Prozess gegen Pfarrer U.Immer mehr Hinweise auf weitere sexuelle Übergriffe
Köln – Im Missbrauchsprozess gegen den katholischen Priester Hans U. vor dem Kölner Landgericht haben sich weitere Zeugen gemeldet, die in dem Prozess nach jahrelangem Schweigen über sexuelle Übergriffe des heute 70-Jährigen aussagen wollen. Das sagte der Vorsitzende Christoph Kaufmann vor Beginn der Verhandlung am Freitag und forderte den Angeklagten auf, sich zu den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs weitergehend zu äußern.
Die Staatsanwaltschaft hat den 70-Jährigen unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von drei minderjährigen Nichten, sowie eines weiteren Mädchens angeklagt.
Zeugin berichtet unter Tränen von weiterem Fall
In einer bewegten und tränenreichen Aussage gab eine Zeugin (36) am Freitag Hinweise auf mögliche weitere Missbrauchstaten des Angeklagten. Gleich zu Beginn stellte sie aber klar, dass weder sie, noch ihre Schwestern Opfer sexueller Gewalt von U. geworden seien. Doch eine Freundin ihrer Schwester habe als Messdienerin vor einem Gottesdienst ein weiteres, ebenfalls für den Dienst als Messdienerin eingeteiltes Mädchen aus dem Pfarrhaus holen sollen. Gefunden habe die Messdienerin das gesuchte Mädchen im Bett des Seelsorgers. Ferner berichtete sie, dass in einem anderen Fall ein Mädchen erzählt habe, dass U. mit ihrer älteren Schwester gebadet habe.
Familie hatte zunächst aus Scham geschwiegen
Rücksicht auf Die 36-Jährige war in ihrer Aussage hin- und hergerissen: Auf der einen Seite habe U. frischen Wind in die Pfarre gebracht, vor allem junge Familien angesprochen und für die Gemeinde begeistert: „Er hat so viel Gutes getan und bewegt.“ Firmunterricht habe es mit Chips auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer gegeben, und er habe von einem grenzenlos gütigen Gott gesprochen, „der alles verzeiht“. Heute käme ihr diese Aussage aber „taktisch“ vor, „so, als hätte er sich gemeint“, sagte die Frau.
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Am Freitag sagten auch der Bruder (32) und die Mutter (65) der Nichten des Angeklagten aus, die von U. missbraucht worden sein sollen und in dem Prozess als Nebenklägerinnen auftreten. Der Bruder sagte, dass die Familie, nachdem die Vorwürfe gegen U. bekannt geworden seien, zunächst nichts unternommen habe. Es habe geheißen: „Das darf nicht rauskommen, weil die Oma daran zugrunde geht“, sagte der 32-Jährige. Die 65-Jährige sagte, nachdem ihre Töchter sich offenbart hätten, hätte sie den Kontakt zu U. abgebrochen. Dass der sich weitere Opfer suchen könnte, darüber habe sie nicht nachgedacht, sagte die Frau.