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Ausbau des FC-GeißbockheimsOB Reker bevorzugt die Lösung in Bocklemünd

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Trainieren hier bald Mannschaften des 1. FC Köln? Die Bezirkssportanlage Bocklemünd. 

Köln – In der zweiten Jahreshälfte will Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) Fußball-Erstligist 1. FC Köln mitteilen, ob die Bezirkssportanlage (BSA) in Bocklemünd ein Standort zumindest für neue Trainingsplätze sein kann. So soll die Dauer-Ausbau-Saga möglicherweise beendet werden – obwohl zweifelhaft ist, ob der Club nach Bocklemünd möchte, ob er Leistungszentrum und Plätze zehn Kilometer voneinander getrennt haben will. Obwohl die bisherigen Vereine der Anlage Sorgen haben. Und obwohl ein Gerichtsurteil die Trennung als politischen Kompromiss hinfällig machen könnte. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Worum geht es eigentlich?

Seit 2014 plant der Club den Ausbau am Geißbockheim, es geht um ein zweistöckiges Leistungszentrum am Geißbockheim und drei Kunstrasenplätze auf der nördlich liegenden Gleueler Wiese. Der Vorteil: kurze Wege, alles an einem Ort, Kosten: 25 bis 30 Millionen Euro. Der Stadtrat hat den Bebauungsplan und den geänderten Flächennutzungsplan im Juni 2020 mehrheitlich verabschiedet, die CDU war dafür, die Grünen dagegen.

Und was ist das Problem bei dem Ausbau?

Es gibt mehrere. Erstens: OB Reker schwenkte 2019 um, zog ihre vorherige Unterstützung für die Pläne am Geißbockheim zurück, bezog sich auf den ausgerufenen Klimanotstand. Zweitens: Nach der Kommunalwahl im September 2020 war der Beschluss des Rates aus dem vorherigen Juni mehr oder weniger wertlos.

Denn nun waren die Grünen stärkste Kraft im Stadtrat, und es fehlte noch ein Pachtvertrag für die städtische Gleueler Wiese. Der muss durch die Politik und hat dort derzeit keine realistisch umsetzbare Mehrheit. Im Klartext: Der Club hat aktuell keinen Zugriff auf die Fläche. Grüne, CDU und Volt haben sogar ein Moratorium in der Frage ausgerufen. Die nächste Wahl samt neuer möglicher Mehrheiten ist erst 2025. Und drittens: Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ sowie der Naturschutzbund haben im Dezember 2020 vor dem Oberverwaltungsgericht Münster ein Normenkontrollverfahren gegen die Pläne für den Ausbau am Geißbockheim eingereicht.

Was hat die OB jetzt gesagt?

Reker sagte: „Ich habe immer gesagt, das Leistungszentrum kann auf die bereits versiegelte Fläche am Franz-Kremer-Stadion gebaut werden. Zum Glück sprechen wir jetzt wieder über die Alternativen (für Trainingsplätze, Anmerkung der Redaktion). Ob es Bocklemünd wird, wird sich in der zweiten Jahreshälfte entscheiden. Wir müssen dem FC jetzt ein konkretes Angebot machen. Bocklemünd hätte den Vorteil, dass es schneller geht und dass es nicht wie in Marsdorf eine Konkurrenz zu den Händlern gibt. Aber es hängt auch von den Sportvereinen vor Ort ab. Die Idee ist richtig.“ Nur: Will der FC das überhaupt?

Wie äußert sich der Club?

Geschäftsführer Philipp Türoff sagte: „Christian Keller und ich als neue Geschäftsführung sind gemeinsam mit dem Vorstand in einem guten Austausch mit der Stadt Köln und der Politik zum Ausbau Geißbockheim. Wir beleuchten gerade intensiv und lösungsorientiert unsere Möglichkeiten.“ Eine bemerkenswerte Aussage angesichts der Worte von Präsident Werner Wolf, der im Dezember Grünen und CDU „Hilflosigkeit“ vorgeworfen hatte: „Die Grünen und vor allem die CDU müssen endlich die Wirklichkeit akzeptieren und zu den verbindlichen politischen Beschlüssen des Stadtrats und der Verwaltung stehen.“ Heißt: Ausbau am Geißbockheim.

Modern oder nicht?

Köln ist keine moderne Stadt, hatte FC-Trainer Steffen Baumgart (Foto) im Rundschau-Interview gesagt und über ein schlechtes Handy-Netz, Bauverzögerungen und Verhinderungsmentalität geklagt. OB Henriette Reker entgegnete nun auf Anfrage: „In Köln passiert unheimlich viel. Wir haben eine Baustelle neben der anderen. Meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger wird eine Schule nach der anderen einweihen können, für die ich die Grundsteine lege.“ Die OB klagte, in Köln solle sich alles zum Besseren wenden, „aber wehe, man verändert etwas. Dann gibt es Probleme.“ So würden Bauanträge mit viel Aufwand nachgebessert, das koste Zeit. „Wir sehen das als Dienstleistung, dass genehmigt werden kann, was eingereicht wird.“ Zudem sei die Stadt Vorreiter im Netzausbau. „Beim Smart City Index 2021 nimmt Köln einen Spitzenplatz ein.“ (mft)

Was sagt das Bündnis aus Grünen, CDU und Volt?

Grüne und CDU sehen bei Bocklemünd noch viele Fragen. Die beiden großen Partner – sie haben je 26 und 20 der 50 Sitze im Bündnis – favorisieren Marsdorf. Doch da würde der Club mit einem neuen Lebensmittel-Großmarkt um Flächen konkurrieren, der muss aus der Südstadt weichen für das Neubauprojekt „Parkstadt Süd“. Volt dagegen hat sich jetzt klar für Bocklemünd ausgesprochen, dort soll der FC Trainingsplätze erhalten.

Wie ist die Situation in Bocklemünd?

Dort gibt es zwei Ascheplätze, die zu Kunstrasenplätzen umgebaut werden, einen Rasenplatz mit Laufbahn, ein Rasenspielfeld, einen Streetball-Platz, ein Kleinspielfeld, eine Sportwiese sowie eine kaputte Halle und eine Leichtbauhalle. Zudem gibt es eine Erweiterungsfläche.

Was sagen denn die bisherigen Nutzer?

Unter anderem die Max-Ernst-Gesamtschule sowie 14 Vereine nutzen das Gelände, dazu zählen die American Footballer der Cologne Crocodiles. Die Crocodiles beraten aktuell noch, was die Diskussion für sie bedeutet. Für die Rheinland Lions, der Verein spielt Australian Football, sagte Henrik van de Stay: „Unsere Sorge ist, dass der Breitensport vergessen wird, wenn der große 1. FC Köln kommt. Andererseits könnten wir möglicherweise auch profitieren, wenn Geld in die Anlage gesteckt wird.“

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Wie ist die Lage vor Gericht?

Mittlerweile steht ein erster Termin fest: Laut einer OVG-Sprecherin ist die mündliche Verhandlung für den 24. November vorgesehen. Laut OVG berufen sich die Kläger darauf, dass der Plan am Geißbockheim gegen die Vorgaben des Regionalplans verstößt, der dort einen regionalen Grünzug vorsehe. Unter anderem das prüft das Gericht laut der Sprecherin, aber auch, ob die Stadt in der Frage richtig abgewogen hat, ob sie die Pläne richtig aufgestellt hat.

Wie könnte sich ein Urteil auswirken?

Angenommen, das OVG gibt den Klagen statt, wäre der politische Kompromiss dahin, das Leistungszentrum am Franz-Kremer-Stadion zu bauen und die Fußball-Plätze etwa in Bocklemünd. Denn: In der Klage geht es um den kompletten Bebauungsplan, also die Trainingsplätze auf den Gleueler Wiesen und das Leistungszentrum. Friedmund Skorzensi von der Bürgerinitiative lehnt es auch ab, den Ausbau zu trennen. Er sagte: „Da rühren wir nicht dran, es geht um das gesamte Paket. Jetzt warten wir ab, was die Justiz entscheidet.“