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Kampf gegen KrebsUniklinik Köln stellt revolutionäre „Killerzellen“ selbst her

Lesezeit 3 Minuten
Ein Krebsforscher arbeitet in einem Labor des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen mit einer Pipette.

Symbolbild: Die sogenannten CAR-T-Zellen sind körpereigene Immunabwehrzellen, die im Labor so verändert wurden, dass sie Krebszellen erkennen.

Helfen können die Zellen im Falle von Lymphdrüsenkrebs. Durch die eigene Herstellung verkürzt sich die Wartezeit für berechtigte Patienten enorm.

In der Krebsforschung werden sie als Revolution gehandelt: Im Labor veränderte Abwehrzellen können bestimmte Tumore des Immunsystems erkennen und das bösartige Gewebe abtöten. Wer sich an der Uniklinik Köln mit sogenannten CAR-T-Zellen behandeln lassen wollte, musste bisher mit einer Wartezeit zwischen vier und acht Wochen rechnen, weil sie erst aus Europa oder den USA geliefert werden mussten.

Einigen Patientinnen und Patienten soll das nun erspart bleiben. Wie die Uniklinik mitteilte, darf sie die Zellen seit Dezember auch selbst herstellen. Das dauere nur rund zwölf Tage, weil Transport- und Einfrierprozesse entfallen.

Als erstes Klinikum in NRW startet die Uniklinik Köln nun mit der Behandlung von einzelnen Personen. „Ich bin extrem stolz, dass wir unseren Patienten in Köln das gesamte Spektrum dieser innovativen Therapieform von Beginn an anbieten konnten und jetzt sogar in der Lage sind, selbst CAR-T-Zellen herzustellen. Wir werden dies nicht nur für Heilversuche nutzen, sondern vor allem für die wissenschaftliche Forschung“, sagt Professor Michael Hallek, Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik.

Professor Dr. Michael Hallek bei seiner Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz im vergangenen Oktober.

Professor Dr. Michael Hallek bei seiner Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz im vergangenen Oktober.

Das Team ziele aktuell auf eine Behandlung von rund zehn Patientinen und Patienten im Jahr ab, erklärt der ärztliche Leiter des Projekts, Professor Christoph Scheid. Zum Einsatz kommen die Kölner Zellen laut dem Mediziner in Fällen von Lymphdrüsenkrebs. Insgesamt sind seit 2018 sechs CAR-T-Therapien in der EU zugelassen. An der Uniklinik kann man alle von ihnen erhalten. Nicht nur gegen Tumore der Lymphdrüsen, sondern auch Blutkrebsarten und Tumore des Knochenmarks werden sie aktuell eingesetzt.

Die Heilungsrate der Behandlung mit den „Killerzellen“ liege in Fällen von aggressivem Lymphdrüsenkrebs bei rund 40 Prozent, sagt Scheid. Diese Zahlen stammen aus Studien der kommerziell hergestellten Zellen, doch auch für das eigene Produkt gehe man von diesem Erfolg aus. Während eine Chemotherapie oft mehrer Monate brauche, um anzuschlagen, erkenne man im Falle der Zellen-Therapie bereits nach drei bis vier Wochen eine Verbesserung des Zustandes der Patienten.

Köln: Uniklinik will mit eigenen „Killerzellen“ Einzelfälle behandeln

Für die Herstellung werden den betroffenen Personen laut Uniklinik körpereigene Immunabwehrzellen entnommen, die sogenannten T-Zellen. Sie halten uns gesund, indem sie infizierte Zellen abtöten können. Weil Krebszellen sich tarnen, erkennen unsere T-Zellen sie normalerweise nicht. Im Labor werde den entnommenen Zellen ein Rezeptor zugefügt. Als CAR-T-Zellen können sie dann Krebszellen aufspüren und abtöten. Die Abkürzung CAR steht für „Chimärer Antigen-Rezeptor“.

„Nach einer kurzen Chemotherapie werden die CAR-T-Zellen als Infusion verabreicht. Dies erfolgt in der Regel während eines etwa dreiwöchigen Aufenthalts in der Klinik, da die Reaktion des Immunsystems intensiv überwacht werden muss“, heißt es weiter. Für die Behandlung mit Kölner Zellen müsse ausgeschlossen sein, dass andere zugelassene CAR-T-Therapie verfügbar sind, erklärt Scheid.

Man wolle nicht in Konkurrenz zu zugelassenen CAR-T-Therapien treten, „sondern Patienten behandeln, für die keine der zugelassenen CAR-T-Zellprodukte verfügbar sind oder für die die Wartezeit auf ein kommerzielles Produkt zu lang wäre“. Das Team biete keine Massentherapie, sondern wolle besondere Einzelfälle therapieren, die durch das Raster der Voraussetzungen vonKrankenkassen für CAR-T-Therapien fallen.