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Corona-Regeln zum 11.11.Wie der Sessionsauftakt in Köln gefeiert wird

Lesezeit 5 Minuten

Karnevals-Auftakt am Heumarkt 

Köln – „Widder do“ steht auf Stickern, die zum Auftakt der Karnevalssession von der Willi-Ostermann-Gesellschaft angefertigt worden sind. Der Karneval ist wieder da. Und Tausende Jecke, die dieses Ereignis trotz steigender Corona-Inzidenzen am 11. November in der Stadt feiern wollen. In Kneipen und im Freien. Die Antworten zu den wichtigsten Fragen:

Hat der Karnevalsauftakt in Köln Signalwirkung?

Zwar spielt die Fußball-Bundesliga wieder in ausverkauften Stadien, doch eine mit der Sessionseröffnung vergleichbare Freiluftveranstaltung ohne feste Sitzplätze hat es bislang in Deutschland noch nicht gegeben. „Wir sind der Eisbrecher nicht nur für Köln. Die ganze karnevalistische Welt schaut auf uns, Weihnachtsmarktbetreiber und Festivalveranstalter“, ist sich Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn sicher. Die Deutsche Bahn wirbt auf Postkarten für den Sessionsauftakt in Köln – doch niemand kann seriös schätzen, wie viele Feierwillige in die Stadt reisen werden.

Sind eine Absage oder ein Verbot denkbar?

Obwohl die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt inzwischen bei auf mehr als 100 geklettert ist, steht eine Absage der Veranstaltungen nicht zu befürchten. Noch am Dienstag waren Vertreter des Festkomitees zu Gesprächen in die Staatskanzlei nach Düsseldorf gereist, um sich mit Landesvertretern abzustimmen. „Wir sind mit viel Optimismus zurückgekommen“, sagt Kuckelkorn und sieht den Karneval vor einer sozialen Herausforderung: „Viele Menschen leben noch mit unglaublich großen Ängsten, es ist unsere große Aufgabe und Verantwortung, nicht auf die Inzidenzen zu schauen, sondern die Menschen wieder zusammen zu bringen“, so Kuckelkorn.

Gibt es für Heumarkt oder Tanzbrunnen noch Karten?

Nein, beide Veranstaltungen sind ausverkauft. Auf dem Heumarkt werden 11 000 Besucher feiern, am Dienstag hatte der Veranstalter, die Willi-Ostermann-Gesellschaft, nochmal 400 Karten zum Online-Verkauf angeboten, diese Tickets waren binnen zwölf Minuten verkauft. Auf dem Alter Markt werden Leinwände stehen, auf denen das Bühnenprogramm des Heumarkts ebenfalls verfolgt werden kann. Im Tanzbrunnen erwartet die „Grosse von 1823“ 10 000 Gäste, die Tageskasse öffnet nur, falls kurzfristig noch Karten zurückgegeben werden.

Welche Besonderheiten sind am Heumark geplant?

Alles so wie immer – diesen Eindruck wollen die Verantwortlichen nicht aufkommen lassen. „Wir spüren, dass die Menschen wieder den Schritt zurück zur Normalität wollen. Aber es geht für uns nicht um ein Feiern um jeden Preis. Denn wir tragen die Verantwortung“, sagt Ralf Schlegelmilch, Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft. Das Programm beginnt um 9.15 Uhr, WDR überträgt von 10.30 Uhr bis 16 Uhr live. Zu Beginn der Fernsehübertragung soll kurz an die vergangene Session erinnert werden, „eine andere Form als sonst“ kündigt der Präsident an, der Elfte im Elften solle „noch emotionaler als sonst“ gefeiert werden. Erstmals wird Jörg P. Weber mit seiner Flitsch auf der Bühne stehen, auch eine Kindertanzgruppe wird zu sehen sein. Zum Abschluss soll „Heimweh noh Kölle“ erklingen.

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Wird die Session so laufen wie immer?

Alle Veranstaltungen werden aufgrund der bestehenden Corona-Schutzverordnung geplant. Etwa 500 Karnevalssitzungen der dem Festkomitee angeschlossenen Vereine sind geplant, ebenso Party und die Lachende Kölnarena mit insgesamt 100 000 Besuchern. Zu den Sitzungen werden bis zu 400 000 Gäste erwartet. In den Sälen gilt je nach Veranstalter die 2G-Regel oder aber „3G plus“ (siehe Seite 2). Viele Fragen zum Umgang mit Hygienekonzepten sind aber noch offen – so ist die Kontrolle von Impf- oder Genesenen-Status bei Traditionskorps mit 100 Mitgliedern vor einem Bühnenauftritt unrealistisch. Das wird nur mit Vertrauen auf intern durchgeführte Vorab-Kontrollen funktionieren – in diese Richtungen gehen derzeit die Planungen. Und: Dürfen Kindertanzgruppen mit ihren nicht geimpften Mitgliedern bei einer 2G-Sitzung auftreten? Auch hierfür sollen pragmatische Lösungen gesucht werden.

Das Reiterkorps Jan von Werth hat bereits jetzt sein traditionelles Spiel an der Severinstorburg zu Weiberfastnacht abgesagt. Zu groß seien Sicherheitsaufwand und Unwägbarkeiten, zu hoch die Kosten.

Wie groß ist der Kontrollaufwand?

Von „außerordentlichem Aufwand“ spricht die Willi-Ostermann-Gesellschaft. Die Kosten seien 30 Prozent höher als vor zwei Jahren. Auf der Platzfläche sollen 50 Sicherheitskräfte eingesetzt werden, weitere 250 sollen den äußeren Zugangsring in der Altstadt sichern. Schon vor fünf Jahren lagen die Gesamtkosten der Veranstaltung nach Rundschau-Informationen bei rund 250 000 Euro. Erstmals hat die Gesellschaft Tickets zum Preis von 11,11 Euro verkauft, um die Kosten zu decken. Die Reaktionen der Käufer seien wohlwollend gewesen, heißt es.

Kontrollzonen und Passierscheine in Köln

14 Zugänge zur Veranstaltungsfläche auf dem Heumarkt wird es geben. Um Warteschlangen zu vermeiden, werden die Gäste mit dem Ticketkauf zu verschiedenen Eingängen gelotst. An vielen Stellen soll eine sogenannte „Fast Lane“ für den schnellen Zugang eingerichtet werden, weil mobile Sicherheitskräfte schon in den Warteschlangen Impfstatus und Ausweise prüfen werden. Um 9.15 Uhr beginnt das Bühnenprogramm.

Zum Hygienekonzept von Stadt und Veranstaltern gehören Sicherheitsbereiche in der Altstadt und im Zülpicher Viertel, in denen die 3G-Regelung gelten soll. Zutritt haben geimpfte und genesene Menschen, außerdem solche mit negativem PCR-Test. Auf dem Heumarkt selbst gilt jedoch die 2G-Regel.

Die Kontrollbereiche sind identisch mit den Glasverbotszonen der vergangenen Jahre (siehe Grafik). Das Glasverbot gilt erneut. An der Unimensa soll jedoch keine Bühne mehr aufgebaut werden.

6 Uhr morgens wird am 11. November die Deutzer Brücke stadteinwärts gesperrt. Der Autoverkehr wird über die Severinsbrücke geleitet. Fußgänger, die Richtung Innenstadt unterwegs sind, müssen schon an einer Kontrollstelle an der Mindener Straße in Deutz Impfstatus oder Negativtest vorzeigen.

Für Anwohner und Berufstätige, die am Elften im Elften die Sperrzone betreten müssen, sollen vorab Passierscheine ausgestellt werden. Anfang November sollen hierfür Informationszettel in der Altstadt verteilt werden. Außerdem will die Willi-Ostermann-Gesellschaft in einer einstigen Kneipe, Alter Markt 8, ein Bürgerbüro einrichten. Dieses soll vom 6. bis zum 10. Novembergeöffnet sein, hier können Passierscheine ausgestellt werden. Wer einen Passierschein hat, muss beim Zugang nicht seinen Impfstatus nachweisen. „Das ist rechtlich nicht umsetzbar“, teilt Ralf Schlegelmilch, Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft mit. (tho)