150 Jahre FirmentraditionDie Likörfabrik Laufenberg kreierte in Köln den „Dunnerkiel“
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Köln – Beinahe wäre im Krieg alles vorbei gewesen. Bomben schlugen in Mülheim ein, die Likörfabrik Laufenberg stand in Flammen. Brennmeister Max Glaubitt öffnete die Tanks und löschte – mit Apfelsaft. 20 000 Liter ergossen sich mit Druck über das Feuer. „Er hat die Firma gerettet“, sagt Philipp M. Laufenberg (79) heute.
Der Unternehmer führt die Likörfabrik, die kürzlich ihr 150-jähriges Bestehen feierte, in vierter Generation. In Kriegszeiten war die Herstellung von alkoholischen Getränken verboten, deswegen verlegte sich Laufenberg kurzerhand auf den Obstsaft. Davor und danach konzentrierte man sich allerdings auf Hochprozentiges.
Der Chemiker wollte zuerst nicht ins Familienunternehmen
Der Dunnerkiel (30 Volumenprozent Alkhol), ist das wichtigste Erzeugnis von Laufenberg, ein „feinherber Magenstimmer mit 38 Kräutern und Ingredienzien aus vielen Ländern der Erde“. Wer über die Bergisch Gladbacher Straße fährt, sieht noch den gelb-blauen Schriftzug über zwei Etagen an einem Eckhaus: „Dunnerkiel tut gut.“ Dr. Philipp Laufenberg, der Vater des heutigen Inhabers, hat den Schnaps im Jahr 1930 gemeinsam mit seinem Vater erfunden.
Erst wollte der promovierte Chemiker gar nicht ins Unternehmen einsteigen – aber die Familientradition und die Aussicht, etwas Neues zu erfinden, waren stärker. Philipp M. Laufenberg hat eine Flasche Dunnerkiel aus Vorkriegszeiten. Das Etikett wirkt ein wenig verblasst, aber der Verschluss ist unversehrt. „Das könnte man heute noch trinken“, ist Philipp M. Laufenberg überzeugt.
Der „Kölsche Jung“ und „Rubbedidupp“ gehören zum Sortiment
Um den Namen Dunnerkiel ranken sich Familienlegenden. Aus dem Platt übersetzt, bedeutet er so viel wie „Donnerwetter“. Vielleicht hat sich seinerzeit ein Hufschmied beim Pferdebeschlagen auf den Daumen gehauen und „Dunnerkiel!“ geflucht. Oder die Großmutter hatte sich beim Verkosten des neuen Kräuterschnapses zu einem „Dunnerkiel, der schmeckt aber gut!“, hinreißen lassen.
Zeitweise wurden 50 000 Flaschen im Jahr gebrannt, heute ist der Absatz geringer, man konzentriert sich auf das Bergische Land. Seit den 1980er Jahren entsteht der Dunnerkiel unter dem Dach des niederrheinischen Herstellers Underberg. Zum Sortiment gehören auch der Bierbrand „Bergische Jung“, der Kirschlikör „Rubbedidupp“, der nach dem Schlachtruf der Kölner Ehrengarde benannt ist, oder der „Kölsche Jung“, ein Kräuterlikör anlässlich des 90. Geburtstags von Ludwig Sebus vor vier Jahren.
2019 feierte Laufenberg 150-jähriges Jubiläum
Michael Laufenberg gründete das Unternehmen 1869. Die Meldung zur Gewerbesteuer von damals ist auf der Flasche mit dem Gin abgebildet, den Philipp M. Laufenberg zum 150-jährigen Jubiläum brennen ließ. Michael Laufenberg war Stadtverordneter und Anfang des 20. Jahrhunderts an dem Entschluss beteiligt, Mülheim nach Köln einzugemeinden. Laufenberg engagierte sich für den Stadtgarten und den Genoveva-Brunnen, die Laufenberg-Straße in Mülheim ist nach ihm benannt.
Das Firmenjubiläum ist im Oktober groß gefeiert worden. Es gab eine Festmesse im Altenberger Dom mit dem früheren Dompropst Norbert Feldhoff und Innenstadt-Pfarrer Dominik Meiering. Diakon Willibert Pauels, auch als „Ne Bergische Jung“ bekannt, hielt die Predigt, Ex-NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) eine Festrede. Die drei Laufenberg-Töchter Petra, Susanne und Dorothee überraschten mit einem klassischen A-capella-Terzett. Zur Familie gehören mittlerweile acht Enkelkinder.
Seine Ehefrau Cornelia (68) hat Philipp M. Laufenberg nach dem Krieg kennengelernt. Ihr Vater, ein Architekt, baute die Fabrik wieder auf. Gefunkt hat es dann in München, nach einem Chorkonzert, bei dem Cornelia mitgesungen hat – sie ist seit 60 Jahren im Philharmonischen Chor Köln. Sie unterstützt das Unternehmen, entwirft unter anderem das Design und die Etiketten für die Flaschen. An Ruhestand ist in nächster Zeit nicht zu denken. „So lange es geht, mache ich weiter“, sagt Philipp M. Laufenberg.