir schütteln den Kopf und verstehen es nicht. Das ist nicht der Mensch, den wir kennengelernt haben.“