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Von OB Reker bis zum Gaffel-ChefMit welchen Gedanken Kölner sich ins Feiern stürzen

Lesezeit 5 Minuten
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Erwin Ott

Weiberfastnacht wird auch in dieser Session sehr speziell.Mit welchen Gedanken gehen Kölnerinnen und Kölner in die närrischen Tage? Wir haben uns umgehört.

Dominik Schönenborn, Keyboarder Cat Ballou

„Oh, wie schön! Jede Zeile aus unserer aktuellen Sessionsnummer trifft wohl den Nagel auf den Kopf.

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Dominik Schönenborn

Es werden sehr emotionale Tage mit vielen Gänsehautmomenten, an denen wir bestimmt das ein oder andere Freudentränchen verdrücken werden. Wir spielen seit Anfang Februar wieder und die Stimmungskurve zeigt eindeutig nach oben. Man merkt, wie wichtig den Menschen der Kölner Karneval ist. Wir glauben, viele von uns werden noch bewusster Karneval feiern.

Die Veranstaltungen sind kleiner und laufen unter den aktuellen Hygienemaßnahmen. Es wird anfänglich noch etwas ungewohnt, aber sobald die ersten Töne erklingen, geht es auch darum, die Sorgen für einen Moment zu vergessen. Wir haben im Vergleich zu letztem Jahr so viel zurückgewonnen, dafür sollte man dankbar sein!

Wir haben ein volles Sessionswochenende, fast wie in alten Zeiten. Vorbereiten kann man sich so spontan nicht wirklich. Die Emotionen, das Adrenalin, die Sehnsucht nach unserer heißgeliebten, bunten Stadt tragen uns durch die jecken Tage! Natürlich mit Masken und viel Desinfektionszeug im Bus und neben der Bühne!“

Henriette Reker, Kölner Oberbürgermeisterin

„Ich werde überwiegend am Schreibtisch sitzen und arbeiten, denn das gewohnte karnevalistische Treiben im Rathaus wird es in diesem Jahr noch nicht geben. Um die Tradition zu pflegen, empfange ich vormittags das Dreigestirn mit wenigen ausgewählten Akteur*innen des Brauchtums.

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OB Henriette Reker feiert Karneval

Später besuche ich städtische Mitarbeitende, für die die Karnevalstage immer eine enorme Arbeitsbelastung bedeuten – darunter Ordnungskräfte und Mitarbeitende des Rettungsdienstes.

Jede*r muss eigenverantwortlich entscheiden, ob sie oder er trotz hoher Infektionszahlen unbeschwert Karneval feiern kann. Ich werde noch einmal aussetzen. Umso mehr freue ich mich darauf, in der kommenden Session wieder die Uniform der Roten Funken zu tragen und mit anderen Jecken zusammenzukommen. Bützen und tanzen, das passt noch nicht – „Alles hät sing Zick“.

Am Freitag empfange ich Jan und Griet und den Vorstand der Altstädter, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Das wird für mich ebenso wie der Empfang des Kinderdreigestirns sicher einer der Höhepunkte der nächsten Tage.

Wie schon nach dem 11.11. wird es diejenigen geben, die die Bilder aus Köln sehen und den Kopf schütteln. Das können wir nicht verhindern. Was wir verhindern wollen, sind Ansteckungen. Mit diesem Ziel haben wir für alle, die in der Brauchtumszone feiern wollen, strenge Regeln beschlossen und damit ein hohes Schutzniveau geschaffen. Angesichts der bevorstehenden Lockerungen wäre es unmöglich gewesen, den Menschen in dieser Stadt, von denen über 80 Prozent vollständig geimpft sind, erneut das Feiern zu verbieten. Und verlegen kann man den Kölner Karneval nicht.“

Michael Gerhold, Präsident der Nippeser Bürgerwehr

„Die Eröffnung des Straßenkarnevals in Nippes auf dem Wilhelmplatz wird anders, als wir uns das vorgestellt haben. Statt 4000 Leuten können in diesem Jahr nur deutlich weniger kommen. Es wird trotzdem schön. Alle, die da sind, werden großen Spaß haben. Trotzdem freuen wir uns natürlich, wenn der ganze Corona-Spuk endlich ein Ende hat.

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Michael Gerhold 

Die Veranstaltung auf dem Wilhelmplatz ist unser zentrales Prunkstück. Es gibt an den kommenden Tagen aber noch drei weitere Highlights, auf die ich mich sehr freue. Unsere Veranstaltung am Alter Markt am Samstag gemeinsam mit der Willi-Ostermann-Gesellschaft und der Bürgergarde Blau-Gold wird sicherlich auch sehr schön. In dieser Kombination haben wir noch nie etwas zusammen gemacht. Das ist etwas Besonderes.

Alleine hätte keine Gesellschaft die Veranstaltung stemmen können. Dann wird es am Montag spannend, wie sich der Zug im Stadion als Teilnehmer anfühlt. Am Dienstag haben wir uns dann noch etwas Tolles für Nippes einfallen lassen und wollen die Menschen dort überraschen. Es wird anders, aber vielleicht gerade deshalb auch besonders.“

Erwin Ott, Geschäftsführer Gaffel am Dom

„Wir haben in kürzester Zeit geguckt, was wir machen können, noch einen DJ bestellt, mit der Brauerei gesprochen. Wir werden dieses Jahr nur die Hälfte der Bestuhlung rausnehmen. Sonst räumen wir an Karneval komplett aus. Durch die Personenbegrenzung werden wir das nicht brauchen. Also haben wir eine kleine Feierzone und dahinter servieren wir à la carte.

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Erwin Ott

Für Draußen haben wir Drängelgitter bestellt, so dass wir mit Security kontrolliert einlassen können. Ich denke, dass es da sehr viel Diskussionsbedarf geben wird. Ich weiß nicht, ob jeder mitbekommen hat, dass man geboostert sein und einen aktuellem Test haben muss, um in die Gastronomie reinzukommen. Ich hoffe, dass das zügig geht und nicht zu viel diskutiert wird. Wir haben uns die Vorschriften nicht ausgedacht, wir müssen sie nur umsetzen und hoffen, dass die Gäste Verständnis haben und vorbereitet sind.

Ich denke, mit denen, die dann kommen, wird die Stimmung gut. Die, die dem Feiern skeptisch gegenüberstehen, die bleiben an den Tagen zuhause.

Ich gehe mit gemischten Gefühlen in die Karnevalstage. Auf der einen Seite freut man sich, dass man etwas machen darf. Auf der anderen Seite, denkt man natürlich, hoffentlich funktioniert alles, hoffentlich geht das alles gut. Aber die Hauptbedenken habe ich wirklich vor der Türe. Hier im Haus, das ist ja Routine.“

Biggi Wanninger, Präsidentin Stunksitzung

„Ich bin noch nicht richtig auf Karneval eingestellt, das liegt daran, dass die Stunksitzung ausgefallen ist, dieses Vorwärmen fehlt. Ich werde unterwegs sein, aber nicht in den Kneipen. Angesichts der Infektionszahlen finde ich es ganz schön gewagt, die Lokale aufzumachen. Ich weiß nicht, ob die, die sich die Schutzregeln ausgedacht haben, schon mal in einer Karnevalskneipe waren. In Köln eher nicht. Mal sehen, was sich ergibt. Es wird eine ganz Art von Karneval, es sind verrückte Zeiten, da kann auch etwas Spannendes passieren.Wir Stunker treffen uns auch. Wir passen auf, dass wir am nächsten Tag höchstens mit einem Kater aufwachen – und nicht mit Corona.“

Karen Jalali, Kioskleiter „Tiam“ an der Zülpicher Straße

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Karen Jalali 

„Vor Karneval ist es immer ein bisschen stressig. Hier auf der Zülpicher Straße gibt es das Glasverbot, das heißt, wir müssen unsere Kühlschränke aufräumen und mit Dosen vollmachen. Sonst ist Glas zu gefährlich, wenn die Leute irgendwann zu betrunken sind.

Für die Anwohner ist das auch immer ein bisschen schwierig, aber das ist ja nur ein-, zweimal im Jahr, dass es hier so voll ist. Wenn die Leute in der Straße glücklich sind, dann haben wir auch Spaß.“