Köln – Weniger Autoverkehr, mehr Bus und Bahn. So lautet landauf, landab die politisch gewollte Devise, vor allem in den Großstädten. Dabei wird oft vergessen: Für die Mobilitätswende braucht es Personal. Und das ist knapp.
Zu Jahresbeginn warnte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vor drohenden Engpässen. „Es gibt zur Zeit kaum ein kommunales Verkehrsunternehmen, dem nicht Bus- oder Straßenbahnfahrer fehlen, besonders in den Ballungsräumen, wo die Konkurrenz noch größer ist“, so Volker Wente, VDV-Landesgeschäftsführer NRW. Was heißt das für Köln? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie viele Fahrer fehlen in den nächsten Jahren?
Laut VDV werden zur Umsetzung der Mobilitätswende bis zum Jahr 2030 in NRW rund 25.000 zusätzliche Triebfahrzeugführer und Stadtbahnfahrer benötigt. Außerdem müssen bis zu 20.000 altersbedingt ausscheidende Fachkräfte ersetzt werden. „Die Belegschaften in den ÖPNV-Unternehmen sind vergleichsweise alt, weil viele ihr ganzes Berufsleben einem Arbeitgeber treu waren. Nun gehen viele in den Ruhestand“, betont Wente.
Tarife
2,85 Euro kostet im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) seit 1. Januar ein Onlineticket für Erwachsene in der Preisstufe 1b. Zuvor waren es 2,70 Euro. Der Preis hat sich somit um rund 5,5 Prozent erhöht. Der Preisvorteil gegenüber dem Papierticket, das unverändert 3,00 Euro kostet, hat sich glatt halbiert.
Ein Fahrschein für die Kurzstrecke in Köln kostet als Handyticket jetzt 1,90 Euro, vorher waren es 1,80 Euro. Für ein Papierticket werden unverändert 2,00 Euro fällig. Auch hier ist der Preisvorteil um die Hälfte geschrumpft. KVB und VRS argumentieren, dass Handytickets einen Preisvorteil von mindestens 5,0 Prozent gegenüber dem Papierticket bieten.
Unverändert bleiben die Tarife für Vierertickets sowie für die rund 300.000 Abo-Kunden. Teurer sind seit Jahresbeginn etwa die 24-Stunden-Tickets sowie Wochen- und Monatstickets in Papierform. (fu)
Verschärft werde der immense Personalbedarf durch den gewünschten Zuwachs der Verkehre: „Wenn Busflotten wachsen und Verbindungen ausgebaut werden sollen, brauchen sie natürlich mehr Fahrer.“ Das werde nicht leicht, so Wente. „Die Zeiten, in denen Bewerber in Scharen kommen, sind einfach vorbei. Die kommunalen Unternehmen müssen in der Personalakquise einfach besser und aktiver werden.“
Wie sieht die Lage bei der KVB aus?
Die Kölner Verkehrs-Betriebe beschäftigen aktuell 1681 Fahrerinnen und Fahrer. Davon fahren 776 Bus und 905 Stadtbahn. Der Frauenanteil am gesamten Fahrdienst lag laut KVB in den vergangenen Jahren konstant bei rund 17 Prozent.
Wie viele KVB-Fahrer gehen bis 2030 in Rente?
„Basierend auf dem derzeitigen Renteneintrittsalter werden bis 2030 rund 300 Fahrerinnen und Fahrer altersbedingt ausscheiden“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Das sind rund 18 Prozent der Belegschaft – fast jeder Fünfte.
Wie viele Fahrer werden zusätzlich benötigt?
Das hängt davon ab, wie stark Angebot und Fahrplan ausgeweitet werden. Bis 2030 könne man dazu „nicht annähernd“ belastbare Aussagen treffen, „da die Stadt Köln als unser Aufgabenträger über die Weiterentwicklung des Fahrplanangebotes Jahr für Jahr entscheidet“,so ein KVB-Sprecher. „Für das Jahr 2022 gehen wir zum aktuellen Zeitpunkt von einem Bedarf für die Stadtbahnfahrschule von 64 Mitarbeitenden und für unsere Busfahrschule von einem Bedarf von 32 Mitarbeitenden aus.“
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Wie deckt die KVB den wachsenden Bedarf?
Aktuell gelinge es sehr gut, die freien Ausbildungsplätze in den KVB-eigenen Fahrschulen im Bus- und Stadtbahnbereich zu besetzen, so die KVB. Der Beruf bietet hohe Jobsicherheit bei relativ kurzer Ausbildungszeit. Stadtbahnfahrer erhalten bei der KVB für 39 Wochenstunden Dienst ein Einstiegsgehalt von 2645 Euro brutto im Monat plus Schichtzulagen, Sonderzahlungen und ein Gratisticket für das gesamte VRS-Gebiet.
Die KVB hat bisher zwei Programme zur Ausbildung von Geflüchteten für den Fahrdienst aufgelegt – mit Erfolg, wie das Unternehmen betont. „Hier waren die Erfolgsquoten, insbesondere im zweiten Durchlauf, schon nahe an denen der klassischen Ausbildung mit Menschen ohne diesen persönlichen Hintergrund“, so der Sprecher.
Wie lange dauert die Ausbildung für Fahrer?
Die Grundausbildung dauert drei Monate für den Stadtbahnfahrdienst. Danach folgt die betriebliche Einweisung, bei der die Fahrer einen Monat lang von einem Lehrfahrer auf der Strecke begleitet werden. Busfahrer durchlaufen vier Monate Grundausbildung plus einen Monat Einweisung. Für 2022 werden Bewerber gesucht, sie müssen mindestens 21 Jahre alt sein.
Wie sieht es bei der Eisenbahn aus?
In NRW werden bis Ende 2024 rund 1200 Triebfahrzeugführer gesucht – jährlich gehen rund 300 in Rente. Um dem drohenden Personalmangel zu begegnen, hat die Güterbahn Rheincargo, Tochter des städtischen Logistikkonzerns Häfen und Güterverkehr Köln (HGK), schon vor Jahren ihre Lokführerausbildung verstärkt und eine eigene Ausbildungsakademie ins Leben gerufen. Ziel: mehr junge Leute und Quereinsteiger für den Lokführerberuf zu gewinnen.