Bläck-Fööss-Gitarrist Bömmel Lückerath hat sich nach seinem Schlaganfall aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Lückerath war auf dem Alter Markt nach einem Auftritt am Karnevalsfreitag zusammengebrochen.
Am 24. August feiert er am Tanzbrunnen sein Comeback auf der Bühne. Im Interview spricht er über die Zeit nach dem Schlaganfall.
Er will zurück auf die Bühne, doch das ist nicht ganz einfach für den Mitbegründer der Band. Der Schlaganfall im März hat ihn noch im Griff – körperlich wie seelisch. Ingo Schmitz sprach mit dem 70-Jährigen über seine Ängste und Hoffnungen.
Am 24. August, wenn die Bläck Fööss im Tanzbrunnen auftreten, werden Sie das erste Mal nach Ihrem Schlaganfall wieder auf der Bühne stehen.
Das ist erst einmal nur ein Gastauftritt, ein Versuch. Ich werde zwei, drei Liedchen singen. Ich denke, das kann ich schaffen.
Das klingt aber noch nicht danach, dass Sie wieder genesen sind.
Ich bin noch ziemlich gehandicapt. Ein Konzert könnte ich nicht spielen. Die Finger wollen noch nicht so richtig. Die ganzen Bewegungsabläufe sind noch nicht wie vor dem Schlaganfall. Autofahren darf ich schon wieder, aber das mache ich nicht gerne und nur, wenn meine Frau dabei ist. Viel raus gehe ich auch noch nicht. Ab und zu mal mit meiner Frau ein bisschen spazieren, etwas essen.
Klappt denn das Gitarrenspielen und das Singen schon wieder?
Ich übe jeden Tag. Es läuft ganz gut. Auch wenn man das von außen vielleicht nicht mehr so sieht, die Lähmung ist noch im Körper. Das macht mir zu schaffen. Die Stimme muss ich noch etwas trainieren. Das war sie früher durch die vielen Auftritte von alleine.
Die Bläck Fööss – eine Band im Wandel
Den 50. Geburtstag der Band feiern die Bläck Fööss im kommenden Jahr mit mehreren Jubiläumskonzerten auf dem Roncalliplatz – doch nur zwei der heutigen Fööss haben die Band 1970 tatsächlich mit gegründet: Ernst „Erry“ Josef Stoklosa, heute 71 Jahre, singt und spielt Gitarre seit der ersten Single Rievkooche-Walzer, genau wie Günther Antonius „Bömmel“ Lückerath.
Zusammen mit Tommy Engel, Hartmut Priess, Peter Schütten und Dieter Jaenisch spielten sie unter dem Namen Stowaways zunächst Beatmusik. Für die ersten Versuche mit kölschen Texten legten sie sich einen neuen Namen zu – aus Angst, ihren Ruf zu ruinieren. Schon ihre zweite Single, Drink doch eine mit, wurde zum Publikumserfolg. Der Rest ist Geschichte . . . in der es zu einigen Wechseln kam: Sänger Tommy Engel, der in den ersten zwei Jahrzehnten mit seiner Stimme die Band prägte, verließ sie 1994 und tritt seitdem solo auf. Leadsänger bei den Fööss wurde „Kafi“ Biermann, der aber mittlerweile auch schon aufgehört hat. Seit Januar 2017 singt Mirko Bäumer bei den Fööss.
Silvester 2018 wurde Hartmut Priess verabschiedet. Seit seinem Ausscheiden spielt Hanz Thodam den Bass. Peter Schütten hörte im Februar 2017 auf. Sein Nachfolger ist Pit Hupperten.
Der sechste Gründer, „Joko“ Jaenisch, ging schon 1977. Sein Nachfolger, Keyborder Willy Schnitzler, hörte 2005 auf und starb diesen Juni bei einem Autounfall. Seit 2005 spielt Andreas Wegener Piano und Keybord bei den Fööss. Ralph „Gus“ Gusovius ist mit Schlagzeug und Gesang seit 1994 dabei.
Noch kurz vor dem Schlaganfall hatten Sie in einem Interview davon gesprochen, dass Sie es als Gnade empfinden, auf der Bühne stehen zu dürfen. Gab es denn gar keine Vorzeichen?
Vor fünf Jahren hatte ich mal einen kleinen Schlaganfall. Doch den hatte ich erst gar nicht wahrgenommen. Bis mich ein Neurologe mal gründlich untersucht hatte und es nachträglich feststellte. Da war ich natürlich geschockt. Ich hatte dann mehr Acht gegeben auf meinen Blutdruck und meine Ernährung. Aber wie es dann eben so ist, ich habe es auch wieder schleifen lassen. Und dann kommt noch der Stress dazu. Ich hatte ziemlich viel gemacht, mich in meinem Stadtteil engagiert, für ein Schulprojekt stark gemacht. Es war mir eigentlich nie zu viel gewesen, machte mir Spaß. Aber es war dann wohl doch eine Schüppe übers Maß.
Was geht einem durch den Kopf, wenn man plötzlich halbseitig gelähmt ist? Kommt da nicht die Angst hoch, nie wieder auf der Bühne stehen zu können, die Ihnen doch so wichtig ist?
Das war schlimm. Aber meine Neurologen haben mich seelisch aufgebaut. Sie haben mir versichert, dass die Fähigkeiten zurückkommen werden. Anfangs war ich mir da nicht so sicher. Ich hatte richtige Aussetzer. Eine schreckliche Erfahrung.
Auf die Sie sicherlich gerne verzichtet hätten.
Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich anders gelebt.
Diese Erfahrung musste auch Wolfgang Niedecken machen. Er hatte vor acht Jahren einen Schlaganfall erlitten, sich aber gänzlich wieder davon erholt.
Wolfgang hat direkt bei mir angerufen, er hat mir mit Rat zur Seite gestanden und mir sehr geholfen. Das tut er auch heute noch.
Er steht wieder auf der Bühne, als wäre nichts passiert. Das ist doch Ansporn.
Ich bin guter Dinge und hoffe. Die Prognose ist eigentlich gut. Mein Wunsch ist es, am Elften im Elften wieder dabei zu sein. Und im nächsten Jahr zu unserem Bandjubiläum, 50 Jahre Fööss, da muss ich wieder dabei sein, das will ich unbedingt. Das ist echt ein Muss.
Und darüber hinaus?
Ich bin jetzt 70 und habe immer gesagt, dass ich bis 75 auf der Bühne stehen möchte. Ich hoffe nach wie vor, dass das klappen kann. Aber das muss der Liebe Gott entscheiden.
Aber jetzt erst einmal Vorfreude auf den Samstag, auf das Konzert im Tanzbrunnen?
Einerseits Freude, aber andererseits... (er stockt). Ich bin jetzt seit 50 Jahren auf der Bühne. Eigentlich müsste das doch ein Klacks sein. Aber jetzt ist das eine Herausforderung. Ich weiß nicht, wie ich das hinkriege. (Er winkt ab). Naja, wir proben ja vorher noch, die Jungs werden mir helfen.