Karneval in KölnDer Elfte im Elften wird unter 2G-Regeln gefeiert
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Köln – Eine Stunde hat sich der Krisenstab der Stadt am Montag für seine digitale Sondersitzung Zeit gelassen, um das Sicherheitspaket für Eröffnung der Karnevalsession an diesem Donnerstag noch enger zu zurren. Erwartungsgemäß sind die Zugangsregelungen für den Kneipenkarneval und alle anderen Veranstaltungen verschärft worden. Am Elften im Elften wird für einen Tag die 2G-Regelung gelten. „Angesichts der weiter steigenden Infektionszahlen und der Situation auf den Intensivstationen haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen“, verkündete Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Köln will sich nicht freiwillig zum Testgebiet für die Feierwilligen der Republik erklären – diese Botschaft steckt hinter der Regeländerung. Denn ein PCR-Test oder Schnelltest reicht jetzt nicht mehr, um an Karnevalsveranstaltungen teilzunehmen. „Wir können nur hoffen, dass viele Menschen, die nicht über einen Nachweis verfügen, dass sie geimpft oder genesen sind, gar nicht erst nach Köln kommen. Sie werden hier keine Gelegenheit haben zu feiern“, sagte Ordnungsamtsleiter Wolfgang Büscher der Rundschau und verdeutlicht damit die Abwehrhaltung der Stadt. Am Montag wurden bereits erste Absperrgitter im Zülpicher Viertel und auf den Uniwiesen aufgebaut , ebenso in der Altstadt. Hier soll der Zutritt streng kontrolliert werden (siehe Grafik).
Zustimmung für 11.11. in Düsseldorf angefragt
Für den Kölner Sonderweg musste die Stadtspitze am Montag auf die Zustimmung aus Düsseldorf warten – ansonsten wäre die 2G-Regelung juristisch anfechtbar gewesen. „Ich bin froh, dass das Land unseren Regelungen so kurzfristig zugestimmt hat und wir diese Regeln nun umsetzen können“, stellte Stadtdirektorin Andrea Blome erleichtert fest. Viele Wirte hatten vorige Woche bereits die Notbremse gezogen und mitgeteilt, angesichts hoher Infektionszahlen keine Karnevalspartys veranstalten zu wollen. Andere Gastronomen hatten mit einem 3G-Konzept geplant, all das ist nun Makulatur. Das Ordnungsamt hat Kontrollen angekündigt. „Wir werden präsent sein und regelmäßig Stichproben vornehmen“, kündigte Büscher an. Bei gravierenden Verstößen werde man auch „den Zapfhahn nach oben drehen“, sprich die Lokalität versiegeln. Die Höhe der Bußgelder will das Land noch festlegen.
Für die Feier der Willi-Ostermann-Gesellschaft auf dem Heumarkt sind 11.000 Tickets verkauft worden, der Verein hatte ohnehin mit einem 2G-Konzept geplant. Zutritt haben also nur geimpfte Menschen und solche, die von der Corona-Erkrankung genesen sind. „Die Entwicklung lässt momentan auch keine andere Handlung zu“, betonte Ralf Schlegelmilch, Präsident der Ostermann-Gesellschaft. Karneval sei kein Grundrecht, sondern ein Brauchtumsfest, das von Vereinen organisiert werde.
Das Gesundheitsamt vermeldete zu Wochenbeginn 238 Neuinfektionen, die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 185,6. Die Situation in den Kliniken hat sich am Wochenende kaum verändert. In den Krankenhäusern werden 130 Corona-Infizierte behandelt, davon befinden sich 54 auf den Intensivstationen, die Mehrheit von ihnen ist nicht geimpft. Angesichts der Entwicklung erneuerte die Oberbürgermeisterin am Montag ihren Impfappell an die Menschen in der Stadt. „Ich kann an alle Ungeimpften nur noch einmal eindringlich appellieren: Lassen Sie sich impfen! Zu Ihrem eigenen Schutz, zum Schutz aller und um uns endlich wieder ein normales Leben zu ermöglichen“, so Reker. Dass Impfungen zwar vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen, nicht aber vor einer Infektion, wird immer deutlicher. Bei den Neuinfektionen liegt die Quote der Geimpften inzwischen bei mehr als 40 Prozent, Ärzte plädieren für eine Drittimpfung.