- Wenn durch die Virus-Variante viele Mitarbeiter ausfallen, brauchen Unternehmen, Behörden und Einrichtungen einen Plan.
- Wie bereitet sich Köln auf die Ausnahmesituation vor?
Köln – Der neue Expertenrat der Bundesregierung hat gewarnt: Die Omikron-Variante des Coronavirus sei ein „hohes Risiko für kritische Infrastruktur“. Experten rechnen damit, dass die Zahl der Infizierten im Januar in die Höhe schießt. Wenn das passiert, werden auch im Gesundheitssektor, bei der Polizei, Feuerwehr oder in der Stadtverwaltung Mitarbeiter ausfallen. Weitergehen muss es dort trotzdem. Wie können die Einrichtungen funktionstüchtig bleiben? Ein Überblick.
Kliniken
Seit Bekanntwerden der neuen Situation durch die Omikron-Variante passen die Kliniken der Stadt Köln ihre bereits bestehenden Pandemie-Pläne an. „Durch die sehr hohe Ansteckungsrate der Omikron-Variante erwarten auch wir einen erheblichen Ausfall unserer Beschäftigten, trotz eines sehr hohen Anteils geboosterter Mitarbeiter*innen“, sagt Kliniken-Direktor Professor Horst Kierdorf.
Zu den Notfallplänen gehören die Verschiebung von planbaren Operationen und die Schließung einzelner Stationen, „um die Beschäftigten in der Versorgung der Covid-19-Patienten einzusetzen“, sagt Kierdorf.
Die Kliniken seien zudem in Gesprächen mit Kollegen, die in Elternzeit oder vor kurzer Zeit in Rente gegangen sind und als Aushilfen zum Einsatz kommen könnten. Aktuell sei die Situation noch stabil.
KVB
Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) haben schon im Frühjahr 2020 erste Notfallpläne entwickelt. So wurde der Fahrplan im vergangenen Jahr mehrfach angepasst – immer in Abstimmung mit dem städtischen Krisenstab. „So sind wir zeitweise in einem modifizierten Samstagsfahrplan unterwegs gewesen oder in einem Fahrplan ohne Nachtverkehr – Angebote, die einen geringeren Personalaufwand erfordern als ein normaler Jahresfahrplan“, sagt ein KVB-Sprecher.
Sollte die Omikron-Variante zu einer höheren Krankenquote führen, seien die KVB auch kurzfristig in der Lage, das Angebot anzupassen. „Wir werden in diesem Fall einen möglicherweise ausgedünnten, aber stabilen Fahrplan aufrecht erhalten, um die Mobilität für diejenigen sicherzustellen, die auf uns angewiesen sind“, so der Sprecher. Pausenregelungen für Fahrer, feste Teams in Werkstätten oder Trennscheiben in Bussen sollen dabei die Ansteckungsgefahr während der Arbeitszeiten minimieren.
Stadtwerke
Neben den KVB gibt es auch in den anderen Unternehmen der Stadtwerke Vorsichtsmaßnahmen – wie es auch schon in früheren Phasen der Pandemie der Fall war. Dazu zählen Notfallpläne, Besucherverbote in den Anlagen oder der Wechsel im Schichtbetrieb, um in parallelen, kontaktlosen Arbeitsteams den Betrieb aufrecht zu erhalten.
„Mit unterdurchschnittlichen Infektionsraten und überdurchschnittlichen Impfquoten haben sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr verantwortungsbewusst für das Funktionieren unserer Stadt eingesetzt. Wir tun alles dafür, dass dies auch so bleibt“, sagt KVB-Chefin und Stadtwerke-Arbeitsdirektorin Stefanie Haaks.
Polizei
Mit einem ausgeklügeltem Schichtsystem will die Kölner Polizei erreichen, dass sie auch bei einer stark durchschlagenden Omikron-Variante dienstfähig ist. Dieses Konzept wurde von der Behörde bereits in der ersten großen Pandemie-Welle gefahren. Die Maßgabe: 14 Tage arbeitet eine Schicht, dann kommen die anderen Kollegen. „Wir wollen eine Überlappung zwischen den Schichten verhindern“, sagt der Leitende Polizeidirektor Martin Lotz. Durch das Schichtsystem könne im Ernstfall auf gesunde Mitarbeiter zurückgegriffen werden. In der aktuellen Corona-Zeit gibt es zahlreiche Fälle bei der Polizei. „Die meisten haben sich nicht im Dienst, sondern in der privaten Zeit angesteckt“, sagt Lotz.
Feuerwehr
Auch bei der Kölner Feuerwehr wird das bereits bestehende Sicherheitskonzept wieder komplett hochgefahren. „Die Gefahr soll von den Wachen ferngehalten werden“, sagt ein Sprecher. Einfache Besuche seien nicht erlaubt, nur dienstliche Termine möglich. In den Wachen gebe es feste Schlafplätze, große gemeinsame Mittagessen gebe es nicht und das Testen sei ein fester Bestandteil. Es soll vermieden werden, dass komplette Löschzüge ausfallen. Für den großen Notfall habe die Feuerwehr einen großen Pool von Mitarbeitern: „Wir sind gut gerüstet“.
Damit ohne Zeitverzug herausgefunden werden kann, ob ein Mitarbeiter tatsächlich infiziert ist, hat die Feuerwehr mittlerweile eine eigene Firma beauftragt, die die Proben untersucht. „Wir sind für die Gefahrenabwehr zuständig. Da muss ein Ergebnis in wenigen Stunden vorliegen“, ergänzt der Sprecher.
Stadtverwaltung
Die Stadtverwaltung hat bereits zu Beginn der Pandemie eine Personaleinsatzplanung erstellt. „Diese ermöglicht es, bei Personalausfällen in Aufgabereichen, die zum Beispiel der Daseinsvorsorge oder der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dienen, kurzfristig Personal aus anderen Bereichen der Stadtverwaltung einzusetzen“, teilt eine Sprecherin der Stadt mit.
Aufgrund von Homeoffice, Kontaktvermeidung in den Büros sowie kostenlosen Testangeboten und 3G-Pflicht am Arbeitsplatz seien Corona-bedingte Personalausfälle bisher sehr gering.
Ford
Autobauer Ford fühlt sich als einer der größten Arbeitgeber der Stadt gewappnet gegen die neue Variante. Sprecherin Ute Mundolf verweist auf die nach wie vor geltenden strengen Regeln. „Dazu gehört beispielsweise die Maskenpflicht immer und überall auf dem Werkgelände, auch in Einzelbüros oder im Freien“, so Mundolf.
Eine Besonderheit bei Ford: „Wir haben diese Woche auch begonnen, Angehörige unserer Belegschaft bei uns zu impfen“, so die Sprecherin. Man wolle so zu einem hohen Impftempo und dem Schutz der Belegschaft beitragen.
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Alle Bereiche seien angehalten, ihre Notfallpläne zu aktualisieren, um bei Bedarf sofort handlungsfähig zu sein. „Vor dem Hintergrund eines strengen Hygieneprotokolls sowie des hohen Impfstatus’ der Belegschaft hoffen wir, auch die nächste Welle gut zu überstehen.“
AWB
Die Abfallwirtschaftsbetriebe der Stadt Köln wollen sich zu Details nicht äußern.
Als Antwort auf die Anfrage der Rundschau heißt es lediglich: „Es gibt allgemeine AWB-Notfallpläne, die laufend aktualisiert werden.“