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Drei Nächte am Kölner HauptbahnhofSo lief die Solidaraktion mit Obdachlosen in Köln

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Verglich die Kölner Immobilien- und Mietpreise mit der ehemaligen Stadtmauer: Kabarettist Jürgen Becker. 

Köln – „Alles verlore – kein Wonnung – kein Arbeit – kei Jeld/Mer nennt se nur Penner – verachtet vum Ress dr Welt.“ Mit dem neu eingespielten Höhner-Lied „Alles verlore“ hat die AG „Arsch huh“ auf dem Bahnhofsvorplatz zur Solidarität mit Wohnungs- und Obdachlosen aufgerufen. Der Platz stand das ganze Wochenende unter dem Motto „Eine Nacht mit Obdachlosen auf der Straße“.

7000 Menschen sind derzeit in Köln offiziell obdachlos

Die Vereine „Helping Hands Cologne“ und die Sozialistische Selbsthilfe Mülheim (SSM) hatten zu der Aktion aufgerufen. Aktuell sind über 7000 Menschen in Köln wohnungslos gemeldet. Die auf einer von einem weißen Zelt überdachten Kleinbühne präsentierte Neufassung war der Auftakt zu einer Spendenaktion für die Schaffung einer Obdachlosenstation auf der „Schäl Sick“ nach dem Vorbild des linksrheinischen Gulliver.

„Die neue Obdachlosenstation in Mülheim soll auch ein Beratungsangebot enthalten, um den Menschen aus der Obdachlosigkeit zu helfen oder bei drohender Obdachlosigkeit diese zu verhindern“, sagte Arsch-Huh-Sprecher Hermann Rheindorf. Für die Linderung der dringendsten Not forderte das Aktionsbündnis abschließbare Einzelzimmer für alle Obdachlosen mit 24 Stunden-Aufenthalt, Corona-Impfung, ein Wärmezelt in der Innenstadt und ein städtisches Sofortbauprogramm von 100 Wohnungen und ein städtisches Programm zur Überwindung der Obdachlosigkeit bis 2030.

Kritik an der Stadt Köln zur Wohnungsnot

Rainer Kippe vom SSM kritisierte die Stadt: „Es werden hunderte Millionen Euro für prächtige Projekte ausgegeben. Aber hier ist kein Geld da, um so viel zu bauen, dass hier jeder eine Wohnung hat.“Auch Obdachlose selbst erzählten auf und vor der Bühne von ihren Erfahrungen. Dagmar, eine studierte Medizinerin, stürzte nach einem Schicksalsschlag herb ab und lebt seit Jahren auf der Straße. „Was mir passiert ist, kann jedem passieren.“ Stefan erlitt im vergangenen Januar bei nächtlichen Minusgraden an der Philharmonie mehrere Erfrierungen. Bis zum März 2022 ist er in einer Jugendherberge am Dom untergekommen.

„Menschen kennenlernen, denen wir helfen können“

„Wir haben dort für die Wintermonate 24 abschließbare Zimmer angemietet“, sagte Nicole Freyaldenhoven von „Helping Hands Cologne“ (die Rundschau berichtete). Zu den prominenten Unterstützern der Solidaritätsaktion gehörten der Kabarettist Jürgen Becker und der Journalist Günter Wallraff. „Die Übernachtung hier ist Symbolik, die darf man nicht überbewerten. Aber so lernen wir Menschen kennen, denen wir nahe sind und denen wir weiterhelfen können. Wir sollten nicht nur große Aktionen machen, sondern einzelnen Menschen ganz konkret helfen“, sagte Wallraff, der im Winter 2008/2009 selbst unter Obdachlosen gelebt und darüber eine Sozialreportage geschrieben hat.

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Becker warf der Stadt eine falsche Wohnbaupolitik vor: „Die Immobilien- und Mietpreise sind das, was früher die Stadtmauer war. Sie entscheiden, wer rein darf und wer nicht. Es gibt kaum noch städtische Immobilien. Die wurden fast alle privatisiert. In Zukunft gibt es in Köln für Geringverdiener nur noch drei städtische Immobilien: Die Hohenzollernbrücke, die Severinsbrücke und die Deutzer Brücke.“ Becker forderte, Immobiliengewinne stark zu besteuern und das Geld der Allgemeinheit wieder zurückzugeben: „Das wäre gerecht.“

Günter Wallraff konnte in der Nacht von Freitag auf Samstag einem rumänischen Wanderarbeiter helfen. Er brachte ihn für eine Nacht im Hotel Königshof unter. Der Mann wurde mit einem Stundenlohn von vier Euro ausgebeutet und landete nach der Kündigung auf der Straße. Wallraff will sich nun um ihn kümmern.