Das Feld beim Köln-Marathon ist jung wie nie. Der 19-jährige Levin Meifert geht in einer Woche zum ersten Mal auf die Langstrecke. Was motiviert ihn dazu?
Junger Kölner vor Marathon-Premiere„Grundsätzlich ist Ankommen das oberste Ziel“
Die Selbsteinschätzung ist gar nicht so einfach, wenn man etwas noch nie im Leben gemacht hat. Wie oft würgt man den Motor ab, wenn man zum ersten Mal am Steuer sitzt? Trifft man die Zielscheibe, wenn man zum ersten Mal mit Pfeil und Bogen schießt? Levin Meifert (19) überkam diese Ungewissheit bei der Anmeldung für den Generali Köln-Marathon, denn dort wird irgendwann nach der erwarteten Zielzeit gefragt. „Ich habe mal 3:55 Stunden angegeben. Grundsätzlich ist Ankommen das oberste Ziel“, bekennt der Kölner vor seiner Marathon-Premiere kommendes Wochenende.
Köln-Marathon: Teilnehmer so jung wie seit Jahren nicht
Mehr als einen Halbmarathon ist Levin noch nie gelaufen, im Training war das, als er das Rheinufer abgelaufen war. Von der Südstadt aus Richtung Rodenkirchener Brücke, dann im Rechtsrheinischen bis zur Mülheimer Brücke und auf der linken Flussseite wieder zurück. „Anfangs habe ich nur für das Sport-Abitur trainiert, hier musste ich fünf Kilometer auf Zeit laufen“, erzählt er. Im Frühjahr hat er sein Abiturzeugnis erhalten, im Sommer habe er die Trainingsrunde immer mehr ausgedehnt. Und er ist gemeinsam mit einem Freund in die Bretagne gefahren – mit dem Fahrrad. Knapp zwei Wochen lang waren sie unterwegs für die 1100-Kilometer-Reise.
Seit Jahren war das Feld der Athletinnen und Athleten des Kölner Marathons nicht mehr so jung wie dieses Mal. Zuletzt war stets die Altersklasse zwischen 40 und 50 Jahren am stärksten vertreten, nun sind es die 18- bis 30-Jährigen. „Die jüngere Generation scheint das Laufen für sich entdeckt zu haben“, stellt Marathon-Geschäftsführer Markus Frisch erfreut fest. Eine Erklärung für diese Entwicklung hat er nicht, er kann nur raten. Im Zuge der Corona-Pandemie haben wohl einige ältere Menschen mit dem Laufsport aufgehört, lautet eine These.
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Bundesweit stellen Veranstalter von Volksläufen momentan einen Boom fest. Auch in Köln werden am 6. Oktober rund 30 000 Sportlerinnen und Sportler starten (siehe Kasten), der Halbmarathon ist ausgebucht. Auch beim Radrennen „Rund um Köln“ und beim Triathlon gab es in diesem Jahr stark gestiegene Teilnahmezahlen. Auch der Verein LLG Nordpark durfte sich Anfang des Monats über 1000 Teilnehmende bei den Läufen rund um den Fühlinger See freuen. „Vereinsmitglieder unter 30 Jahren sind aber eher die Ausnahme“, sagt Heijo Fetten, der Vorsitzende.
Laufgruppen ziehen eher junges Publikum an
Für Levin Meifert ist der rote Teppich, über den die Teilnehmenden in Köln auf den letzten Metern unterwegs sind, ein Lebensziel. „Einen Marathon muss man einmal im Leben gemacht haben“, sagt er mit spürbarer Entschlossenheit, ganz so, als habe er keine Wahl. Bislang ist er vor allem über Fußballplätze gelaufen, in den Jugendmannschaften des FC Rheinsüd hat er jahrelang im Mittelfeld gespielt. Doch ein Marathon dauert deutlich länger als 90 Minuten. Ob er Angst hat? „Nein, aber der Respekt ist groß, 42 Kilometer sind eine lange Distanz. Ich habe etwas Sorge vor dem Moment, wo nichts mehr geht“, meint er. Aber er sagt auch: „Aufgeben gibt es nicht.“
Der neue Laufkult verdeutlicht sich derzeit in zahlreichen Lauftreffs. Die „Milers Colonia“ sind als Laufgemeinschaft im Kölner Westen entstanden, vor vier Jahren haben sie dann einen Verein gegründet. Auch die Gruppe „Run Squad Cologne“ freut sich bei ihren Trainingsläufen über großen Zuspruch. Die Entwicklung freut auch den LLG-Vorsitzenden Heijo Fetten, der selbst bereits mehr als 80 Marathonläufe absolviert hat. „Gerade bei der Vorbereitung auf einen Marathon sollte man sich Zeit nehmen, denn die Muskulatur und auch die Sehnenansätze müssen sich an die Belastung gewöhnen“, erklärt der Sportlehrer.
Bei Levin Meifert ersetzt die Motivation ein ausgefeiltes Trainingsprogramm. „Aufgeben gibt es nicht“, formuliert er sein Tagesziel für den 6. Oktober. Sein Vater Jens, Leiter der Rundschau-Lokalredaktion, ist im Jahr 2001 seinen bisher einzigen Marathon gelaufen. In Paris war das. Und falls Levin die selbst prognostizierte Zeit von 3:55 Stunden schafft, wäre er sogar schneller als sein Vater. Wenn das kein Ziel ist.