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Kein Geld dabeiBoxer Torsten May aus Frechen zeigte bei Olympia seine Goldmedaille

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt Torsten May am Fühlinger See.

Torsten May erinnert sich an den Sieg der Goldmedaille 1992 in Barcelona.

Nelvie Tiafack gewinnt seinen ersten Kampf bei Olympia. Ex-Profi-Boxer Torsten May aus Frechen erinnert sich an seinen Olympiasieg.

Die deutsche Box-Hoffnung in der Superschwergewichtsklasse Nelvie Tiafack aus Bergheim hat am Montag seinen ersten Kampf souverän gegen Mahammad Abdullayev aus Aserbaidschan gewonnen. Von Anfang an beherrschte Tiafack seinen Gegner und setzte sich schließlich mit 5:0 Kampfrichterstimmen durch.

Damit ist er einer Medaille einen Schritt näher gekommen. Am Freitag tritt der Bergheimer gegen den Italiener Diego Lenzi. Der Boxer Torsten May aus Frechen erinnert sich dieser Tage an seine Olympiateilnahme. Er gehört einem kleinen Kreis von Olympioniken an, die bei ihren ersten, aber auch einzigen Olympischen Spielen mit der Goldmedaille bedacht wurden. Seine Erinnerungen sind dieser Tage besonders präsent.

Seinen großen Erfolg erkämpfte sich der heute 54-Jährige bei den Spielen 1992 in Barcelona, als er Rostyslaw Saulytschnyi aus der Sowjetunion am letzten Tag der Spiele im Halbschwergewicht besiegen konnte. 32 Jahre nach den Spielen in Barcelona hat der heutige Leiter des Maylife-Boxclubs in Köln die Spiele immer noch in bester Erinnerung, obwohl er weder von der spanischen Stadt am Mittelmeer noch den Spielen großartig etwas gesehen hat.

Das Bild zeigt eine Szene aus dem Boxkampf zwischen Nelvie Raman Tiafack und Mahammad Abdullayev

Nelvie Raman Tiafack gewinnt seinen ersten Kampf gegen Mahammad Abdullayev.

„Ich wusste, dass diese Olympiade eine einmalige Chance sein würde. Darum hat für mich nur das Ergebnis gezählt. Ich war so fokussiert auf mein Ziel, dass ich dem Sieg alles untergeordnet habe", schildert der Frechener. Seiner Fokussierung fiel nicht nur die Eröffnungsfeier zum Opfer, auch einen kleinen Abstecher ans Meer, um sich nach einem erfolgreichen Kampf mit einer kleinen Abkühlung zu belohnen, gönnte sich May nicht. „Ich war wie im Tunnel unterwegs und habe nur das Olympische Dorf gesehen. Aber selbst da habe ich aufgepasst, dass ich mich nicht verletzte und meine Kräfte zusammen halte.“ Trotz seiner Strenge gegen sich selbst, nahm der ehemalige Profi-Boxer neben der Medaille einzigartige olympische Erinnerungen und Begegnungen außerhalb des Ringes mit, an die er sich heute noch gern zurückerinnert.

„Es gab immer wieder tolle kurze Momente mit Sportlern aus anderen Sportarten. Tennisspieler Michael Stich war mir ganz sympathisch, der mir an einem der ersten Computer im Olympischen Dorf gezeigt hat, wie ich Wettkampfinformationen abrufe.“ Kurz vor seinem finalen Kampf führte Torsten May zudem noch ein motivierendes Gespräch mit dem deutschen Langstreckenläufer Dieter Baumann, welches „mich richtig mitgerissen hat. Ich hatte ihn zufällig getroffen, und er sagte dann in etwa zu mir: Hau alles rein. Das ist die große Chance.“

Ich hatte das Glück, dass das Publikum auf meiner Seite stand
Boxer Torsten May

Die große Chance nahm der Halbschwergewichtler, der gebürtig aus dem Kreis Zwickau kommt, den Geschichtsbüchern nach wahr und berichtet über seinen Kampf: „Im Ring habe ich die große Bühne trotz aller Fokussierung gespürt. Ich hatte das Glück, dass das Publikum auf meiner Seite stand und mich nach guten Aktionen feierte.“ Nach seinem Aufstieg zum Olympioniken wurde Torsten May allerdings recht schnell wieder zurück in die Realität geholt, als er völlig erschöpft und dehydriert noch eine Doping-Probe abgeben sollte.

„Die Kontrolle hat so lange gedauert, dass meine ganze Mannschaft schon abgefahren war und alle Shuttle-Busse ebenfalls weg waren. Dann stand ich da vor der Arena ohne Geld nur mit meiner Goldmedaille und suchte mir ein Taxi. Einem Taxi-Fahrer konnte ich auf Englisch meine Situation erklären. Der brachte mich dann umsonst ins Deutsche Haus. Lange gefeiert habe ich dort aber nicht. Ich habe nur ein Bierchen getrunken und war dann sehr froh, als ich endlich in meinem Bett war.“

Bei den Spielen in Paris drückt der Frechener natürlich Nelvie Raman Tiafack aus Bergheim die Daumen. „Als Zuschauer der Spiele bin ich breit aufgestellt. Das Boxen werde ich mir anschauen, aber nicht gezielt.“