Köln – Ob zu Fuß, mit dem Auto oder auf dem Fahrrad – auf der Kalker Hauptstraße herrscht stetiger Betrieb. Immer wieder kommt es zu Konflikten. Das soll nun entschärft werden. Darum hat der Verkehrsausschuss am vergangenen Dienstag eine Vorlage an die Bezirksvertretung Kalk (BV) übergeben. Der Plan sieht vor, die Kalker Hauptstraße zwischen der Rolshover Straße und der Kapellenstraße in eine Einbahnstraße umzuwandeln. Doch mit der Konfliktbeilegung ist das so eine Sache: Die Anwohnenden sind wenig begeistert.
Von der Kommunikation enttäuscht und verärgert
„Wir vom Bürgerverein Kalk haben uns vor allem gegen die Art und Weise ausgesprochen, wie die Kommunikation abläuft. Wir als Beteiligte wurden erst durch die Presseinformationen in Kenntnis gesetzt“, sagt Rainer Kreke. Er ist Vorsitzender des Bürgervereins Kalk und bedauert, dass über das Vorhaben bis jetzt nicht mit den Betroffenen gesprochen wurde. „Der Vorgang verläuft nicht demokratisch“, so Kreke. Er habe sich einen partizipativen Austausch gewünscht.
Bereits 2021 hatte die Bezirksvertretung die Verwaltung damit beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, wie die Kalker Hauptstraße „vom Autoverkehr inklusive der angrenzenden Parkplätze durch bauliche Maßnahmen weitestgehend befreit werden“ könne. Neben der Idee einer Einbahnstraße standen auch die Optionen eines Tempo-30-Bereichs mit Umwandlung des Schrägparkens in Längsparken oder die Umwandlung in einen verkehrsberuhigten Tempo-20-Bereich im Raum. Doch in der neuesten Beschlussvorlage für die BV ist wieder nur von einer Einbahnstraße die Rede.
Weitere Parteien sollen mit an den Tisch
„Es ist grundsätzlich richtig, dass an der Kalker Hauptstraße etwas gemacht werden muss“, sagt Kreke. In die Pläne zum Umbau seien jedoch bisher lediglich der Verkehrsausschuss und die Bezirksvertretung integriert gewesen. „Der Wirtschaftsausschuss und der Stadtentwicklungsausschuss fehlen in den Gesprächen“, so Kreke. Zusätzlich wünschen sich die Anwohnenden die Gesprächsbeteiligung der Industrie- und Handelskammer, des Handelsverbands und des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins. Das zumindest fordert Kreke gemeinsam mit dem Apotheker Oliver Wessel sowie dem Bäcker Engelbert Schlechtrimen der Standortgemeinschaft Kalk.
Zu dritt veröffentlichten sie am 10. August einen offenen Brief an Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Neben der Forderung, weitere wissenschaftliche Expertisen hinzuzuziehen, fordern sie „eine gute Lösung für alle“ und keine Experimente „mit dem Schicksal von rund 140 Einzelhändlern, Gastronomen, deren Mitarbeitern und der entsprechenden Zahl an Hauseigentümern“, so heißt es in dem Schreiben.
Offenen Brief an OB Reker gerichtet
Die verkehrspolitische Sprecherin der CDU, Teresa De Bellis, ist der Überzeugung, dass an das Thema ideologisch herangegangen werde. „Ich werde nicht für eine Einbahnstraße stimmen“, sagt sie. Zwar ist auch De Bellis der Überzeugung, dass die Kalker Hauptstraße eine Neuordnung braucht. Eine Einbahnstraße sei jedoch keine Lösung: „Wenn man daraus jetzt eine Einbahnstraße macht, macht man Strukturen kaputt, die man im Nachhinein nicht mehr reparieren kann.“
Lino Hammer, Vorsitzender des Verkehrsausschusses und Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, verteidigt das Vorgehen. Er betont, dass die Idee der Einbahnstraße ursprünglich von der Bezirksvertretung gekommen sei. Daran habe sich der Verkehrsausschuss orientiert. Dies sei, so Hammer, auch der Grund dafür, dass in der Beschlussvorlage nun nicht von den drei Optionen, sondern lediglich von der Einbahnstraße zu lesen ist. „Die Bezirksvertretung wird sich die Beschlussvorlage noch einmal ansehen“, so Hammer. Es bestünde also zumindest die Möglichkeit, dass diese dann entscheiden, die Öffentlichkeitsbeteiligung doch auf alle drei Optionen auszuweiten.
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Daher kann Hammer die Kritik vonseiten der Anwohnenden nur teilweise nachvollziehen. Er betont: „Es geht jetzt erst los mit der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger.“ Hammer selbst habe keine Präferenz, wie die Gestaltung der Kalker Hauptstraße aussehen soll. „Wir warten jetzt erstmal ab, was die Beteiligung ergibt“, sagt er. Prinzipiell lege seine Partei den Fokus jedoch auf der Stärkung des Rad- und Fußverkehrs.