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Ihr Mann könnte noch lebenMarlene Wodtke kämpft seit elf Jahren gegen die Uniklinik

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Kämpft im Namen ihres verstorbenen Mannes: Witwe Marlene Wodtke gibt Protest gegen Ärzte der Uniklinik nicht auf.

Köln – Marlene Wodtke steht mit einem Plakat vor dem Haupteingang der Uniklinik an der Kerpener Straße. Es ist ein stiller Protest der 70-jährigen Lindenthalerin. Ihr Mann ist dort im November 2009 an Organversagen verstorben. Marlene Wodtke klagt die behandelnden Ärzte der Klinik an, ihren Mann damals falsch behandelt und dies anschließend vertuscht zu haben.

„Ich habe es Schwarz auf Weiß, dass meinem Mann wegen einer falschen Diagnose eines Herzinfekts ein überdosiertes Antibiotikum verabreicht wurde, durch dessen Folgen er so geschwächt wurde, dass er eine spätere Infektion letztlich nicht überlebte. Darauf will ich mit meinem Protest aufmerksam machen.“

Was war im Oktober 2007 und den darauf folgenden Wochen geschehen? Ralf-Michael Wodtke ging es plötzlich sehr schlecht. Er ließ sich zur Untersuchung ins Krankenhaus fahren. Ob sein Zustand mit seiner Zuckerkrankheit und dem damit verbundenen leichten Nierenleiden zu tun hatte, war unklar.

Zehnjähriger Kampf blieb letztlich erfolglos

Die Ärzte in der Uniklinik Köln stellten eine Herzschwäche fest. Die Folge war ein operativer Einsatz eines Herzschrittmachers. Bei einer Nachuntersuchung vermuteten die behandelnden Ärzte dann einen bakteriellen Infekt am Herzen. Einen definitiven Nachweis dafür gab es nicht. Trotzdem wurde entschieden, Wodtke mit dem starken Antibiotikum Gentamicin in hoher Dosis zu behandeln.

Nach knapp einer Woche wurde die Behandlung seitens der Ärzte eingestellt, da der Patient an starken Gleichgewichtsstörungen und akutem Nierenversagen litt sowie einen stark überhöhten Gentamicinspiegel im Blut aufwies. Wodtke hat sich von den gesundheitlichen Folgen nach der Gentamicin-Behandlung nie mehr richtig erholt.

Zwei Jahre Später verstorben

„Seine Gleichgewichtsnerven in beiden Innenohren waren so geschädigt, dass er nach der Behandlung nur noch mit Gehhilfen laufen konnte“, erzählt seine Frau. Der Schwindel und die stark verschlechterten Nierenwerte schwächten ihn so, dass er nicht mehr berufsfähig war. Zwei Jahre später starb er an den Folgen einer Sepsis.

Ein Tod, mit dem sich Marlene Wodtke einfach nicht abfinden will. Seit rund zehn Jahren kämpft sie gegen die Uniklinik und die dortige Ärzteschaft. Sie will „die Wahrheit ans Licht bringen“. Dazu hat sie ein privates Gutachten erstellen lassen und ist im Januar 2019 vor Gericht gegangen (Unterlagen liegen der Rundschau vor). Rund 30 000 Euro hat die Witwe dafür mittlerweile investiert. Letztlich gab sie nach der Berufungsablehnung durch das Kölner Oberlandesgericht (OLG) im Januar 2020 wegen der geringen Erfolgsaussichten einer möglichen Revision vor dem Bundesgerichtshof auf.

Behandlungsfehler wurde mehrfach bestätigt

Dennoch beharrt sie weiter darauf, dass ihr Mann, mit dem sie 36 Jahre verheiratet war, ohne die vorgenommenen Behandlungen noch leben würde. „Ich habe eine Kopie wichtiger Teile der Patientenakte der Klinik, ein Gutachten der Ärztekammer, das schwerwiegende Versäumnisse der Ärzte aufzeigt, zwei private Gutachten, die vier Behandlungsfehler feststellten, und das Gerichtsgutachten (siehe Kasten), wo eine Überdosis des verwendeten Antibiotikums Gentamicin bestätigt wurde“, listet Marlene Wodtke auf.

Ergebnis des Gutachtens

Laut des Gutachtens, das dem Landgericht Köln und dem OLG vorlag, seien bei einer Langzeit-Therapie mit dem hoch dosierten Antibiotikum Gentamicin Nebenwirkungen, wie sie beim Patienten Ralf-Michael Wodtke auftraten, möglich. Zudem spricht das Gutachten von Gentamicin-Verabreichungen bei Herrn Wodtke, die erheblich über den empfohlenen Dosierungen lagen. Ebenfalls bestätigt das Gutachten, dass eine gesicherte Diagnose für eine Infektion auf der Herzklappe nicht vorlag und somit „voreilig, da nur auf Verdacht“, Gentamicin an Herrn Wodtke verabreicht wurde. (dhi)

Auch das Landgericht hatte in seinem Urteil Behandlungsfehler festgestellt, sah ihren Mann aber nur als vorübergehend geschädigt an und setzte daraufhin ein Schmerzensgeld von 1000 Euro fest. Die Klinik hatte ihr Schmerzensgeld in Höhe von 5000 Euro angeboten. Beides empfand Frau Wodtke als völlig unangemessen und kämpfte vor Gericht weiter – letztlich ohne Erfolg.

Weitere Plakataktionen geplant

Auf Anfrage der Rundschau äußerte die Uniklinik zu dem Protest von Frau Wodtke „ihr Bedauern über den tragischen und schicksalhaften Verlauf beim Ehemann von Marlene Wodtke. Darüber hinaus sei die Angelegenheit jedoch rechtskräftig abgeschlossen“, so ein Sprecher der Klinik-Leitung.

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Marlene Wodtke will nicht aufgeben und plant weitere Plakataktionen an der Klinik. „Es ist zu viel passiert, als dass ich sage: Das war’s. Das bin ich meinem verstorbenen Mann und anderen Patienten schuldig“.