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Pläne der VerwaltungWie Köln die Klimaneutralität bis 2035 erreichen will

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Photovoltaik mit Domblick: Die neue Anlage auf dem Dach der Kölner Messe ging vor zwei Wochen in Betrieb.

Photovoltaik mit Domblick: Die neue Anlage auf dem Dach der Kölner Messe ging vor zwei Wochen in Betrieb.

Um das Ziel Klimaneutralität bis 2035 erreichen, setzt Köln auf Photovoltaik, E-Mobilität, Gebäudesanierungen und mehr. Erste Vorhaben aus dem 2023 vorgestellten Aktionsplan sind angelaufen.

Klimaneutral bis 2035. Das ist das Ziel, dem sich die Stadt Köln verschrieben hat. Der Stadtrat hat es 2021 beschlossen. Doch wie soll es erreicht werden – in nur noch elf Jahren? Eine Bestandsaufnahme ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Ausgangslage

Im November 2022 präsentierte die Stadt ein Gutachten, wonach Klimaneutralität bis 2035 grundsätzlich möglich sei. Gemeint ist, die in Köln ausgestoßenen Treibhausgase von mehr als neun Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr auf weniger als eine Million zu reduzieren. Im November 2023 legte die Stadt dazu einen Aktionsplan vor. Er umfasst konkrete Maßnahmen der Stadt und ihrer Firmen (Stadtwerke etc.) sowie Investitionsanreize für Bürger und Unternehmen.

Photovoltaik

Die Solaroffensive der Stadt hat Fahrt aufgenommen. Wie berichtet, ist der Fördertopf für 2024 in Höhe von 20 Millionen Euro für Photovoltaik-Anlagen (PV) und Gebäudesanierung bereits ausgeschöpft, weil viele Anträge gestellt wurden. Was noch fehlt, ist die Potenzial-Untersuchung für PV-Anlagen auf Freiflächen, die bis Ende 2024 vorliegen soll. Drei Pilotanlagen auf Freiflächen in Rondorf, Dünnwald und Weiler sind in Planung. Wie die Stadt auf Anfrage mitteilte, bereitet die Rheinenergie derzeit den Bauantrag für Rondorf vor. Der Bauantrag für Weiler ist bereits eingereicht.

PV auf städtischen Gebäuden

Ziel ist es, auf möglichst vielen Dächern der mehr als 500 städtischen Gebäude PV-Anlagen zu installieren. Bisher gibt es laut Stadt 94 Anlagen, darunter 57 städtische und 37 von externen Betreibern. Vor zwei Wochen nahm die Kölnmesse, an der die Stadt mit 79 Prozent beteiligt ist, Kölns bisher größte PV-Anlage in Betrieb. Auf Anfrage betonte Klimadezernent William Wolfgramm, die Ausbaustrategie beinhalte zunächst die Ausstattung von Neubauten mit PV gemäß gesetzlicher Vorgaben. Im Bestand erfolge dies „im Rahmen geplanter Dachsanierungen“.

Konkret geplant sei dies in 2025/2026 in der Katholischen Grundschule Berrenrather Straße 179, der Konrad-Adenauer-Schule, Martinusstraße 28, dem Gymnasium Schaurtestraße 1, dem Historisches Archiv am Eifelwall und in der Johannesschule, Honschaftsstraße 312. „Für weitere städtische Gebäude wird eine Datengrundlage hergestellt, um weitere Schritte beurteilen zu können. Dies soll mit externer Unterstützung geschehen. In der Erhebung werden die unterschiedlichen Sanierungsstände berücksichtigt“, so Wolfgramm.

E-Mobilität

251 öffentliche E-Ladesäulen für Autos sollen dieses Jahr neu geschaffen werden. Bisher wurden laut Stadt 88 in Betrieb genommen. 41 sind im Bau. Weitere 43 Ladesäulen seien „für eine Fertiggestellung bis Ende 2024, spätestens Anfang 2025, in Planung“. Der Pilotversuch mit Ladebordsteinen in Lindenthal läuft erfolgreich (siehe Infotext). 2025 sollen die Stadtwerke im Auftrag der Stadt Köln weitere 189 Ladesäulen errichten und 2026 noch einmal 139. Hinzu kommen Ladesäulen privater Anbieter, etwa an Supermärkten.

Gebäudesanierung

Die Annahme des Gutachtens, künftig pro Jahr vier statt ein Prozent aller Altbauten zu sanieren, gilt trotz Fördergeldern als kaum zu schaffen. Die Stadt Köln will die energetische Sanierung ihrer eigenen Gebäude beschleunigen, doch ist unklar, wie der bisher auf 2,6 Milliarden Euro geschätzte Aufwand finanziert werden soll. Allein die Sanierung der Zentralbibliothek soll 140 Millionen Euro kosten, der Energieverbrauch dadurch um 80 Prozent sinken.

Windkraft

Der geplante Bau von acht bis 13 Windrädern, insbesondere im Kölner Norden, ist bisher nicht vorangekommen. Die Diskussion über Standorte läuft noch, es gibt Widerstand von Anwohnern.

Erdwärme

Laut Aktionsplan soll noch dieses Jahr eine digitale Geothermie-Karte vorgelegt werden, die das Standortpotenzial zur Nutzung oberflächennaher Erdwärme in Köln benennt. Dazu erklärte Wolfgramm: „Die Stadt Köln bereitet die Bereitstellung der Karte für die Öffentlichkeit vor und hat die hierfür notwendigen Verfahrensschritte eingeleitet. Ein Datum, wann die Karte online geht, steht aktuell noch nicht fest.“ Parallel dazu arbeite die Rheinenergie am Thema der mittleren/tieferen Geothermie im Hinblick auf eine Dekarbonisierung der Fernwärme. „Hierzu wurde bisher ein Aufsuchungsantrag bei der Bezirksregierung gestellt und eine Vorstudie vorgenommen. Im weiteren Verlauf soll – unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus der aktuell durchgeführten Pilotseismik des Geologischen Dienstes NRW – 2024 oder 2025 eine Machbarkeitsstudie erfolgen“.

Treibhausgas-Bilanzierung

Teil des Aktionsplans ist, dass die Stadt eine Internetplattform bereitstellt, auf der Klimaschutzprojekte dokumentiert werden, inklusive Treibhausgas-Bilanzierung.

„Die erste Ausbaustufe des Klimaschutz-Monitorings ist abgeschlossen“, so Wolfgramm. Die neue Plattform werde voraussichtlich zur Kölner Klimawoche 2024 veröffentlicht, die vom 23. bis 29. September stattfindet. Ihre Inhalte seien ohne Anmeldung für alle Bürger zugänglich. „Die Plattform bildet in der ersten Ausbaustufe, den aktuellen Stand der etwa 70 Maßnahmen des Aktionsplans Klimaschutz sowie deren Fortführung ab.“ Zusätzlich würden historischen Energie- und Treibhausgas-Bilanzierungen für das Stadtgebiet in die Plattform überführt. Bis Ende 2024 erfolge die zweite Ausbaustufe. Dann würden die Maßnahmen – wo möglich – um geeignete Kennzahlen ergänzt.