- Der Karneval ist in Köln und im Umland eine feste Institution.
- Doch Corona scheint der kommenden Session einen fetten Strich durch die Rechnung zu machen.
- Karnevalist Christoph Kuckelkorn glaubt trotzdem an fröhliche Festtage - auch wenn viele Dinge diesmal gewiss anders laufen werden.
Köln – Auch Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, war überrascht vom Vorstoß des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU), den Karneval diese Session abzusagen. Mit ihm sprach Jens Meifert.Herr Kuckelkorn, was haben Sie gedacht, als Sie die Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn gehört haben, er wolle den Karneval absagen?Kuckelkorn: Es ist gar nicht möglich, den Karneval abzusagen. Dieses Fest hat so viele Facetten, die lassen sich nicht einfach streichen. Vergleichen Sie es mit Weihnachten: Sie können die Märkte absagen, aber nicht das Fest. Wir werden auch nicht verhindern können, dass Kinder kostümiert in die Kita gehen. Warum sollten wir das auch tun? Also müssen wir das differenzierter betrachten. Dazu haben wir mit den anderen Hochburgen in Bonn, Aachen und Düsseldorf Leitlinien entwickelt.
Finden Sie solche Aussagen schädlich?
Ich fände es schade, wenn es in den Wahlkampf hineingehen würde. Das brauchen wir nicht. Wir brauchen eine vernünftige, wissenschaftlich begleitete Debatte. Wir wollen es mit Ruhe und möglichst emotionslos betrachten, auch wenn das schwer fällt im Karneval. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Wir werden nicht auf Teufel komm raus feiern.
Was wird denn gehen?
Vieles, was uns im Karneval lieb ist, kann man sich in dieser Session nicht vorstellen. Das gilt für Teile des Straßenkarnevals und für den dichten Trubel in den Kneipen. Jetzt müssen wir überlegen, was können wir daraus entwickeln, wir müssen das quasi neu erfinden, und die Veranstalter machen das ganz gut. In der Arena gibt es ein ausgezeichnetes Konzept. Ich halte es aber auch für wichtig, Konzepte für den öffentlichen Raum zu entwickeln, wenn wir den Karneval auf den privaten Raum reduzieren, erhöhen wir doch sogar das Infektionsrisiko. Also müssen wir sehen, wo wir Regeln überwachen können.
Solche Überlegungen gab es für den 11.11. auf dem Kölner Heumarkt. Wenn das nicht geht, was macht man dann? Den Platz sperren? Kostümverbot in der Altstadt?
Wir als Veranstalter können nur unsere Veranstaltungen regeln. Also muss das städtische Ordnungsamt mit den Gesundheitsbehörden Konzepte anbieten, wie man da vorgehen soll. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Alkoholverbot wie in Hamburg eingehalten wird, vielleicht ist auch das denkbar. Wir müssen uns über alles Gedanken machen.
Ein Dreigestirn wird es geben?
Ja, das wird es geben. Ein Dreigestirn hat sogar eine besondere Aufgabe, vorauszugehen und die Idee des Karnevals weiterzutragen, auch als Sprachrohr des Festkomitees. Wir gehen davon aus, dass wir auch ein Kinderdreigestirn haben werden und am Rosenmontag in irgendeiner Form feiern, wie auch immer das aussieht. Es gibt viele Konzept. Die Kölner werden es sich nicht verbieten lassen.
Die Prinzenproklamation findet schon Anfang Januar statt. Üblicherweise mit 1300 Gästen im Gürzenich. Wie könnte das aussehen?
Auch da überlegen wir verschiedene Ideen. Eine Idee ist, dass es im Rathaus stattfindet und dann von Saal zu Saal zieht. Es könnte auch in der Arena stattfinden, auch das überlegen wir. Man muss immer herausfinden, was ist der Kern einer Veranstaltung? Und daraus muss man etwas entwickeln, was sich unter den aktuellen Bedingungen realisieren lassen. Ich habe schon so viele tolle Ideen gehört, dass macht mich zuversichtlich, dass wir den Karneval trotzdem feiern können.
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Wie ist Ihr persönliches Befinden? Niedergeschlagen? Unter Druck?
Wir spüren natürlich auch eine gewisse Sorge, wir wissen, dass wir nicht auf jeden Fall feiern können. Wir geben aber nicht so schnell auf. Da machen uns auch die neuen Konzertveranstaltungen und die Gastronomie-Konzepte Mut. Ich würde daher sagen: gedämpfter Optimismus. Wir wissen um die Kraft des Karnevals.
Haben Sie Sorge, dass sich Corona von Köln rasend verbreiten könnte?
Wenn wir die Sorge haben, die Infektionsrisiken nicht im Griff zu haben, werden wir Veranstaltungen nicht stattfinden lassen. Da kann man uns beim Wort nehmen. Wenn sich die Szenarien so weiterentwickeln wie derzeit, wird es sehr schwierig für den Karneval. Eine gewisse Demut gehört dazu.