Köln – Mit seinem Wunsch, in die Vergangenheit reisen zu können, die er bereits als kleiner Junge erlebte, steht Jonas Rothe nicht alleine da. Auch wenn dieser langgehegte Wunsch der Menschheit bislang vorenthalten blieb: Mit den „Timeride“-Filialen kommt Rothe seinem Traum so nahe wie heutzutage möglich und lässt dabei auch seine Mitmenschen teilhaben.
Mittels virtueller Realität (VR) versetzen Rothe und sein Team ihre Gäste in eine Bahnfahrt durch längst vergangene Zeiten. In Köln, wo am Alter Markt 36-42 im Oktober 2017 die erste Filiale eröffnet wurde, startet morgen eine völlig neue Zeitreise. Statt wie bislang durch das wilhelminische Köln zu fahren, werden die Besucher diesmal ins Jahr 1926 versetzt.
Dabei sein beim ersten Karneval nach der britischen Besetzung
Ein besonderes Jahr für die Stadt, wie Rothe weiß, war es doch das Jahr, in dem die britische Besatzung endete und erstmals wieder Karneval gefeiert werden konnte. Bevor die Besucher jedoch in der Straßenbahn Platz nehmen und sich vom Pitter, der mit viel Leidenschaft und Humor von Björn Heuser verkörpert wird, durch ein traumhaft schönes Köln der Goldenen Zwanziger kutschieren lassen, skizziert ein Schwarzweiss-Film den historischen Kontext. Anschließend gibt es noch einen Einblick in das Hutmacher-Handwerk.
Denn es ist die lebensfrohe Hutmacherin Tessa (verkörpert von Anne K. Müller), die die eigentliche Hauptrolle inne hat. Die ausgestellten knapp 140 zeitgenössischen Hüte – vom „Homburger“ wie ihn Alt-Kanzler Konrad Adenauer getragen hat, bis hin zur Narrenkappe – stammen von der Kölner Hutmacherfamilie Diefenthal.
Preise und Zeiten
14,50 Euro zahlt ein Erwachsener für die rund 45-minütige Zeitreise. Ermäßigt gibt es das Ticket für 12,50 Euro. Dreiköpfige Familien zahlen 36 Euro, ein Ticket für jedes weitere Kind von sechs bis 17 Jahren kostet 8 Euro. Kinder unter sechs Jahren haben keinen Zutritt. Geöffnet ist ab dem 3. September freitags, samstags und sonntags jeweils von 11 bis 19 Uhr. Für das Premierenwochenende gibt es nur noch übermorgen wenige Restkarten. (roe)
www.timeride.de
Für die neue Produktion wurden, wie Lisa Schulz erzählt, 1200 historische Gebäude nachkonstruiert. Die Programmdirektorin war, auch wenn sie wusste, dass Köln im Zweiten Weltkrieg großflächig zerstört wurde, erschrocken, wie groß dieses Ausmaß wirklich war. „Von diesen 1200 Gebäuden standen nach dem Krieg noch 26“, erzählt sie. Doch auch ein strahlend weißer Kölner Dom und ein beeindruckend schöner Hauptbahnhof wären natürlich nur halb so schön, wenn es drum herum kein Leben geben würde.
Knapp 3500 virtuelle Persönlichkeiten bekommen die Besucher während der Tour vom Alter Markt zum Neumarkt zu Gesicht. Darunter auch den ein oder anderen Überraschungsgast – so huschen in einer Szene Brings durch das Bild.
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Ludwig Sebus dagegen dürften die wenigsten Besucher erkennen. Der Grandseigneur des Kölner Karneval ist nicht bloß als einjähriger Steppke im Matrosenkostüm zu sehen, sondern ist in seiner unnachahmlichen Art auch als Kommentator zu hören – wahlweise auf Kölsch, Hochdeutsch oder sogar auf Englisch. „Ich fühlte mich in diese Zeit als Kind sofort aufgenommen und konnte fast sogar die Gerüche von damals wahrnehmen. Das war ein ergreifendes Erlebnis für mich“, urteilt der noch 95-Jährige über seinen Ausflug in die VR.