Köln – Der Name „Kölner Erklärung“ klingt ein wenig staatstragend. Aber genauso ist der Appell gemeint, den die Wirte der Interessengemeinschaft Gastro (IG) am Mittwoch in den sozialen Netzwerken verbreiteten. „Wir stehen vor einem Elften im Elften, der uns in epochale Schwierigkeiten bringen kann“, lautet die Warnung, mit der sich die Interessenvertretung Gehör verschaffen möchte. Für die Veröffentlichung haben sie sich den Tag nach dem Treffen des „Runden Tischs“ mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Rathaus ausgesucht, dessen Tenor die Stadt so formuliert: „Es wird sich nicht lohnen, am 11.11. nach Köln zu kommen“.
Lockdown unbedingt verhindern
Die Wirte zeichnen in ihrer Erklärung ein Schreckensszenario. Wenn in jeder 200. Wohnung eine private Feier zum Auftakt der Karnevalssession stattfände, bedeute dies 2750 Feiern. Ein paar Corona-Superspreader würden der Stadt eine gute Woche später einen Lockdown bescheren. „Keine geöffnete Gastronomie in der gesamten Weihnachtszeit, starke Einschränkungen des Handels. Und dabei noch komplett lächerlich gemacht vor den Augen Deutschlands und der Welt“, heißt es in der Erklärung. Die Konsequenz: Viele Lokale werden am 11. November nicht öffnen, oder aber ausschließlich mit Reservierungen arbeiten. Je nach Infektionsgeschehen schließe die Oberbürgermeisterin auch die Verhängung einer „Sperrstunde“ für diesen Tag nicht aus.
Ruf als Party-Metropole
Karneval gehört zu Köln wie der Dom und der FC, das wissen alle Verantwortlichen, egal ob Karnevalisten oder städtische Angestellten. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Stadt am 11. November weit über ihre Grenzen hinaus den Ruf als Party-Metropole erarbeitet. Anders als sonst wird die Stadtverwaltung dieses Jahr keine Toilettenhäuschen aufstellen. „Der Elfte im Elften soll ein ganz normaler Werktag werden“, lautet die Hoffnung. Und die Bitte an alle Feierwilligen. Kommende Woche wollen Festkomitee und Stadt gemeinsam an die Öffentlichkeit treten, um ihren Appell zu wiederholen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, zeigt sich nach dem Treffen im Rathaus „sehr beeindruckt von der einmütigen Einstellung der Akteure“. Und er stellt fest: „Köln darf nicht zum Corona-Hotspot werden. Dafür müssen wir alles tun und notfalls auch restriktive Maßnahmen ergreifen.“ Konkrete Pläne für Zonen, in denen Alkoholverbote gelten sollen, gibt es noch nicht. Doch die Stadt will wieder ein Glasverbot verhängen und Kioske kontrollieren, um einen Alkoholverkauf auf diesem Weg zu unterbinden. „Wir werden Kioske und Supermärkte kontaktieren, um sie für eine Schließung oder einen Verzicht auf den Verkauf von Alkohol am 11.11. zu gewinnen“, teilt die Stadt bereits jetzt mit.
Hupke verbindet mit dem jecken Datum eine besondere Hoffnung: „Es ist die historische Chance, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die Stadt vom allgemeinen Massenbesäufnis zu befreien“, sagt er.