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InfluenzaKölner Kinderärzte sind am Limit – Kinderkliniken voll

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kind liegt mit einer Wärmflasche im Bett im Kinderzimmer.

Besonders Schulkinder sind von Influenza-Viren betroffen.

Grippe und RSV-Infektionen haben zugenommen - vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Wenn Dr. Simin Fakhim-Haschemi in diesen Tagen in ihre Kinderarztpraxis in Porz kommt, warten aktuell schon 20 bis 40 Kinder und Jugendliche vor Tür - die allermeisten mit hohem Fieber. 150 Kinder behandelt die Kölner Kinderärztin seit zwei Wochen täglich - normalerweise seien es nur die Hälfte, selbst in den Wintermonaten. So eine hohe Zahl an Patienten habe sie seit fünfzehn Jahren nicht erlebt, sagt Fakhim-Haschemi, die auch im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ist: „Die Kölner Kinderärzte sind aktuell am Limit.“

Auch das Robert-Koch-Institut berichtet, dass deutschlandweit vor allem Schulkinder zwischen fünf und 14 Jahren von Influenza-Viren betroffen sind. Ganze Klassen wurden bereits kurzfristig in Kölner Schulen geschlossen, weil Schüler aber auch Lehrer fehlten, ebenso wie viele Kita-Gruppen. 40 bis 41 Grad Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen sind die typischen Symptome der Influenza. Mindestens eine Woche sollen die Schülerinnen und Schüler nicht in die Schule gehen, sagt Dr. Simin Fakhim-Haschemi, es sei wichtig, sich richtig auszukurieren. Auch mit Sport sollte nicht zu früh wieder begonnen worden: Tanzmariechen verbat sie das Training. Mitten in der Session habe das auch schon zu Tränen in der Praxis geführt.

Unsere Kinderklinik ist aktuell so gut wie komplett ausgelastet. Durch unsere gute Zusammenarbeit in der Region schaffen wir es allerdings, die jungen Patienten im Rheinland zu verteilen und zu behandeln.
Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln

Komplikationen wie eine Lungenentzündung gebe es vor allem bei kleinen Kindern, die noch nicht abhusten können. „Aktuell ist unsere Kinderklinik voll. Wir sehen aktuell sehr viel echte Grippe und auch – trotz der Impfung – viel RSV. Das sind die beiden häufigsten Erkrankungen“, sagt Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln. „Unsere Kinderklinik ist aktuell so gut wie komplett ausgelastet. Durch unsere gute Zusammenarbeit in der Region schaffen wir es allerdings, die jungen Patienten im Rheinland zu verteilen und zu behandeln.“

Auch Prof. Dr. Michael Weiß, Ärztlicher Direktor des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße spricht von einer „deutlichen Welle“ von viralen Atemwegserkrankungen durch Influenzaviren, RSV und anderen Erregern. „Seit Anfang Januar sehen wir eine deutliche Zunahme von akuten viralen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, die über die Notaufnahme zu uns kommen“, so Prof. Weiß. Nach wie vor sei die Versorgung im Kinderkrankenhaus gesichert, wenngleich es leider zu Wartezeiten kommen könne. 

Kinderärzte in Köln: Zwei bis drei Stunden Wartezeit

Das liege am hohen Patientenaufkommen, aber auch weil das medizinische Personal der Praxen selbst erkrankt sei, sagt der Kölner KVNO-Vorsitzende Jan Schirmer. Es gebe Praxen, die aus diesem Grund bereits tageweise schließen mussten. Zwei bis drei Stunden warten Kinder und ihre Eltern in diesen Tagen etwa beim Kinderärztlichen Notdienst in Porz. Das führe leider immer wieder zu Konflikten, sagt Dr. Fakhim-Haschemi, und verschlimmere den Stress für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich.

Den Grund für die aktuelle Grippe-Welle sieht Jan Schirmer vor allem in einer gewissen „Impf-Müdigkeit“. In diesem Winter hätten weniger Menschen das Angebot der Grippe-Impfung wahrgenommen.