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Innovation Day beim FCDiese neuen Technologien testet der 1. FC Köln am Samstag

Lesezeit 4 Minuten
RheinEnergieStadion

Das Rhein-Energie-Stadion

Köln – Der 1. FC Köln wagt einen Blick in die Zukunft. Das Spiel am Samstag im Rheinenergie-Stadion gegen den AC Mailand ist nicht nur ein Test sportlicher Art, sondern auch ein Probelauf für Technologien, die den Fußball und dessen Konsum in den nächsten Jahren maßgeblich verändern könnten.

„Die grundsätzliche Idee des Spiels ist es, gemeinsam mit der Telekom aufzuzeigen, was alles möglich sein könnte“, sagt FC-Geschäftsführer Christian Keller. Einer von drei Aspekten (siehe Infobox) des Projekts: Technologien rund um das Stadion-Erlebnis in Müngersdorf.

Nicht in alten Strukturen verharren

Dr. Sebastian Uhrich von der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) beschäftigt sich in seiner Forschung mit Innovationen in Stadien und wie Fans darauf reagieren. Er sagt: „Mit Blick auf die nachwachsenden Generationen ist offensichtlich, dass sich einige Dinge ändern müssen und dass man nicht zu lange in allen Bereichen in traditionellen Strukturen verharren sollte.“ Wenn der Fußball es nicht schaffe, sich perspektivisch auf junge Medienkonsumenten einzustellen, dann werde sich das irgendwann auch in den Umsätzen widerspiegeln.

Diese Innovationen warten auf die Fans

Innovationen fürs Stadion

Automatische Bierzapfanlagen

Live-Statistiken durch Schuhsohlen mit integrierter Sensoren-Technik

Übrig gebliebene Lebensmittel nach der Partie mit der App „Too Good To Go“ retten

App zum leichteren Kontakte-Knüpfen im Business-Bereich.

Im Anschluss bittet der 1. FC Köln die Fans mit Online-Fragebögen um ihre Meinung zu den am Samstag präsentierten Innovationen. (sim)

Innovationen für TV-Zuschauer

Das Spiel gegen den AC Mailand wird ab 18.30 Uhr live und kostenfrei für alle bei MagentaTV übertragen. Unter anderem mit diesen Innovationen:

An Spielern befestigte Kameras und Mikrofone

Fans können Videos von Zuhause auf die Stadionbildschirme schicken

Highlights können noch während des Spiels abgerufen werden.

Innovationen für Unterwegs

Eine Pre-Game-Show auf der Plattform Twitch

Eine interaktive Fan-Party auf dem Portal Bleachr

Fan-Quiz von Rewe

In der Idealvorstellung des digitalen Stadions von morgen ist alles vernetzt. Das beginnt beim Einlass, geht beim Gang auf die Toilette weiter und setzt sich auch beim Kauf von Bier und Wurst fort. „Es geht auch darum, konkrete Probleme der Vergangenheit zu beseitigen“, sagt Uhrichs und meint damit vor allem die Flaschenhals-Problematik an vielen Stellen im Stadion. Wenn Fans schon vor dem Spiel lange Wartezeiten am Einlass verbringen müssen und wenn sich das in der Halbzeit an den Toiletten und an der Wurstbude fortsetzt, ist beim Stadion-Erlebnis definitiv Luft nach oben.

Der Begriff, der Abhilfe schaffen soll: Crowd-Management. Beim Telekom-Cup erfasst eine Technologie zumindest im Süden des Stadions die Besucherströme und informiert die Fans auf ihren Smartphones, wo die Schlangen am kürzesten sind. Am Einlass dürfen 1000 Fans eine neue Technologie ausprobieren, mit der sie ihren FC-Schal als Ticket verwenden können. Möglich macht das ein integrierter Chip.

Doch wie realistisch ist es, dass solche Technologien in Zukunft fester Bestandteil der FC-Heimspiele werden? Experte Uhrich sagt: „Es werden beim Innovation Day auch Dinge getestet, die theoretisch auch schon in der kommenden Saison eingesetzt werden könnten.“ Die Crowd-Management-Lösungen etwa seien schon sehr weit. Was sich durchsetzt, hänge auch vom Test am Samstag ab. „Der ganze Bereich ist in einer Phase, in der es unglaublich viele Ideen, Start-ups und Lösungen gibt. Was sich am Ende durchsetzt, wird sich zeigen. Nicht alles, was technologisch funktioniert, ist nützlich und kommt bei den Fans gut an“, sagt Uhrich.

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Die Idealvorstellung ist das komplett durchdigitalisierte Stadion allerdings nicht für jeden. „Obwohl es viele lautstarke Traditionalisten gibt, die alles, was mit Digitalisierung und Innovation zu tun hat, sofort in die Kommerzialisierungs-Ecke stellen und pauschal ablehnen, darf man davon ausgehen, dass sich die bestehende Klientel des Fußballs weiterentwickelt und zudem neue Interessenten dazu kommen.“ Immerhin sei man in dieser Diskussion schon deutlich weiter als noch vor wenigen Jahren. Noch 2015 habe es Diskussionen darüber gegeben, ob die Stimmung im Stadion unter dem frei verfügbaren WLAN leiden könnte.

Ein virtuelles Stadion

Digitale Vorreiter im deutschen Fußball sind wie in vielen anderen Bereichen der FC Bayern München oder Borussia Dortmund. „Was technologische Innovationen angeht, ist der FC aber in der Spitzengruppe, obwohl er von den Ressourcen eher ein kleiner Club ist. Der FC verfolgt das Thema schon lange und hat früh erkannt, dass darin die Zukunft liegt“, sagt Uhrich.

Wo die Digitalisierung rund um den Stadionbesuch noch hinführen könnte, zeigt der englische Club Manchester City. Der amtierende englische Meister will sein Stadion in Kooperation mit Sony virtuell nachbauen. Mithilfe virtueller Realität soll so irgendwann ein authentisches Stadion-Erlebnis auch von Zuhause aus möglich sein. Die Pläne hätten ein großes Potenzial, meint Uhrich, auch wenn noch nicht klar sei, welches Konzept sich durchsetzen werde. „Wenn es ein Verein schafft, die Grenzen des physischen Stadionbesuchs zu durchbrechen, dann hätte er plötzlich die Möglichkeit, die riesigen Märkte in Asien oder Amerika gleichermaßen wie die lokale Klientel bedienen zu können.“