Köln – Nach einer langen Debatte hat der Rat der Stadt Köln am Donnerstagabend grünes Licht für die geplante Erweiterung des 1. FC Köln im Äußeren Grüngürtel gegeben. In geheimer Abstimmung votierten 52 Ratsmitglieder mit Ja und 28 mit Nein, drei enthielten sich. SPD, CDU und FDP hatten im Vorfeld angekündigt, dafür zu stimmen. Grüne, Linke und Gut waren dagegen.
Damit hat der FC, der seine Ausbaupläne seit 2014 vorantreibt, einen wichtigen Etappensieg errungen. Der Fußball-Bundesligist will am Geißbockheim ein Leistungszentrum für Nachwuchsspieler bauen und auf der angrenzenden Gleueler Wiese drei neue Kunstrasenplätze und vier Kleinspielfelder errichten. Das Bauvorhaben ist umstritten, weil es einen erheblichen Eingriff in ein Landschaftsschutzgebiet darstellt.
Alexander Wehrle: „Die Kompromisse sind für alle Seiten gut“
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle, der als Zuschauer an der Ratssitzung teilnahm, erklärte nach der Abstimmung: „Die Kompromisse, die wir mit Verwaltung und Politik erzielt haben, sind für alle Seiten gut: für den FC, für die Sportstadt Köln und ihre Bürger, aber auch für die Natur und den Klimaschutz, der über die von uns zu finanzierenden Ausgleichsmaßnahmen im Grünzug West nachhaltig profitieren wird.“ FC-Präsident Werner Wolf sagte: „Verwaltung und Politik der Stadt Köln haben sich als verlässlicher Partner erwiesen und sich nach Abwägung der Alternativen in einem transparenten, ausführlichen und auch kontroversen Verfahren klar zum Standort Geißbockheim für den 1. FC Köln bekannt. Dafür sind wir sehr dankbar.“
Konkret beschlossen wurde im Stadtrat der Bebauungsplan und eine Änderung des Flächennutzungsplans. Dass bei einer Bürgerbeteiligung mit Rekordbeteiligung zwei Drittel der 7147 Eingaben das Projekt abgelehnt hatten, blieb ohne Folgen. Dennoch können die Pläne des FC noch scheitern. Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ will gegen das Projekt vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster klagen. Sie wird dabei vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), vom Naturschutzbund (NABU), dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) und anderen unterstützt.
Bürgerinitiative: Rat konterkariert Beschluss zum Klimanotstand
Ein Sprecher der Bürgerinitiative kritisierte, dass der Rat mit dieser Entscheidung Grün vernichte, statt es zu erhalten und damit seinen eigenen Beschluss zum Klimanotstand konterkariere. „Das ist ein Tabubruch mit Folgen.“ Man werde jetzt „sehr genau darauf achten, welche Schritte der FC und die Stadt unternehmen, und sofort Rechtsmittel einlegen, falls kurzfristig eine Baugenehmigung erteilt oder mit Bauarbeiten begonnen wird“.
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Konrad Adenauer, der Enkel des früheren Bundeskanzlers und Grüngürtelgründers, sagte der Rundschau: „Das ist eine schwere Fehlentscheidung, die nicht wieder gut zu machen ist.“ Der FC dürfe sich nicht „wie eine Krake“ im Landschaftsschutzgebiet ausbreiten. „Den Bürgern wird ein großer Teil des Grüngürtels weggenommen. Und die Bürgerbeteiligung, bei der sich zwei Drittel dagegen ausgesprochen haben, wird von der Stadt zur Farce gemacht, indem man das Ergebnis einfach ignoriert.“
Henriette Reker: „Hätte mir eine andere Entscheidung gewünscht“
Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sich für einen alternativen FC-Standort, etwa in Marsdorf, ausgesprochen hatte, erklärte: „Meine Haltung zum Schutz des Grüngürtels ist ja bekannt, daher hätte ich mir eine andere Entscheidung gewünscht. Natürlich akzeptiere ich den heutigen Beschluss des Rates und werde das Verfahren wie bisher auch professionell weiterführen.“
Vor der Ratssitzung im Gürzenich demonstrierten mehr als 100 Menschen für den Erhalt der Gleueler Wiese und gegen die Ausbaupläne des FC. Sie empfingen die Ratsmitglieder mit Slogans wie „Grasen statt Kunstrasen“, „Kein Zaun im Grüngürtel“, „Stoppt die Versiegelung“, „Umdenken ist nicht strafbar“ oder „Hennes braucht die Gleueler Wiese auch“.