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„Dem Status eines Start-ups entwachsen“TankE plant 1000 neue Ladepunkte in Köln

Lesezeit 5 Minuten
Köln: Zwei E-Autos stehen an der Merheimer Straße, um die Batterie an einer Ladestation aufzuladen.

Köln: Zwei E-Autos stehen an der Merheimer Straße, um die Batterie an einer Ladestation aufzuladen.

Das Unternehmen will hierbei besonders auf den Service und die Abrechnung der Ladesäulen inklusive Tiefbau und Anschluss ans Netz konzentrieren.

Einige Umzugskartons sind noch nicht ausgepackt. Erst ein paar Tage ist die Rheinenergie-Tochter TankE in den neuen Räumlichkeiten in der Alten Wagenfabrik in Köln-Ehrenfeld. Die hatte Ende der 20er Jahre des 20.Jahrhunderts der Autohersteller Scheele bauen lassen, um hier E-Autos zu bauen.

Ein paar Jahre wurden hier etwa die Laster des Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt montiert, dann musste das Unternehmen aufgeben. Um Elektromobilität kümmert sich auch TankE. Ob bei Ladebordsteinen, die sich unauffällig ins Stadtbild einfügen lassen, oder bei Ladesäulen in Köln: Oft baut die TankE die notwendige Infrastruktur für die Elektromobilität. 1000 Ladepunkte an 500 Säulen plant und errichtet sie etwa innerhalb der nächsten drei Jahre im Auftrag der Stadt.

„Es geht um die Versorgung in der Fläche“, sagt Michael Krystof, Geschäftsführer von TankE. So will Köln aufschließen zu anderen Städten, die inzwischen ein dichteres Netz aufgebaut haben (siehe Kasten). Darunter seien auch 100 Schnellladesäulen, mit denen perspektivisch mit einer Leistung von 200 Kilowatt die Batterien von E-Autos aufgefüllt werden können. An den bereits vorhandenen Ladestationen lädt man derzeit mit Leistungen von 11 bis 50 Kilowatt.

Konzentration auf Planen, Bauen, Service und Abrechnung

Für TankE ist dieser Auftrag nichts Neues. Zuvor hat sie bereits 400 Ladepunkte für die Stadt Köln gebaut, ebenfalls in drei Jahren. Durch Verbesserung der Prozesse sei heute beim Aufbau der Ladeinfrastruktur ein höheres Tempo möglich, heißt es. Bei den Ladesäulen der Stadt Köln sorgt TankE auch für die Wartung und die Abrechnung des geladenen Stroms.

„Das umfassende Angebot ist unser Alleinstellungsmerkmal“, betont Krystof. Auf Planen, Bauen inklusive Tiefbau und Anschluss ans Netz, Service und Abrechnung von Ladesäulen für Geschäftskunden konzentriert sich die Rheinenergie-Tochter seit Anfang August. Das könne das Unternehmen am besten, sagt der Geschäftsführer.

Auch einzelne Bausteine aus dem Angebot können Kunden wählen. Das Unternehmen bietet auch Vorverkabelungen für die Immobilienwirtschaft an, so dass in Mietwohnungen oder Gewerbeobjekten später einmal Wallboxen ohne großen Aufwand installiert werden können. Wallboxen für Privathaushalte baut TankE allerdings nicht.

Einiges an Infrastruktur in Köln

Gebaut hat TankE in den fünf Jahren des Bestehens des Unternehmens inzwischen 15.000 Ladepunkte, etwa ein Viertel davon in Köln, unter anderem im Parkhaus der Messe oder auf dem Gelände der MMC Filmstudios. Bei 3.000 Punkten übernimmt TankE auch die Abrechnung im Auftrag des Eigentümers. 100 eigene Ladesäulen hat das Unternehmen zudem noch. Einen Teil davon hat es von der Rheinenergie gekauft, die diese vor über zehn Jahren errichtet hat. „Die funktionieren noch alle“, sagt Krystof. Bei entsprechender Wartung seien Ladesäulen langlebig.

Eingestellt hat das Unternehmen dagegen seine eigene App für die Benutzung von Ladesäulen. Die hatte vor Jahren noch eine andere Berechtigung. In der Region hatten Stadtwerke ein regionales Ladenetz unter dem Namen TankE-Netzwerk aufgebaut. Damals gab es noch eine Vielzahl von Betreibern von Ladesäulen, die alle eine eigene Ladekarte oder App hatten – und Nutzern von anderen Karten oder Apps das Laden verwehrten.

Verbraucher sollten zumindest in der Region ein umfassenderes Angebot erhalten. Und ihnen sollten auch die Roaming-Gebühren für das Laden an fremden Säulen erspart bleiben. Die Tarife an den Ladesäulen legen die jeweiligen Betreiber fest. Da bekommen etwa die Kunden eines Stadtwerks einen Rabatt auf den üblichen Preis von 49 Cent pro Kilowattstunde, im Roaming kostet das oft 89 Cent. Rund 20 Stadtwerke überwiegend aus der Region sind Teil des Netzwerks.

Apps großer Anbieter umfassen Hunderttausende Ladepunkte

Mit der Zeit hat sich die Situation jedoch stark verändert. Mittlerweile stellen Betreiber ihre Ladesäulen über Roamingplattformen wie Hubject zur Verfügung und es gibt spezialisierte Anbieter von Lade-Apps und Ladekarten. „Das ist nicht unser Kerngeschäft. Apps entwickeln und pflegen, das können andere besser“, sagt Krystof. Spezialisierte Anbieter würden sie etwa mit Zusatznutzen wie Veranstaltungshinweisen versehen. Ein solcher Aufwand sei für ein Unternehmen, das sich auf Errichtung und Betrieb von Ladesäulen fokussiert, zu groß und zu teuer.

TankE hat auch beobachtet, dass etwa 90 Prozent der Ladevorgänge von Kunden mit anderen Apps oder Ladekarten vorgenommen worden seien. Es gibt große Anbieter im Markt, mit deren Apps mehrere Hunderttausend Ladepunkte genutzt werden können. Drei Apps reichen da in der Regel, um in ganz Deutschland oder sogar europaweit laden zu können. Zumal die Masse der E-Autos zu großen Fahrzeugflotten von Unternehmen gehört. Und die haben spezielle Flotten-Apps und Ladekarten.

Kein Start-up mehr: TankE arbeitet bundesweit

Den Nutzern der TankE-App sei deshalb die App eines Netzwerkpartners empfohlen worden. Außer dem Wechsel der App habe sich für sie nichts geändert, so Krystof. Die TankE-Ladestationen können ne-ben den allseits bekannten Lade-Apps und Ladekarten auch nach wie vor vertragslos ohne App über das sogenannte Ad-hoc-Payment genutzt werden.

3.000 Ladesäulen pro Jahr errichtet TankE derzeit. Das Unternehmen arbeitet bundesweit, im Rhein-Main-Gebiet gibt es einen Technikstandort. „Dem Status eines Start-ups sind wir längst entwachsen“, sagt Krystof. Den Charakter eines Start-ups in der Firmenkultur wolle man aber bewahren. 11 Millionen Euro Umsatz hat TankE mit derzeit rund 40 Mitarbeitenden im abgelaufenen Jahr erwirtschaftet. In diesem Jahr sollen es 18 Millionen sein. Und TankE will weiter wachsen. In den neuen Büroräumen in der alten Wagenfabrik ist jedenfalls noch Platz für weitere Mitarbeitende.