Legales Kiffen und Top-ActsDas bietet das Summerjam am Wochenende in Köln

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Das Publikum vor der Hauptbühne des Summerjam 2023 ist prall gefüllt.

Das Summerjam-Festival geht dieses Jahr in die 37. Runde.

Wie das Festival in diesem Jahr mit Cannabis umgeht und wie es der Veranstaltung angesichts gestiegener Preise für Technik und Artists geht.

Der Countdown läuft. Das Summerjam-Festival öffnet am Freitag seine Tore. Die Ruderinsel am Fühlinger See erwartet über das Wochenende rund 30.000 Gäste. Wer sind die Künstlerinnen und Künstler, die die Massen vor den Bühnen begeistern sollen, was ist neu in diesem Jahr und wie geht es dem Festival überhaupt?

Legaler Cannabis-Konsum

„Die Teillegalisierung war für sehr viele von uns längst überfällig“, heißt es auf der Summerjam-Website. Schließlich begann das Festival als reine Reggae-Veranstaltung. Marihuana ist ein wichtiger Teil der Entstehung des Genres und der Kultur, die sich darum gebildet hat. Einschränkungen wird es aber geben.

„Als Veranstalter des Summerjam Festivals halten wir uns an den gesetzlichen Rahmen, der in diesem Jahr erstmals unseren Besuchenden den Konsum von Cannabis erlaubt – allerdings explizit den Kinder- und Jugendschutz in den Blick nimmt“, teilt Festival-Sprecher Jann-Jakob Loos mit. „Der Konsum und der Besitz von Cannabis - in den gesetzlich erlaubten Mengen - wird beim Summerjam demnach legal sein. Jedoch weisen wir darauf hin, dass der Konsum in unmittelbarer Nähe zu Minderjährigen streng untersagt ist. Darüber hinaus weisen wir bestimmte Bereiche – wie etwa unsere Kids Area – als Non-Smoking Areas aus.“

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Vor der Teillegalisierung hieß es: Sowohl das Mitführen als auch der Konsum von Cannabis ist nicht erlaubt. „An den Einlasskontrollen zum Festivalgelände wurde das Gras eingezogen und der Polizei übergeben. Vor allem bei der Anreise haben Zoll und Polizei in einigen Jahren sehr genau kontrolliert“, erklärt Loos auf Nachfrage der Rundschau. Kontrollen werde es weiterhin geben – vor allem an den Einlässen zur Festivalinsel. „Es sind nur die gesetzlich erlaubten Mengen legal und der Handel wird konsequent verfolgt werden. Für unsere Besuchenden wird es aber natürlich entspannter, wenn sie einfach ganz in Ruhe zwischen den Shows mit ihren Freunden mal einen Joint rauchen wollen.“

Blüht dem Festival das Aus? 

Gleich zwei große Musikfestivals kündigten in diesem Jahr ihr Ende an: Das „Melt-Festival“ in der Nähe von Leipzig findet dieses Jahr zum letzten Mal statt, einen genauen Grund nannten die Veranstaltenden nicht. Beim „HipHop Open“ in Stuttgart lag das Problem bei zu geringen Ticketverkäufen in Kombination mit steigenden Preisen für Infrastruktur und Gagen. Könnte auch dem Summerjam das Ende drohen? 

Erstmal können Fans beruhigt sein. „Wir sind nicht nur Kölns Nummer Eins - was Livemusik, Open Air, ein ganzes Wochenende angeht. Wir sind auch Deutschlands Nummer Eins, wenn es um diesen einzigartigen Musikmix geht, den man nur beim Summerjam bekommt“, erklärt Loos. „Wir haben ähnlich viele Ticketverkäufe wie im letzten Jahr.“

Ganz unabhängig von den Herausforderungen der Branche macht die Einzigartigkeit des Festivals aber nicht. Wir spüren, wie andere Festivals auch, die Herausforderungen, die momentan auf Veranstalter zukommen. „Die gestiegenen Preise bei Personal, Technik und Material sind schon etwas, was man erstmal auffangen muss. Wir haben viele treue Dienstleister und Partner an unserer Seite, aber die sehen sich natürlich auch gezwungen, die Kosten weiterzugeben.“ Auch die Gagen für die Künstlerinnen und Künstler seien stark gestiegen. „Wer Kultur und die Zukunft des Summerjam unterstützen möchte, sollte sich ein Ticket kaufen.“

Extremes Wetter

Die Wettervoraussetzungen für die diesjährige Summerjam-Ausgabe sind gut. Jedenfalls in Anbetracht des bisher nassen Kölner Sommers. Zwar soll es übers Wochenende bewölkt sein, Schauer sind nur vereinzelt am Samstag erwartet. 

Aber der Regen hat bereits seine Spuren hinterlassen. Der Fühlinger See stelle in diesem Jahr eine ganz eigene Herausforderung dar, erklärt Loos. „Nach dem wochenlangen Regen ist der Wasserstand am See so hoch wie wahrscheinlich noch nie. Das kostet uns Fläche für die Zelte. Wir werden die Campingflächen daher ausweiten müssen und alle Besucherinnen und Besucher bitten, noch enger zusammenzurücken.“

Neue Müll-Bemühungen  

Von Gästen hinterlassene Müllberge machten dem Ruf des Summerjam in der Vergangenheit zu schaffen. Auch in diesem Jahr will das Team die Situation weiter verbessern. „Wir versuchen noch besser zu werden, wenn es um unseren ökologischen Fußabdruck geht“, sagt Loos. „Die Summerjam-Family hat ihren Müll in den letzten Jahren schon sehr reduziert.“

Neu ist in diesem Jahr ein Müllpfand, „damit auch während des Festivals schon ein bisschen mehr aufgeräumt sind und auch wirklich alle mithelfen“. Zehn Euro sind Pfand im Preis des 3-Tage-Festivaltickets enthalten. Zu Beginn ihres Aufenthalts bekommen Gäste, die am See campen, einen Müllsack. Wenn sie diesen gefüllt bei einer Rückgabestation abgeben, bekommen sie ihre zehn Euro wieder.

Stars aus Afrobeat und Dancehall

Neben Reggae und Hip Hop dominieren auf dem Summerjam Afrobeats und Dancehall. Zwei Genres, die im deutschen Mainstream weniger bekannt sind. Dancehall ist ein Abkömmling von Reggae und entstand in den Achtzigern auf Jamaika. Afrobeats verbindet Dancehall-Rhythmen mit lokalen afrikanischen Beats.

Der international größte Künstler des Festivals in diesem Jahr Burna Boy, ein nigerianischer Afrobeats-Musiker. Er macht weltweit Karriere, war bereits für einen Grammy nominiert. Zu seinen bekanntesten Songs gehört der Titel „Last Last“. Fast 16 Millionen Menschen hören die Musik des 32-Jährigen jeden Monat auf Spotify. Am Sonntag tritt er beim Summerjam auf. 

Damini Ogulu alias Burna Boy trifft zur Verleihung der Brit Awards in der O2 Arena ein

Damini Ogulu alias Burna Boy bei den Brit Awards 2020.

Skillibeng ist ein Dancehall-DJ aus Jamaika, zudem rappt er. Hinter sich vereint er eine Menge an US-Stars, mit denen er bereits gearbeitet hat, darunter Nicki Minaj und DJ Khaed. Zuletzt veröffentlichte er die erfolgreiche Single „Jump“ mit der südafrikanischen Sängerin Tyla, die mittlerweile ein Mega-Star ist. Für die Summerjam-Gäste spielt Skillibeng am Sonntag. 

Unter den Headlinern sind auch zwei deutsche Künstler: die Rapper Sido und Marsimoto. Marsimoto, ein Alter Ego von Marteria, markiert mit seinem Auftritt sein Karriere-Ende. „Das wird sicher emotional und legendär“, freut sich Loos.

Kölsche Töne

Das kölsche Hätz hat das Festival bei der Planung nicht vergessen. Die Kölschrockband Kasalla feiert am Freitag um 15.45 Uhr auf der Red Stage ihre Summerjam-Premiere. Die Veedelperlen treten am Freitagnachmittag im Vibez Village auf und die Grüngürtelrosen am Sonntag auf der Greenstage. Neu ist der kölsche Einfluss auf dem Festival nicht. Im vergangenen Jahr trat Querbeat beim Summerjam auf. Die „rheinische Lebensfreude“ sei bei dem multikulturellen Publikum sehr geschätzt, erklärte Veranstalter Marius Brózi. 

Aktivitäten neben den Bühnen

Neben der Musik bietet das Summerjam auch zahlreiche Aktivitäten. Von Sport über Action bis zu Kreativität ist darüber hinaus alles dabei. Ob Yoga und Tanzkurse, Graffitikurse, Batik-Workshops und Karaoke oder ein Beerpong Turnier. Am Blackfoot Beach können Gäste im Hochseilgarten klettern oder erstmalig im Aquapark, einem schwimmenden Spielparadies, planschen. Für Fußball-Fans werden im Biergarten die EM-Spiele übertragen.


Karten

Tickets für alle drei Festivaltage kosten 175 Euro, Zeltplatz inklusive. Tagestickets für Freitag und Sonntag kosten 85 Euro, das für Samstag 90 Euro. Stellplätze für Wohnmobile sind bereits ausverkauft. Alle Infos und der Zeitplan auf den Bühnen gibt es hier

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