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Abraham Lehrer zu Antisemitismus„Beistand aus Mitte der Gesellschaft hat gefehlt“

Lesezeit 3 Minuten
abraham Lehrer

Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln

Köln – Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, hätte sich nach den jüngsten antisemitischen Übergriffen eine stärkere Unterstützung aus der Mitte der Gesellschaft gewünscht.

Lehrer sagte am Donnerstag anlässlich der Anti-Antisemitismusaktion „Shalom Selfie – Zeigt Zusammenhalt!“: „Wir sind in den vergangenen Wochen von antisemitischen Vorfällen fast überrollt worden. Wir hätten uns nicht vorstellen können, dass das auf unseren Straßen nochmal passiert. Was uns ein wenig gefehlt hat, ist der eigentliche Beistand aus der Mitte der Gesellschaft und nicht nur von Funktionären.“ Die Funktionäre hätten sich aber alle eindeutig positioniert. Wie berichtet, hatte es im Zuge des zuletzt erneut eskalierten Nahost-Konfliktes in Israel antisemitische Parolen und Angriffe auf Synagogen in Deutschland gegeben.

Um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen, haben die Kölner Synagogengemeinde, die Stadt Köln und das Kölner Forum für Kultur im Dialog die Aktion mit den Selfies gestartet (siehe auch Info-Text).

Shalom Selfie

Claudia Hessel, Abraham Lehrer, Anne Blank und die beiden Schüler Mihajlo Mitrovic und Deniz Bor. 

Lehrer ist auch Vorstandsmitglied der Kölner Synagogen-Gemeinde. Bis 5. Juli sollen 1700 Menschen ein Selfie von sich hochladen, um aus all diesen Einzelbildern ein XXL-Mosaik zu gestalten. Das Motiv dafür haben sechs Kinder in einem dreitägigen Workshop entworfen, darauf steht „Shalom + Frieden für alle“. Das Wort Shalom ist ein hebräischer Willkommensgruß und wird im Deutschen oft mit „Friede“ übersetzt.

So kann man mitmachen

1 Jeder Teilnehmer macht ein Foto, das kann ein Selfie sein, aber auch ein Glücksbringer oder etwas anderes, das für denjenigen für Zusammenhalt steht.

2 Danach meldet man sich bei der Internet-Adresse www.shalom-cologne.de/shalom-selfie an und lädt das vorher gemachte Foto. Laut Organisatoren geht es am schnellsten über einen QR-Code.3 Danach fügen die Organisatoren das Foto zum XXL-Mosaik dazu, es besteht aus 1700 Einzelbildern.

4 Im August wird das Mosaik auf einem rund hundert Quadratmeter großen Plakat am Dom-Forum gezeigt. Der exakte Termin für die Präsentation steht noch nicht fest. Bis dahin wird die Kampagne begleitet unter dem Hashtag #Shalom-Selfie. (mhe)

Das hundert Quadratmeter große Plakat soll ab Mitte August am Dom-Forum hängen und für Toleranz werben. Die Zahl 1700 haben die Organisatoren gewählt, weil dieses Jahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert wird.

Bislang haben knapp 450 Menschen ein Selfie hochgeladen, darunter NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) oder die Band Lupo. 5000 Flyer und 10 000 Postkarten hat die Stadt an mehr als 700 Schulen gesendet, um Schüler zur Teilnahme zu bewegen. Unter anderem ist Geschwister-Scholl-Realschule in Ehrenfeld mit dabei, die beiden Schüler Mihajlo Mitrovic (17) und Deniz Bor (17) waren bei der Präsentation der Aktion in der Synagoge dabei. Mitrovic sagte: „Wir finden, das Thema Antisemitismus muss noch mehr besprochen werden und so präsentiert werden, dass viele junge Menschen damit in Berührung kommen.“