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DEL-Start am DonnerstagWie die Lanxess Arena sich auf die Kölner Haie vorbereitet

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Bereit für die Haie: Arena-Chef Stefan Löcher auf der frisch aufbereiteten Eisfläche.

Köln – Ganz wohl war Arena-Chef Stefan Löcher nicht, als vor etwa zwei Wochen die Kühlaggregate im Boden von Europas größter Veranstaltungshalle wieder hochgefahren wurden. „Für uns bedeutet das Stromkosten von 100.000 Euro im Jahr. Das tut momentan sehr weh“, beklagt Löcher. Doch der Anblick der mattweißen Fläche versöhnt ihn, ab Donnerstag soll endlich wieder Betrieb herrschen in der Lanxess-Arena. Zum Auftakt der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) empfangen die Kölner Haie dann die Düsseldorfer EG. Ohne Zuschauer zwar, aber immerhin darf der Profisport stattfinden.

Das Veranstaltungsverbot hat in der Arena kürzlich zu einem seltenen Anblick geführt. Erstmals seit Jahren war wieder der nackte Betonboden der Arena zu sehen. „Das Eis bleibt normalerweise das ganze Jahr liegen, darüber wird bei Konzerten dann der Boden verlegt. Jetzt hatten wir Zeit, eine neue Eisfläche zu erzeugen“, erklärt Löcher. Am Donnerstagabend wurde die letzte Wasserschicht aufgetragen, nun liegt die Eisfläche in ihrer ganzen Pracht da.

Eismeister Sascha Koullem (39) ist mit dem Anblick zufrieden. In Aachen betreibt er die einstige Tivoli-Eissporthalle, die inzwischen „100’5 Arena“ heißt. Seit sechs Jahren kümmert er sich nebenbei um das Eis in der Kölner Arena. „Das Eis ist ganz klar. Es ging uns dieses Mal besonders um die Transparenz, denn die Fernsehbilder sollen top sein, wenn schon keine Zuschauer in die Halle dürfen“, sagt er. Das Geheimnis: Osmosewasser. Wasser in seiner klarsten Form. Kein Kalk, keine Mineralien. Der Eishockey-Weltverband IIHF hat dies inzwischen zum Standard bei allen Ligaspielen erklärt.

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Die Reinheit des Eises wird vor allem die Sponsoren freuen. Die riesigen Logos von Toyota, Penny, Axa und ETL schimmern klar unter einer 3,5 Zentimeter dicken Eisschicht. „Das Ausrichten der Folie ist eine der größten Herausforderungen. Da darf nichts verrutschen, damit die Folie keine Wellen schlägt und sich ein Spieler das Knie verdreht“, erklärt Koullem.

Ende Dezember kommen die Handballer

Mit Schläuchen haben er und zwei Kollegen 17 Mal Wasser aufgesprüht und frieren lassen. Den Rest hat die Zamboni-Eismaschine erledigt. Der Tank fasst 4000 Liter Wasser – das monströse Gefährt, mit dem beim Eishockey in den Drittelpausen die Eisfläche geglättet wird, eignet sich auch als Wasserwerfer. Nach dem Saisonauftakt wird das Eis in der Arena erstmal verschwinden. Denn kurz vor Jahresende wird am 28. und 29. Dezember die Finalrunde der Handball-Championsleague ausgetragen – als Geister-Turnier. Dann werden der THW Kiel, der FC Barcelona, Paris St. Germain und Telekom Veszprem aus Ungarn um den Titel spielen – vorausgesetzt der Profisport bleibt weiterhin von der Corona-Schutzverordnung verschont. Das Turnier findet seit 2010 regelmäßig im Mai in Köln statt. In diesem Jahr wird es nun kurz vor Silvester nachgeholt, das Spektakel muss erstmals ohne Besucher über die Bühne gehen.

In der kommenden Woche wollen die Arena-Verantwortlichen Bilanz ziehen und öffentlich machen, welche Folgen die Corona-Pandemie für den Betrieb hatte. Neben der Halle in Oberhausen ist die Lanxess-Arena eine der wenigen privat betrieben Veranstaltungshallen in Nordrhein-Westfalen. Die laufenden Kosten für den Arena-Betrieb liegen im mittleren zweistelligen Millionenbetrag im Jahr. „Das ist die reinste Katastrophe“, urteilt Stefan Löcher.

Eislaufen für alle in der Arena

Die Betreiber der Lanxess-Arena wollen mit Ende des Lockdowns öffentliches Eislaufen anbieten. Wann das der Fall sein, wird, steht derzeit zwar noch in den Sternen. Für alle Eissportfreunde könnte zumindest das ein Lichtblick sein. Dann könnten die Bürger erstmals dort Schlittschuhlaufen, wo sonst die Profis der Kölner Haie um Punkte kämpfen. Die Verantwortlichen der Arena befinden sich in Abstimmung mit der Stadt.

Im Lentpark ist die Eisfläche bereits abgebaut worden, denn die Kölnbäder GmbH will während des Lockdowns Energiekosten sparen. Neben der Eisfläche steht in der Saison auch die Eis-Hochbahn zur Verfügung.

Die Eissaison im Lentpark hatte bereits Mitte September begonnen die Betreiber sind zufrieden mit dem bisherigen Besucheraufkommen. Auch Eispartys durften mit Abstand und Mundschutz stattfinden. Beendet ist dagegen vorerst die Saison vieler Eisclubs. Sie haben nun keinerlei Trainingsmöglichkeit mehr und dürfen pandemiebedingt auch keine Spiele mit ihren Vereinen absolvieren. (tho)

Wenn am Donnerstag wieder Eishockey gespielt wird, wird der Arena-Geschäftsführer einer der wenigen Zuschauer sein. Irgendwo in einer Loge will er das Spiel der Haie verfolgen und vorab „der Mannschaft mal Hallo sagen“. Um die Mannschaften in Zeiten der Pandemie nicht quer durchs Land zu schicken, wird in einer Nord- und einer Südgruppe gespielt. Die Haie und sechs weitere Mannschaften gehören der Nordgruppe an.

Auch wenn schon länger kein Konzert mehr in der Arena veranstaltet wurde, herrscht in der Halle kein Stillstand. Jüngst wurden einige Logen und viele Gastronomie-Stände renoviert, viele Sitze haben einen neuen Bezug erhalten. Zum Arena-Personal gehören rund 450 Mitarbeiter, darunter befinden sich jedoch etwa 200 Mini-Jobber, die derzeit nicht mal Kurzarbeitergeld bekommen. Sie trifft das Herunterfahren der Veranstaltungsbranche mit voller Wucht.

Für die Kölner Haie ist es eine bislang unbekannte Situation, in einer leeren Arena zu spielen. Vorige Saison waren sie der Krösus der Liga mit einem Schnitt von mehr als 13 000 Besuchern pro Spiel. Um ihren Fans ein wenig Arena-Atmosphäre zu bereiten, bieten die Haie jetzt das „Gamedayset“ für 19,72 Euro an. Dazu gehört neben einem Puck und etwas Verpflegung auch eine Flasche Luft. Arenaluft.