Köln – Am Ende kam es dann doch wie befürchtet. Der FC ist zwar nicht abgestiegen, aber die Randale kam trotzdem. Dabei hatte es wirklich gut angefangen: Der FC-Bus wurde von gut 1000 Geißbock-Anhängern frenetisch begrüßt, musste sich langsam durch ein Spalier von Bengalos, Fahnen und Gesängen durcharbeiten. Direkt vor der Zufahrt ins Stadion waren jede Menge Luftballons an der Straße drapiert worden, viele von Kindern mit ihren Eltern. Die Stimmung war zu diesem Zeitpunkt noch erwartungsfroh, wenn auch schon etwas angespannt. Die massive Polizeipräsenz mit einigen Hundertschaften vor dem Stadion ließ schon erahnen, dass man sich auf einiges vorbereitet hatte bei den Ordnungshütern. Was später leider auch eintreffen sollte.
Zunächst aber ging es aber auch bei den „Problemfans“ friedlich und einigermaßen entspannt zu, über mangelnden Support durften sich weder Spieler noch Stab beklagen. Es war egal, was der FC drinnen im Stadion machte, die Gesänge drangen laut und vernehmlich bis ins Feld, die Kapos stimmten immer und immer wieder Gesänge hinter der Südtribüne an. Noch vor dem Beginn allerdings lichteten sich langsam die Reihen, übrig blieb neben den vielen „normalen“ Fans ein harter Kern von vielleicht 250 bis 300 Mann (in dem Fall wirklich fast ausschließlich), die sich vor der Südtribüne platziert hatten und mit Inbrunst eine Hymne nach der anderen anstimmten. Schon bald aber zog die Polizei den Gürtel etwas enger um diese Supporter, die Stimmung schaukelte sich langsam hoch. Längst noch nicht beunruhigend, aber doch so, dass die ersten Abstand nahmen von dem Gedränge. Denn das war es zweifellos. Dass ausgerechnet Erzrivale Gladbach den FC mit seinen Toren gegen Bremen am Leben hielt, nahmen die meisten dagegen eher mit einem anerkennenden Kopfnicken hin.
Polizei holt Krakeler aus dem Pulk
Nach der Halbzeit verdichteten sich dann die Zeichen, dass es mit der Geduld von beiden Seiten nicht mehr so lange hin sein würde. Die der Ultras – es waren allerdings nicht nur Ultras im Gemenge – und die der Polizei. Zumal der Kölschkonsum vieler Fans mittlerweile in etwa den Minuten entsprach, die der FC noch Zeit hatte, um ein Tor zu schießen. Die Beamten fingen langsam an, sich einzelne besonders lautstarke Krakeeler aus dem Pulk zu holen.
Was den Kameraden natürlich nicht gefiel. Es begann das alte Spiel, einige besonders „Wagemutige“ bauen sich vor den Beamten auf, provozieren und drohen, die Reihen der Polizei ziehen sich etwas zurück, um zu schauen ob die Altvorderen die Lage wieder unter Kontrolle bringen. Tun sie das, bleibt der Abstand gewahrt. Wenn nicht, rücken sie ein Stück vor. Sieht manchmal fast aus wie eine Art Polka, hat aber leider nicht im Mindesten den freundschaftlichen Aspekt wie beim Tanzen.
Stimmung kippte
Bis zur 71. Minute konnte man noch das Gefühl haben, es könnte was werden mit dem berühmten „Jeföhl“ vor dem Stadion, dann aber kippte die Stimmung langsam. Erst das Tor von Andersson: Frenetischer Jubel, lautstarke Erlösung aus hunderten heiseren Kehlen. Dann, nach langer Wartezeit, die Aberkennung. Das lasteten viele Fans zwar gar nicht direkt dem Schiri an, zumal draußen ja kein Video-Beweis zu sehen war. Aber die Stimmung hatte nun wenig Fröhliches mehr, auch wenn die Anfeuerungsrufe nicht nachließen. Es wurde fordernd, teilweise aggressiv. Die Beamten zogen den Gürtel wieder enger. Und einige Fans hatten einen Grund mehr, sich mehr hochzuschaukeln.
Die ersten Böller knallten, vereinzelt wurden auch schon Flaschen geworfen. Die Polizei verstärkte nun ihre Durchsagen, ließ keinen Zweifel mehr daran, dass es langsam genug sei. Bei Bornauws Siegtreffer gab es dann im Wortsinn kein Halten mehr: Kracher, Böller explodierten, die Beamten räumten nun mit aller Macht die Straße, verdrängten die Hardcore-Fans auf die Jahnwiesen, wo kurz darauf wilde Jagdszenen begannen. Die Flaschenwürfe häuften sich, die Festsetzungen ebenso. Einige Beamte hatten Platzwunden im Gesicht. Auch unter den FC-Anhängern gab es reichlich Blessuren, wobei nicht immer ganz klar war woher die stammten. Die „Normalos“, die bis dahin noch auf den Jahnwiesen ausgeharrt hatten, machten sich schleunigst auf den Rückweg. Das Katz-und-Maus-Spiel ging noch einigermaßen lange weiter, viele hatten sich in die umliegenden Büsche und Wälder sowie in die angrenzende Belgier-Siedlung zurückgezogen, wohin einzelne Trupps der Polizei auch folgten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Und warum? Weil der FC gewonnen hat. Und jetzt Relegation spielen kann. Nicht abgestiegen ist. Oder so. Wie ein Polizeisprecher meinte: „Egal ob der FC gewinnt oder verliert. Heute war das leider absehbar.“ (two)