Seit Montag wird das Festival-Gelände am Fühlinger See für 25.000 Gäste vorbereitet. Was dafür nötig ist und wie das eingeschworene Team dem Regen trotzt.
Sportumkleide bis VIP-BereichEin Blick hinter die Kulissen des Summerjam-Festivals
Er zurrt seinen Klettergurt fest, klickt den Karabiner an das Sicherheitsseil. Fast 25 Meter Höhe liegen vor dem Bühnenbauer. Konzentriert erklimmt er das Metallgerüst, bis er neben dem riesigen Summerjam-Emblem am Dach angekommen ist. „Das Klettern muss man im Blut haben“, beobachtet sein Kollege am Boden stolz. Der Aufbau für das Summerjam-Festival ist auf dem Höhepunkt, am Freitag fällt der Startschuss. Überall wuseln Menschen, sägen, schrauben, bauen, schleppen. Seit Montag sind über 100 Personen allein mit der Technik beschäftigt. Das Campen ist für besonders große Fans gegen Aufpreis schon seit gestern erlaubt.
Auf Skateboards und Sackkarren schieben die ersten Gäste ihre Camping-Ausrüstung über die Wege rund um den Fühlinger See. Dutzende Zelte säumen schon ein paar Stunden nach Einlass das Ufer. Der viele Regen hat in diesem Jahr zu einem Novum geführt: Weil der See Hochwasser hat, steht dem Festival dieses Jahr der gesamte Uferbereich für Camping zur Verfügung. Die Stadt habe spontan reagiert, erklärt Sprecher Jann-Jakob Loos. „Wir haben gefühlt die Hälfte der Plätze für Zelte verloren.“ Auf einem Motorroller und in Regenjacke flitzt er auf dem Gelände hin und her. Ganz im Spirit des Festivals ist die Stimmung entspannt, trotz des straffen Zeitplans. Das Matschfeld vor der zweiten Bühne ist seine nächste Station.
Das Team hat Lösungen parat: „Entweder wir legen Bodenschutz darauf oder streuen Kies oder Hackschnitzel aus.“ Der Aufbau laufe so weit einwandfrei, die kritische Phase sei überstanden: „Wir haben wegen dem Wetter früh angefangen, das Grundgerüst der Bühnen aufzubauen. Wenn es zwei Tage durchregnet kann man gewisse Sachen nur sehr schwer machen.“ Wie ein Orchester arbeiten rund 30 Firmen für den Aufbau zusammen. Das Kernteam des Summerjam kümmert sich um die Berge von Dekorationen, die über das Gelände verteilt sind. „Wir haben einige Schreiner und Zimmerleute im Team. Das ganze Jahr wird zwischendurch gepinselt und gesägt“, erklärt Loos. „Wir haben einen großen Kellerraum und da wird gebastelt.“
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Festival und Herzblut gehen nur noch selten Hand in Hand. Viele von ihnen wurden an Investoren verkauft, so wie kürzlich Wacken. „Wir sind in unserer Größenordnung eines der wenigen Festivals, die noch eigenständig sind. Wir haben keinen Konzern im Hintergrund, sondern sind ein Familienbetrieb“, sagt Loos . Eine Bezeichnung, die nicht übertrieben ist. Veranstalter Marius Brózi arbeitet für das Summerjam mit seinen Liebsten zusammen: Sein Vater organisiere seit rund 25 Jahren die Infrastruktur des Festivals, seine Schwestern kümmern sich um die Tickets sowie die Betreuung der Künstlerinnen und Künstler. Brózi Mutter sorge für das leibliche Wohl des Teams.
Marteria und Culcha Candela sind große Summerjam-Fans
Große Weltstars und deutsche Chartstürmer treten am Wochenende beim Summerjam auf. Der VIP-Bereich liegt in dem Gebäude mit Umkleiden der ansässigen Sportvereine hinter der Hauptbühne. Samtvorhänge an den Wänden, Ledersofas und Pflanzen werden sie im Laufe des Tages zum Rückzugsort für Stars machen. Über 40 Künstlerinnen und Künstler werden sich auf dem Gelände tummeln. Manche nutzen die VIP-Räume mehr, andere weniger. „Wir haben Artists, die fliegen ein, werden hergeshuttelt und stehen eine Stunde später schon auf der Bühne.“ Afrobeats-Star und Headliner Burna Boy werde wahrscheinlich einer dieser Kandidaten sein. „Dass der so viel Zeit mitbringt glaube ich bei seinem vollen Zeitplan nicht. Aber es gibt auch jedes Jahr welche, die teilweise schon einen Tag früher kommen, weil sie einfach das Festival lieben. Ich gehe davon aus, dass Marteria das Sumerjam in vollen Zügen mitnehmen wird. Der war letztes Jahr sogar privat hier.“
Ein weiterer großer Fan des Festivals sei auch Culcha Candela und das schon seit Jahren. Die Band ist schon öfter auf dem Summerjam aufgetreten. Ihren diesjährigen Auftritt will sie mit der Feier ihres 22. Geburtstags verbinden. Immer wieder hätten sie betont, wie wichtig ihnen das Summerjam sei. „Die sind mit dem Festival groß geworden und freuen sich deshalb wie Bolle“.
Das Summerjam-Festival in Zahlen
Der Summerjam-Festival findet vom 5. bis zum 7. Juli am Fühlinger See statt. Rund 25.000 Gästen werden bei dem bedeutenden Reggaefestival erwartet.
20 Trucks beliefern das Festival mit den Materialien für den Aufbau der Bühnen. 16 weitere Lkws sind allein für die Lieferung von Technik für die Stromversorgung nötig.
15 Kilometer Kabel wurden auf dem Summerjam verlegt. Aneinander gelegt ist das eine längere Strecke als von Köln bis nach Leverkusen. 12 Kilometer lang sind ingesamt die Zäune, die auf dem Gelände und darum herum aufgestellt wurden.
250 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer arbeiten in diesem Jahr auf dem Summerjam. Sie bilden das „Welcome Team“ und sind hauptsächlich auf dem Camping-Gelände im Einsatz. Sie sollen den Gästen bei der Orientierung helfen. Dafür dürfen sie umsonst das Festival genießen.
Karten noch erhältlich
Tickets gibt es für 195 Euro. Auch Tagestickets sind ab 100 Euro erhältlich.