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„Häuser mit Historie“Das Amerika Haus in Köln – Architektur gewordene Demokratie

Lesezeit 3 Minuten

Ziel vieler Demonstrationen in den 60er und 70er Jahren: Das Amerika Haus.

  1. In unserer Serie „Häuser mit Historie“ stellt Anselm Weyer Bauten in Köln vor, ihre Geschichte und ihre Nutzungen.
  2. Das Amerika Haus, offen und transparent, wurde zwischendurch fast eine Festung und strahlt heute wieder in altem Glanz.

Als Architektur gewordene Demokratie und Freiheit ist das Amerika Haus an St. Aposteln geplant worden. „Reeducation“ war ein Schlüsselwort der Nachkriegszeit. Die durch die nationalsozialistische Propaganda fehlgeleiteten Westdeutschen, nunmehr Verbündete im Kalten Krieg, sollten mit freier Demokratie und auch der westlichen Kultur vertraut gemacht werden. Dieses pädagogische Ansinnen mit politischem Hintergrund brauchte eine Unterkunft.

Kurzurlaub jenseits des Atlantiks

Die Stararchitekten von Skidmore Owings + Merril entwarfen für die US Information Agency einen Prototypen: zwei durch einen Brückenbau verbundene Kuben aus Stahl und Beton, durchbrochen von demokratische Transparenz verheißenden großen Fensterflächen. „Schaufensterarchitektur“, sagten manche. In Köln nun wurde auf dem ehemaligen Grundstück des Apostelngymnasiums gebaut, das nicht zuletzt Konrad Adenauer besucht hatte und diesen Standort bereits 1939 aufgegeben hatte.

Der deutsche Architekt Rudolf, genannt „Rolf“, H. Schickmann variierte für die spezifischen Bedürfnisse des Kölner Baugrunds den von Skidmore Owings + Merril vorgegebenen Typus. Die Dreiteilung aus zwei Kuben und eingeschossiger verbindender Brücke, wo die Bibliothek untergebracht wurde, sowie die großflächigen Glasfassaden behielt er bei. Im Juni 1955 öffnete das Amerika Haus mit seiner Travertin- und Muschelkalkfassade die Tore und erlaubt quasi einen Kurzurlaub jenseits des Atlantiks „In den weitgeschwungenen und geschickt gegliederten Gebäudeteilen, die in sanften hellen Farben getönt sind, begegnet man an allen Ecken und Enden bildlichen Darstellungen der Vereinigten Staaten, Landschaftsbildern aus den Staaten Vermont, Michigan und Kolorado“, berichten die Zeitungen, wobei auch der politische Erziehungswille im Wandschmuck seine Entsprechung findet: „In Bilderrahmen findet man die ,Bill of Rights’, die amerikanische Verfassung, und Porträts von Lincoln und Washington.“ In den 1960er Jahren nimmt dann jedoch die Kritik an einigen politischen Entscheidungen der USA zu. Das Amerika Haus wird zum beliebten Treffpunkt für Demonstrationen etwa gegen den Vietnamkrieg.

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Das hatte auch Auswirkungen auf die so transparent gedachte Architektur, denn die Gefahr vor terroristischen Attentaten wuchs. Das ursprünglich so offene Gebäude wurde deshalb sukzessiv abgeriegelt und von einem Ort des Austauschs in eine Hochsicherheitsfestung verwandelt. Man verschloss etwa den breiten Durchgang vom Platz vor der Apostelnkirche in den Innenhof des Amerika Hauses mit seinem Garten mit einem Rolltor.

Dann bemerkten die Vereinigten Staaten, dass die Amerikanisierung Deutschlands so erfolgreich war, dass die Amerika Häuser eigentlich gar nicht mehr notwendig waren. Ende September 2007 schloss dann mit dem Kölner Bau das letzte Amerika Haus Deutschlands. Stattdessen zog 2010 die Fritz Thyssen Stiftung das denkmalgeschützte Gebäude. Das hatte einen architektonischen Vorteil: Indem es kein potenzielles Angriffsziel mehr war, konnten ihm „cheret bozic architekten“ im Zuge ihrer Sanierung seinen ursprünglichen, offeneren Charakter zurückgeben, etwa indem sie nicht nur die Fassadenverkleidung nach dem originalen Vorbild erneuerten, auch das Rolltor einer gläsernen Schiebetür wich. „Lill und Sparla Landschaftsarchitekten“ glichen den Garten des Innenhofs dem historische Zustand wieder an. Als Verein weitergeführt, residiert der „Amerikahaus e.V.“ heute in der Apostelnstraße.

Amerika Haus,

Apostelnkloster 13-15,

Rolf H. Schickmann,

1955