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Vor dem Elften Elften in Köln„Wir wurden nicht mehr gefragt“ - Runder Tisch Karneval fast ohne Ergebnisse

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Blick auf die Zülpicher Straße an Weiberfastnacht 2023.

Blick auf die Zülpicher Straße an Weiberfastnacht 2023.

Für eine Respekt-Kampagne arbeitet die Stadt mit einer bekannten Instagram-Seite zusammen. Eine App wird es noch nicht geben.

Es ist gut drei Monate her, da traf sich der Runde Tisch Karneval im Rathaus. Drei von der Stadt gebildete Arbeitsgruppe stellten dort ihre Ideen für die Karnevalsfeiern am Elften Elften vor. Als einen Schritt in die richtige Richtung bezeichneten viele Teilnehmer das Treffen damals. Am Dienstag kam der Runde Tisch erneut im Rathaus zusammen. Nun ging es darum, was bereits zum Sessionsauftakt umgesetzt werden kann. Die Antwort fiel eher dünn aus.

Eine klare Richtung gibt es im Kommunikationsbereich. Angekündigt hatte die vom städtischen Presseamt geleitete Arbeitsgruppe eine Strategie zur Kommunikation mit der jungen Zielgruppe, die mehrheitlich im Kwartier Latäng Karneval feiert. Dazu hat sich die Stadt nun die Macher der Instagram-Seite „koelnistkool“ ins Boot geholt. Gemeinsam soll eine Werbekampagne rund um das Thema Respekt entstehen. Konkrete Ergebnisse präsentierte Presseamtsleiter Alexander Vogel zwar noch nicht, das Vorhaben sei am Runden Tisch aber auf positive Resonanz gestoßen, heißt es aus Teilnehmerkreisen. „koelnistkool“ erreicht im sozialen Netzwerk rund 286.000 Menschen, die der Seite folgen. Seit einigen Jahren unterhält „koelnistkool“ seine Follower mit humoristischen und selbstironischen Beiträgen rund um das Leben in Köln. Und trifft damit offenbar einen Nerv.

„Mit der Kommunikationskampagne, die die Zielgruppe sehr gut trifft, bin ich zufrieden. Ansonsten waren es leider keine Riesen-Ergebnisse“, sagt Anna Heller (Brauerei Heller). Heller leitete eine weitere Arbeitsgruppe, die im Juni unter anderem eine App für eine bessere Zielgruppen-Kommunikation an den Karnevalstagen vorgeschlagen hatte. Damit könnte die Stadt beispielsweise kommunizieren, wenn bestimmte Bereiche volllaufen und Einlässe gestoppt werden. Zumindest zum Elften Elften wird es diese App noch nicht geben. „Es gab bereits erste Gespräche. Unter anderem sollen Gastronomen und auch Schülerinnen und Schüler ihre Wünsche für die App äußern“, sagt Heller. Das Projekt leitet nun das Festkomitee, das bereits 2018 die Idee einer App verfolgte und Kontakte zu potenziellen Entwicklern pflegt. Am Elften Elften soll eine Homepage der Stadt die Aufgabe übernehmen.

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Mehrere in der Stadt verteilte Bühnen, Plätze oder verkehrsfreie Zonen, die den Andrang auf die Zülpicher Straße reduzieren und Menschenmassen entzerren könnten - wie berichtet war das der Vorschlag der Arbeitsgruppe um den Karnevalisten Jan Krauthäuser (Humba e.V.). Kurzfristig umgesetzt wird davon voraussichtlich nichts. „Nachdem wir unsere Ergebnisse im Juni präsentiert haben, hat die Verwaltung übernommen und wir wurden nicht mehr gefragt“, kritisiert Krauthäuser. Was in der Arbeitsgruppe noch als visionär und hoffnungsvoll bewertet wurde, sei in der Verwaltung zur Randnotiz geschrumpft. „Es wäre durchaus möglich gewesen, auch kurzfristig neue Modelle zu probieren. Doch viele Dinge werden immer wieder so heruntergebrochen, dass es ins statische Sicherheitskonzept der Verwaltung passt.“ Auf Anfrage teilt die Stadt mit, es werde weiterhin von allen Seiten an der Umsetzung einer dezentralen Veranstaltung gearbeitet.

Elfter Elfter: Ein Widerspruch in der Verwaltung

Die Stadt begründete laut Teilnehmern des Runden Tischs, sie hätte keinen Veranstalter gefunden. Selbst als Veranstalter aufzutreten, schließt die Stadt schon seit längerer Zeit aus. Krauthäuser sieht zudem einen Widerspruch in der Verwaltung, der dringend aufgelöst werden müsse: „Zum einen heißt es, die Verwaltung stehe mit Veranstaltern in Verhandlung. Auf der anderen Seite heißt es aber auch, Veranstaltungen im Innenstadt-Raum seien nicht möglich." Der Fokus müsse für Krauthäuser darauf liegen, langfristig eine Idee zu entwickeln, wie in Köln Karneval gefeiert werden soll. Dazu sei es nötig, dass die Verwaltung sich traue, neue Dinge auszuprobieren.

Ende Oktober tagt der Runde Tisch zum letzten Mal vor dem Elften Elften. Dann soll es vor allem um das Sicherheitskonzept rund um die Zülpicher Straße gehen. Der Beschwerdeausschuss hatte sich zuletzt einer Bürgereingabe des BUND gegen eine Nutzung des Inneren Grüngürtels angeschlossen. Vor allem die Grünen-Fraktion fordert die Verwaltung erneut dazu auf, alternative Flächen zu suchen. Dennoch scheint derzeit - vor allem aus Zeitgründen - alles auf eine Entlastungsfläche auf der Uniwiese hinauszulaufen.