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E-Scooter-Problem in KölnKölns OB Reker will ein nächtliches Fahrverbot

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Weggeworfen: Auch in Weihern und Bächen finden Reinigungstruppe der Stadtentwässerungsbetriebe E-Scooter.

Köln – Oberbürgermeisterin Henriette Reker schaltet sich in das Aufregerthema E-Scooter ein: Sie will erreichen, dass E-Scooter nachts nicht mehr in den Hotspots der Stadt benutzt werden dürfen. In Gesprächen mit den Verleihfirmen wird die OB darauf drängen, dass zwischen 22 und 6 Uhr die Geräte abgeschaltet werden. „Wir setzen auf eine freiwillige Selbstverpflichtung“, sagte eine Sprecherin der Stadt Köln der Rundschau. Für ein generelles Verbot der E-Scooter spricht sich Reker nicht aus.

Die verschärfte Regelung mit der Abschaltung der Geräte könne mit einer Sondernutzungsregel durchgesetzt werden. Die Kölner Polizei würde ein nächtliches Fahrverbot begrüßen. Außerdem sollen die Verleiher die Kosten für die Bergung aus dem Rhein übernehmen, stellte Reker klar. Auch das Wasser- und Schifffahrtsamt könnte die Bergung übernehmen und die Kosten an die Betreiber weiterreichen, sagte die OB.

Hunderte Scooter in der Natur

Am Dienstag wurde bekannt, dass hunderte E-Scooter auch in die Kölner Seen, Bäche und Teiche geworfen wurden. Dies teilten die Stadtentwässerungsbetriebe mit. Wie eine Sprecherin sagte,wurden seit Anfang 2020 bei Reinigungsarbeiten rund 400 E-Scooter aus dem Wasser geholt. „Unsere Mitarbeiter bergen jede Woche im Schnitt fünf Elektro-Tretroller aus den städtischen Gewässern“, erklärte Birgit Konopatzki.

Die hohe Anzahl der weggeworfenen Geräte habe sie „unangenehm überrascht“.Es sei schon immer so gewesen, dass seit der Einführung die beliebten Geräte im Wasser entsorgt werden – aber die Zahl sei deutlich gestiegen. Die Reinigungstrupps würden die E-Scooter oft zufällig entdecken „Manchmal rufen auch Spaziergänger an und berichten von den im Wasser treibenden Geräten“, ergänzte die Sprecherin. Schwerpunkte seien Aachener Weiher, Stadtwald-Weiher und Adenauer Weiher. Dort würden häufig Scooter geborgen. Auffällig: Sind Gewässer in der Nähe von Haltestellen, werden dort häufiger Tretroller entdeckt. Die Fahrzeuge landen aber auch in der Strunde liegen oder im Kemperbach, im Faulbach oder im Flebach.

Teure Bergungskosten

Die Stadtentwässerungsbetriebe haben ausgerechnet, dass die Bergung pro Jahr rund 10 000 Euro kostet. Bisher habe sich keine Verleiherfirma gemeldet, die sich an den Kosten beteiligen wolle. Juristen des Unternehmens prüfen nun, ob sie den Betreibern die Kosten in Rechnung stellen können.

Dass die Verleiher sich offenbar nicht um die verlorenen Scooter kümmern, zeigt den Reinigungstrupps der Zustand der Geräte. Sie sind verschlammt, mit Algen bewachsen, liegen oft schon mehrere Wochen oder Monate auf dem Grund. „Die Aktionen sind aufwändig“, betont die Sprecherin. Die schrottreifen E-Scooter werden von den Mitarbeiter mitgenommen, andere werden wieder an Straßen abgestellt. Das Ziel: Springt das Ortungssystem wieder an, können die Geräte von den Verleihern wieder eingesammelt werden.

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Nach dem Bekanntwerden der massenhaft im Rhein liegenden E-Scooter ist das Thema bei Umweltverbänden, Politik oder Wasser- und Schifffahrtsamt ganz oben auf der Agenda. Ende Juni sollte die Bergung der Geräte beginnen – aber die Aktion wurde kurzfristig abgesagt. „Das Bergungskonzept hat nicht ausgereicht und neue Konzepte liegen nicht vor “, sagte der Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes, Rolf Nagelschmidt. Wann es eine Bergung geben könnte, ist unklar.

Die Kölner SPD fordert mehr Kontrollen und höhere Bußgelder. „Was wir derzeit insbesondere in der City sehen, erinnert eher an Wild West. Außerdem hunderte Roller, in Seen und Parks, die als tickende Zeitbomben zu Umweltrisiken mutieren. So kann es nicht weitergehen“, betont Fraktionschef Christian Joisten.