Köln – Um sicherzugehen, was der Ausfall zahlreicher Karnevalsveranstaltung in Zahlen bedeutet, hat das Festkomitee schnell nachrechnen lassen. Die Boston Consulting Group hatte vor zwei Jahren in einer Studie festgestellt, dass im Karneval 600 Millionen Euro umgesetzt werden – vom Kostümverkauf bis zur Taxifahrt. „Nun fallen 98 Prozent davon weg“, sagt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn. Die Spendenaktion „Mer looße üch nit allein“ soll helfen, die Not der am stärksten betroffenen Bühnenarbeitern, Techniker und kleinen Tanzgruppen zu lindern. Höhepunkt der Aktion ist ein Spendenmarathon an Weiberfastnacht in der Lanxess-Arena.
Höhner, Klüngelköpp, Domstürmer, Cat Ballou und viele andere Künstler haben ihre Teilnahme bereits zugesagt. „Das Programm steht noch nicht, aber bis Aschermittwoch sind wir vermutlich mit der Veranstaltung durch“, scherzt Guido Cantz, der den Spendenmarathon gemeinsam mit Mirja Boes moderieren wird, die als Komikerin zum Ensemble von „Deine Sitzung“ gehört. „Es geht darum, den Härtefällen Unterstützung zukommen zu lassen“, erklärt Kuckelkorn. Ohne große bürokratische Hürden kann ab dem 8. Februar Hilfe über die Internetseite www.nitallein.de beantragt werden.
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Für die Seriosität der Spendenaktion sollen zum einen die Unterstützer stehen, zu denen neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker auch der Politiker Wolfgang Bosbach, die Musiker von Cat Ballou, Guido Cantz, Christoph Kuckelkorn und Moderatorin Bettina Böttinger. „Ich habe dem Karneval viel Freude zu verdanken. Gerade diejenigen, die beruflich und finanziell nicht von der Krise betroffen sind, sollten jetzt spenden“, hofft die WDR-Moderatorin.
Gesicht für den guten Zweck zeigen
Zum Cat Ballou-Lied „Du bes nit allein“ ist ein Mottovideo zur Spendenaktion entstanden, zahlreiche Musiker zeigen hier ihr Gesicht für den guten Zweck. „Uns war es wichtig, dass die beschworene Solidarität im Karneval jetzt auch gelebt wird“, erklärt Sänger Oliver Niesen. Bislang ist Weiberfastnacht ab elf Uhr ein fünfstündiger Livestream aus der Arena geplant. Ein Übertragungswagen und die Technik konnten kostenlos organisiert werden, auch die Arena verzichtet auf die Miete.
Spende per SMS
85 000 Euro sind bereits jetzt im Topf, das Geld haben Kreissparkasse, Stadtsparkasse, Rheinenergie AG und JTI Deutschland gespendet.
Per SMS unter der Nummer 44844 gespendet werden. Als Stichwort muss „Karneval5“ oder „Karneval10“ angegeben werden – für Spenden von fünf oder zehn Euro. (tho)
Arena-Chef Stefan Löcher gehört darüber hinaus einem prominent besetzten Beirat an, der über die Vergabe der Spendengelder entscheiden soll. Auch Matthias Becker (Management der Bläck Fööss), Bernhard Conin (Geschäftsführer Kölnkongress), Barbara Förster (Kulturamt) und Norbert Minwegen (Geschäftsführer SK Stiftung Kultur) gehören dem Gremium an. Da die Dauer der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen für die Veranstaltungsszene noch nicht abzusehen sind, soll die Spendenaktion auch nach Aschermittwoch fortgesetzt werden. „Ich glaube, dass daraus etwas Großes für die Zukunft entstehen kann“, vermutet Guido Cantz.Es geht den Initiatoren sowohl um Einzelschicksale als auch um den Karneval an sich. „Manchmal reichen 500 Euro, um die Miete für eine Trainingshalle zu bezahlen“, sagt Kuckelkorn. Es gehe darum, „nachhaltigen Schaden“ vom Karneval abzuwenden. Für Einzelpersonen sind Hilfen bis 2000 Euro möglich. Ab sofort sind Spenden möglich – auch per SMS.