Köln – An Superspreader Speimanes führt kein Weg vorbei. Wie in der Puppensitzung des Hänneschen-Theaters spielt die spuckende Virenschleuder auch zu Beginn der Stunksitzung eine tragende Rolle. Nach der Begegnung mit dem „Wu-Hahn“ (Ozan Akhan) muss der Knollendorfer Gefahrenherd mit Kölsch geimpft werden: „Ich schmeck nichts mehr“, stöhnt Speimanes, doch Moderatorin Biggi Wanninger ergänzt achselzuckend: „Das ist Kölsch, das schmeckt immer so.“55 Veranstaltungen hatten die Stunker in diesem Jahr geplant. Losgehen sollte es schon am 1. Dezember, so früh wie nie. Erstmals hatte der Vorverkauf für die Dezembertermine schon während der letzten Session begonnen. Doch dann kam Corona, und alle Planungen wurden hinfällig. Nun ist an Weiberfastnacht (siehe TV-Übersicht) „Die etwas andere Stunksitzung“ im Fernsehen zu sehen, ein Zusammenschnitt aus einigen neu produzierten Nummern und Songs von Köbes Underground, sowie Klassikern, die gut in die Zeit der Pandemie passen.
Der Sturm auf den Reichstag hat in den dunklen Fantasien der alternativen Jecken Erfolg gehabt. Am Ende regiert Reichskanzler Björn Höcke, am Kabinettstisch wüten Corona-leugnend Siggi von der Borussenfront, Reichskoch Attila Hildmann, Sänger Michael Wendler und eine schwäbelnde Esoterikerin. So viel zündeln nahe am Volkszorn kann nicht gut gehen.
Produziert unter Corona-Bedingungen
Produziert wurden die Beiträge in den WDR-Studios in Bocklemünd, wobei die Darsteller sehr penibel auf Abstände achten mussten. Wanninger moderiert ganz alleine einen Rosenmontagszug im Konjunktiv („Et kütt wie et kütt, ävver et kütt ja nix“). Anne Rixmann brilliert, als sie als Bundeskanzlerin während der Neujahrsansprache die Fassung verliert. „Was gäbe ich für zwei Million Flüchtlinge“, klagt Angela Merkel im Angesicht der Corona-Dauerkrise und gruselt sich vor der Schalte mit den „Landeswürsten“ der Ministerpräsidentenkonferenz. „Jeder Kita-Stuhlkreis ist dagegen eine Quelle beständiger Freude.“ Der Stunksitzungsgemeinde dürfte die Tirade bekannt vorkommen, schon vor zwei Jahre war sie Teil der jecken Revue, damals aber mit anderer Stoßrichtung.Sieben Musiker der Hausband Köbes Underground konnten bei der Aufzeichnung dabei sein. Sie besingen die Liebe in der digitalen Welt und kleiden den Fööss-Song „He deit et wih un do deit et wih“ in neue Zeilen („He Pandemie un do Pandemie, alles, was Spaß macht, dat darf mer nih mih“). Auch der virale Erfolgssong „Et weed widder besser“ (250 000 Klicks) ist Teil des Programms, ergänzt wird all das um Klassiker aus dem Archiv wie der Flüstersitzung oder dem wetternden Bademeister Didi Jünemann.
Die Nubbelverbrennung vor dem E-Werk wird als Stream auf der Webseite zu sehen sein. Zudem gibt es diverse Solidaritätsaktionen. CD und Textlieder verkaufen sich gut als Erstatzprogramm zur C-Session, erzählt Sprecher Winni Rau. „Wir gehen davon aus, dass im nächsten Jahr eine Stunksitzung stattfinden wird“, sagt er. Man werde Planungen mit unterschiedlichen Szenarien verfolgen. „Aber wir bleiben optimistisch.“