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Leuchtturm-Projekt der RheinenergieGrößte Wärmepumpe Europas entsteht in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Die Vorstandschefs Andreas Feicht (Rheinenergie, l.) und Uwe Lauber (MAN Energy Solutions) unterzeichnen den Liefervertrag über eine Großwärmepumpe mit 150 Megawatt Leistung.

Die Vorstandschefs Andreas Feicht (Rheinenergie, l.) und Uwe Lauber (MAN Energy Solutions) unterzeichnen den Liefervertrag über eine Großwärmepumpe mit 150 Megawatt Leistung.

Köln setzt ein Ausrufezeichen bei der Wärmewende in Deutschland: Am Donnerstag wurden Verträge für den Bau der größten Wärmepumpe Europas unterzeichnet.

Eine Oper, die seit 13 Jahren saniert wird, marode Brücken und Schulen oder Busse und Bahnen, die häufig nicht fahren – es gibt so einiges, was in dieser Stadt nicht rund läuft. Doch es gibt auch Projekte, mit denen Köln Maßstäbe setzt – in Deutschland und darüber hinaus. Ein Beispiel dafür ist Europas größte mit Flusswasser betriebene Wärmepumpe, die der Versorger Rheinenergie auf ihrem Gelände im Niehler Hafen plant. In die 150-Megawatt-Anlage, die ab Ende 2027 rund 50.000 Kölner Haushalte klimaneutral mit Fernwärme versorgen soll, werden 280 Millionen Euro investiert. Bund und EU fördern den Bau mit rund 100 Millionen (wir berichteten).

Vertrag für Europas größte Wärmepumpe in Köln unterschrieben

Am Donnerstag unterschrieben Rheinenergie-Chef Andreas Feicht und Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender des Motoren- und Anlagenbauers MAN Energy Solutions, den Liefervertrag für die Wärmepumpe. Sie besteht aus drei Modulen mit jeweils 50 Megawatt Leistung und soll ab 2026 gebaut werden, zurzeit wird die Genehmigung vorbereitet. Zu der Anlage gehören ein Bauwerk für die Entnahme des Rheinwassers aus dem Hafenbecken, ein Gebäude für die drei Wärmepumpen sowie die Komponenten für die Stromversorgung (in der Visualisierung hell hervorgehoben). Das Baugelände hat die Rheinenergie von der Häfen und Güterverkehr Köln AG erworben, beide gehören zu den Kölner Stadtwerken. Auf dem Grundstück wird zurzeit bereits der Baugrund untersucht.

Auf dem Gelände der Rheinenergie in Niehl entsteht ab 2026 Europas größte Flusswasser-Wärmepumpe (in der Visualisierung hell markierte Gebäude).

Auf dem Gelände der Rheinenergie in Niehl entsteht ab 2026 Europas größte Flusswasser-Wärmepumpe (in der Visualisierung hell markierte Gebäude).

Wärmepumpen arbeiten nach dem umgekehrten Prinzip eines Kühlschranks. Während der Kühlschrank seinem Inneren Wärme entzieht und diese an der Rückseite in den Raum abgibt, entzieht die Flusswärmepumpe dem Rhein Wärme und nutzt diese, um das Heizwasser aufzuheizen. Laut Rheinenergie arbeitet die Kölner Anlage mit einem natürlichen Kältemittel in einem geschlossenen Kreislauf. Angetrieben von Strom, erhitzt die Wärmepumpe das Wasser des Fernwärmesystems auf bis zu 110 Grad Celsius und kann so die Anforderungen des Kölner Netzes erfüllen.

„Wir setzen auf die Technik der Wärmepumpe, weil sie erprobt, bewährt, zuverlässig und äußerst effizient ist“, erklärte Andreas Feicht bei der Vertragsunterzeichnung. „Schon für sich genommen wäre die Anlage beispielgebend, was die Erschließung der schlummernden Energiepotentiale der großen Flüsse in Deutschland betrifft. Durch die Standortwahl und die Kombinationsmöglichkeit mit Anlagen auf Basis der Gas-und-Dampfturbinentechnik schaffen wir für das Zentrum Kölns ein Energiesystem der Zukunft, das Nachhaltigkeit und Klimaschutz mit Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit in Einklang bringt. Denn die unterschiedlichen Systeme und Energieträger ergänzen einander ideal.“

Kölner Wärmepumpe „ein Leuchtturmprojekt für Deutschland“

Uwe Lauber, der am Tag der Vertragsunterzeichnung seinen 58. Geburtstag feierte, meinte, das Projekt mit der Rheinenergie sei für ihn „das größte Geschenk“. Er versicherte: „Wir werden dieses Projekt erfolgreich gestalten.“ Lauber war auf dem Rückweg aus Dänemark, wo sein Unternehmen bereits mehrere Großwärmepumpen installiert hat. Auch in New York und Boston ist die Firma im Geschäft.

„Energiewende ist Wärmewende“, betonte Lauber. Der Wärmemarkt in Deutschland sei ein schlafender Riese. „Schätzungen zufolge lassen sich allein 39 Millionen Tonnen CO2 durch die Dekarbonisierung der Fernwärme einsparen. Daher ist es umso wichtiger, dass es in Deutschland mutige Pioniere wie die Rheinenergie gibt, die vorangehen und handeln.“ Die Kölner Wärmepumpe sei „ein Leuchtturmprojekt für ganz Deutschland“ und „ein Beispiel, dem hoffentlich bald viele weitere Städte in Deutschland folgen werden“.

Unklar ist allerdings, ob die mit Strom betriebene Großwärmepumpe auch im tiefsten Winter, wenn das Rheinwasser am kältesten ist, durchgängig große Mengen an Heizenergie bereitstellen können wird. Rheinenergie-Chef Andreas Feicht sagte der Rundschau, bei Wassertemperaturen von fünf Grad Celsius oder weniger bestehe die Gefahr, dass die Wärmepumpen vereisen. Dann könne aber mehr Fernwärme mit dem benachbarten Gaskraftwerk erzeugen. Sehr niedrige Wassertemperaturen gebe es in Köln aber nur selten. Am Donnerstag betrug die Temperatur des Rheins in Köln laut Pegelonline 6,3 Grad.

Uwe Lauber, Chef von MAN Energy Solutions, sagte, die Wärmepumpe könne das ganze Jahr betrieben werden. „Das ist überhaupt kein Problem.“ Der Rhein habe stets über null Grad, und das reiche aus, um das Kältemittel wieder zu verdunsten. Die produzierte Wärmemenge könne allerdings abnehmen.