„Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, damit es nicht zu Sicherheitsstörungen in der Synagoge kommt“, heißt es von der Polzei.
Karneval in KölnSo sieht das Sicherheitskonzept am Elften Elften aus - besonderer Schutz für Synagoge
Der Vorhang zur neuen Karnevalssession wird sich am Elften im Elften öffnen. „Wat e Theater – wat e Jeckespill“ heißt es dann bis Aschermittwoch in Köln. Zum Auftakt, einem Samstag, werden Zehntausende Feiernde in der Stadt erwartet, viele im Univiertel rund um die Zülpicher Straße. Die weltpolitische Lage ist angespannt, die Sicherheitslage schwierig. „Ein echter Gamechanger wäre eine landesgesetzliche Ermächtigung für ein Alkoholverbot“, sagt Athene Hammerich, Leiterin des Ordnungsamts. Weil die nicht in Sicht ist, setzen die Sicherheitsbehörden auf bewährte Konzepte. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Wie sieht das Sperrkonzept aus?
Das grundlegende Sicherheitskonzept für den Elften Elften ist exakt das gleiche wie an Weiberfastnacht 2023. Das Kwartier Latäng wird rund um die Zülpicher Straße zum Sperrgebiet, Eingänge gibt es an der Roonstraße, Bachemer Straße, Kerpener Straße und auf der Luxemburger Straße auf Höhe der Uniwiese. Auf die Zülpicher Straße kommen Feiernde nur über den Eingang auf der Roonstraße und über eine Art Schleuse innerhalb der Feierzone auf Höhe der Unimensa. Hinweise auf Videoleinwänden sollen das vorwiegend junge Publikum zu den Eingängen leiten: vom Rudolfplatz zu den Eingängen auf der Roonstraße und der Bachemer Straße, vom Barbarossaplatz über die Luxemburger Straße zur Uniwiese.
Für den wahrscheinlichen Fall, dass die Zülpicher Straße vollläuft, setzt die Stadt erneut auf eine Entlastungsfläche auf der Uniwiese.
Was passiert auf der Uniwiese?
Erst wenn die Zugänge zur Zülpicher Straße dicht sind, soll die Uniwiese bespielt werden. Dann gibt es dort Musik sowie ein Getränke- und Speisenangebot. „Es geht hierbei um Gefahrenabwehr, nicht um Party“, hält Ordnungsamtsleiterin Athene Hammerich fest. Wie erstmals an Weiberfastnacht schützt die Stadt die Wiese mit Bodenplatten, die auch bei Konzerten in Stadien zum Einsatz kommen. „Besser kann man die Wiese nicht schützen“, sagt Hammerich. Der Elfte Elfte fällt in diesem Jahr auf einen Samstag. Auch wenn der Andrang größer wird als zuletzt, sei man mit der Uniwiese gut aufgestellt. „Nach unserer Einschätzung reicht die Fläche aus“, sagt Daniel Kölle, Leiter der Stabsstelle Events der Stadt.
Welches Konzept verfolgt die Polizei?
Mit gewohnt starken Kräften wird die Polizei im Einsatz sein, in zwei Schichten werden rund 1000 Beamtinnen und Beamte der Einsatzhundertschaften im Dienst sein. Das oberste Ziel formuliert Einsatzleiter Frank Wißbaum so: „Unsere Maßgabe wird es sein, dass am 12. November alle Feiernden glücklich und unversehrt nach Hause gekommen sind“, sagt er. Angesichts der latenten Terrorgefahr und der Kriegsschauplätze rund um den Globus rät die Polizei von kriegerischer Kostümierung und dazugehörender Bewaffnung dringend ab. „Es verbietet sich moralisch, eine Kostümierung zu wählen, die Bezug zu Terror oder Kriegshandlungen hat“, stellt Wißbaum klar. Auf täuschend echt wirkende Waffen sollte verzichtet werden.
Gibt es einen besonderen Schutz der Synagoge?
Die jüdische Synagoge in der Roonstraße liegt unweit des Zugangs zur Feierzone. Polizei und private Sicherheitskräfte sollen zum Karnevalsauftakt das Gelände schützen. Die Synagoge wird mit Gittern komplett abgesperrt. „Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, damit es nicht zu Sicherheitsstörungen in der Synagoge kommt“, sagt Einsatzleiter Frank Wißbaum. Ohnehin wird die Synagoge rund um die Uhr polizeilich bewacht.
Was wurde aus den Ideen der Arbeitskreise?
Drei Arbeitskreise des Runden Tischs Karneval hatten im Vorfeld Ideen für den Karneval rund um das Kwartier Latäng erarbeitet. Die vielversprechendsten Ideen: Eine App für die Kommunikation mit der Zielgruppe sowie mehrere dezentrale Veranstaltungen, die das Studentenviertel entlasten sollten. Schon seit einigen Wochen war klar, dass der Elfte Elfte für die App zu früh kommt. Offen ließ die Stadt bis zuletzt die Option einer oder mehrere zusätzlicher Veranstaltungsformate. Auch diese wird es in diesem Jahr nicht geben. „Es gab viele Interessenten und positive Konzepte“, sagt Kölle. Am Ende habe sich niemand gefunden, der eine solche Veranstaltung finanziell und auch aus Sicherheitsaspekten stemmen könnte.
Ein weiteres Ergebnis der Arbeitsgruppen ist eine Informationskampagne rund ums respektvolle Feiern. Um damit vor allem junge Menschen zu erreichen, setzt die Stadt dabei auch auf eine Kooperation mit dem Instagram-Kanal „koelnistkool“.
Welche Schlüsse zieht die Stadt aus der Security-Panne?
Nachdem das Rechnungsprüfungsamt dem Ordnungsamt und den beauftragten Security-Firmen wie berichtet massive Versäumnisse und sogar Gesetzesverstoße vorgeworfen hatte, schärft das Ordnungsamt in diesem Bereich nach. Der Check-In für Sicherheitspersonal soll durch einen digital unterstützten Prozess beschleunigt werden. Das neue Vorgehen soll übersichtlich darstellen, wer mit welchen Kompetenzen an welcher Stelle stehen darf. Noch an Weiberfastnacht übergaben die Security-Mitarbeiter ihre nummerierte Weste beim Schichtwechsel. Nun hat jeder seine eigene Weste. „Wenn irgendjemand etwas macht, das er nicht darf, kann die Person direkt zugeordnet werden“, sagt Hammerich. Um fehleranfälligere kurzfristige Nachmeldungen von Sicherheitskräften zu vermeiden, sei der Personalpuffer erhöht worden. Er beträgt nun etwa zehn Prozent.
Wie werden die Anwohnenden geschützt?
Weite Bereiche des Univiertels sind Sperrzone, zu der Feiernde keinen Zutritt haben. Hierdurch sollen vor allem Anwohnende geschützt werden. Am Montag wird die Stadt Informationen im Viertel verteilen und über das Sicherheitskonzept informieren. Zahlreiche Zugänge zur Feierzone sollen ausschließlich Anwohnenden und Gewerbetreibenden zur Verfügung stehen. Wer in der Zone wohnt, soll nach Vorzeigen des Personalausweises durchgelassen werden. Gewerbetreibende erhalten Armbänder, für sie gibt es gesonderte Zugänge.
Am Freitag hatte die Bürgergemeinschaft Rathenauplatz unter dem Slogan „Das Veedel gehört uns“ zur Kundgebung vor dem Rathaus aufgerufen, um für mehr Schutz der Anwohnenden zu demonstrieren.
1000 private Sicherheitskräfte werden zum Sessionsauftakt im gesamten Stadtgebiet eingesetzt, etwa 760 davon im Univiertel an der Zülpicher Straße. Hinzu kommen 1000 Polizistinnen und Polizisten. Das Ordnungsamt wird mit 180 Mitarbeitenden vertreten sein. 6Kilometer Bauzäune werden rund um das Univiertel aufgebaut. 550 Toilettenhäuschen, 170 Urinale und 25 Toilettenwagen werden zur Verfügung stehen. Wildes Urinieren kann mit einem Ordnungsgeld in Höhe von 200 Euro geahndet werden.