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DigitalisierungIn Köln steckt 5G plus künftig in Straßenlaternen

Lesezeit 3 Minuten
Straßenlaternen mit 5G in Köln

Unscheinbar wirken die beiden 5G-Antennen und stecken doch voll komplexer Technik. 

Köln – Fast hätte man glauben können, Köln stehe bereits für die Speerspitze der Digitalisierung in Europa. Bei der Vorstellung der neuen 5G plus-Laternentechnik am Haus Saaleck wollten die Superlative gar kein Ende mehr nehmen: Einzigartig in Europa, Spitzenposition weiter ausbauen, Musterstadt Köln. Dabei hatte doch gerade erst FC-Trainer Steffen Baumgart im Rundschau-Interview den ständigen Netzausfall beklagt.

Riesige Datenmengen in Echtzeit verarbeiten

Doch tatsächlich beginnt in Köln nach zwei Jahren Vorbereitung eine neue Zeitrechnung im mobilen Datennetz. Die leistungsstarken Sender, unauffällig und fast unsichtbar in sechs Metern Höhe an Laternenpfählen befestigt, können nämlich etwas, das sie von der „normalen“ Netzabdeckung mit 5G unterscheidet – große Datenmengen in Echtzeit verarbeiten. Als „entscheidend für unsere Zukunftsfähigkeit“ bezeichnete es Kölns OB Henriette Reker, dass der mobile wie stationäre Datenfluss weiter voranschreite: „Glasfaser im Boden, 5G plus in der Luft“, meinte sie: „Der 5G-Ausbau ist von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Köln. Es geht weniger um noch schnelleres Surfen, als um Echtzeitdaten etwa bei neuen Verkehrskonzepten.“

Laternen mit 5Gplus

Was die Ausbreitung der neuen Laternenmast-Technik angeht, ist Vodafone in Köln Vorreiter. Allerdings betonte Vodafones Noch-Technik-Chef für Deutschland, Gerhard Mack, dass dies ohne das reibungslose Zusammenspiel von Stadt, Rheinenergie und Mobilfunk-Unternehmen nicht möglich gewesen wäre: „Wir haben damit europaweit die erste gigabit-schnelle Luftübertragung geschaffen, die in Straßenlaternen integriert werden kann“, betonte er.

5G plus

10 Millisekunden beträgt laut Anbieter die Übertragungszeit von Datenpaketen mit 5G plus – Übermittlung in Echtzeit also. Vodafone baut dafür eine eigenständige Infrastruktur auf, bei der nicht mehr nur auf die Erweiterung der bestehenden LTE-Netze, sondern auch auf Antennen- und das Kernnetz zurückgegriffen wird. Viermal schneller als bisher soll der Datenfluss damit vonstatten gehen.

Zudem können bis zu einer Million Endgeräte pro Quadratkilometer vernetzt werden, laut Anbieter zehn Mal mehr als bisher und ohne Qualitätsverlust. Außerdem erhöhe sich durch die

direkte Einwahl ins 5G-Netz auch die Anzahl der Orte, an denen man sich mit dem Smartphone einloggen kann. Die 5G-Verfügbarkeit wachse mit zahlreichen Handys spürbar. (two)

Die Technik installiert das Unternehmen, die Infrastruktur und den Strom stellt die Rheinenergie. Die in Frage kommenden Objekte und Flächen werden über einen Rahmenvertrag an den Mobilfunk-Betreiber vermietet. Rund 80 000 Masten betreibt die städtische Tochter. Wie viele davon um- oder ausgerüstet werden, hängt letztlich von der mobilen Frequenz ab. „Je mehr Menschen 5G plus an einer Stelle nutzen, desto mehr Stationen werden benötigt“, erklärte Mack. An der Schildergasse beispielsweise müssten deutlich mehr Sender aufgestellt werden als in weniger frequentierten Bereichen. Für die Innenstadt rechnet er mit einer kompletten Netzabdeckung in diesem Jahr, danach wird die Technik stadtweit „ausgerollt“. Er schätzt, dass mehrere hundert Sendemasten installiert werden müssen. Sorgen um die Gesundheit müsse sich niemand machen: Die Antennen seien wesentlich höher angebracht als gesetzlich vorgeschrieben, Strahlung nach vielen Jahren Erfahrung ohnehin kein Thema mehr.

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Eine Monopol-Stellung wollte und konnte man Vodafone trotz des Dankes für die Vorreiter-Rolle natürlich nicht zugestehen: „Es bleibt genug zu tun auch für andere Anbieter“, meinte Reker. Momentan betreibt Vodafone nach eigenen Angaben 374 Mobilfunkstandorte in Köln, von denen 45 mit 5G und zehn mit 5G plus ausgerüstet sind. Das Unternehmen plant zurzeit 75 5G-Netzwerkweiterungen in der Stadt.