Nachhaltigen Wohnraum wollen Thomas Mahlberg und Christian Lorse schaffen. Sie bauen in der Eifel energieeffiziente Mehrfamilienhäuser.
Die eigenen vier WändeEifeler schaffen nachhaltigen Wohnraum auf dem Land
Knapp 100 Quadratmeter Wohnfläche, ein großer Wohn-Ess-Bereich mit offener Küche, ebenerdige Dusche — die Wohnungen, die Thomas Mahlberg und Christian Lorse mit ihrer Firma Lorse und Mahlberg GbR planen und bauen, klingen wie aus einem Hochglanz-Immobilienprospekt.
„Wir versuchen, so zu bauen, dass wir auch selbst hier wohnen würden“, sagt Mahlberg bei einem Rundgang durch eines ihrer Mehrfamilienhaus-Projekte in Dahlem. Doch den beiden geht es um mehr, als nur schicke Wohnungen auf den Markt zu bringen. „Wohnen zukunftsfähig gestalten. Nachhaltig & energieeffizient“ lautet ihr Firmenmotto.
Häuser in der Eifel mit Erdwärmepumpe und Photovoltaik
Beheizt werden ihre Wohnungen mit einer Erdwärmepumpe, der Strom kommt von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Alle Häuser sind mit einem Batteriespeicher und einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Statt mit Rigipsplatten arbeiten sie mit Fermacell. Das sei nachhaltiger. „Es hat eine Eigenschaft wie Lehmputz“, erklärt Mahlberg. Auch bei anderen Baustoffen achteten sie auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Aktuell arbeiten sie daran, eine Passivhaus-Zertifizierung zu bekommen. Der Gebäudesektor sei einer der Klimafresser, sagt Mahlberg. Er und sein Freund Lorse wollen zeigen, dass es auch anders geht.
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Und dabei entwickeln sie immer neue Ideen, um ihre Projekte nachhaltiger zu gestalten. Dabei schauen sie nicht nur auf die Gebäude selbst, sondern auch auf das Drumherum. Das fängt beim Aufstellen von Bienenhotels an und hört beim Einbau von Zisternen auf. Für ihr nächstes Projekt in Kall planen sie ein Car-Sharing-Angebot für die Wohngemeinschaft.
Auch der ÖPNV spielt bei den Bauprojekten eine Rolle
„Wir haben uns auch sehr intensiv mit dem ÖPNV beschäftigt“, führt Mahlberg weiter aus. Tatsächlich sei das Angebot auf dem Land besser als sein Ruf. An ihrem Gebäude in Dahlem beispielsweise halte der Taxibus quasi vor der Haustür.
Und noch ein weiterer Aspekt zählt für die beiden Freunde zur Nachhaltigkeit dazu. „Wir haben das Haus so konzipiert, dass man sich hier pflegen lassen kann“, führt Mahlberg aus. Die Wohnungen seien barrierefrei und es gebe einen Aufzug. Zudem liege in Dahlem die Caritas-Tagespflege in der Nachbarschaft.
Eifeler Projekte als Puzzleteil zur Lösung der Wohnungsnot
Ihre Wohnungen sehen die beiden damit als ein Puzzleteil der Lösung für die wachsende Wohnungsnot. Diese resultiert auch daraus, dass ältere Menschen, deren Kinder längst ausgezogen sind, in großen Häusern wohnen bleiben. Doch gerade auf dem Land mangelt es bisher an echten Alternativen für diese Bevölkerungsgruppe. Schließlich wollen die wenigsten im Alter noch einmal ihren Heimatort verlassen.
Hier wollen Lorse und Mahlberg mit ihren Gebäuden ansetzen: Ihre Wohnungen seien ideal für ältere Menschen, die sich gerne etwas verkleinern würden. Diese könnten dann ihr Haus verkaufen, das dann wiederum Zuhause für eine neue Familie werden könne, erklärt Mahlberg. „Wir sehen das als Generationenprojekt.“
Die Wohnungen kosten ab 3100 Euro pro Quadratmeter
Wenn Mahlberg und Lorse von ihren Ideen und Projekten erzählen, fragt man sich unweigerlich: Und was soll das Ganze kosten? „Umsonst ist das bei uns natürlich auch nicht“, gibt Mahlberg zu.
Die Verkaufspreise für die Wohnungen starteten bei 3100 Euro pro Quadratmeter. Bei circa 100 Quadratmetern Wohnfläche ergibt das einen Kaufpreis von mindestens 310 000 Euro. Doch es gebe sehr gute Fördermöglichkeiten über die Wohnraumfördermittel der NRW-Bank, so Mahlberg.
In Dahlem beispielsweise habe nun eine Familie mit zwei Kindern eine ihrer Wohnungen gekauft. Die Familie lebe aktuell in einer Mietwohnung im gleichen Ort. Dort zahle sie für 85 Quadratmeter knapp unter 1000 Euro monatlich. Dank Zuschüssen liege die Finanzierungsrate für die neue Eigentumswohnung bei etwa 950 Euro, die Nebenkosten seien aufgrund der hohen Energieeffizienz sehr gering und beliefen sich auf etwa 100 Euro monatlich.
Für eine Familie steigen Wohnkosten nicht wesentlich
Die Kosten der Familie seien also im Monat nur minimal angestiegen, dafür habe sie nun 20 Quadratmeter mehr Wohnraum, einen 150 Quadratmeter großen eigenen Garten und ein komplett modernes Gebäude, das schon jetzt die gesetzlichen Bestimmungen für das Jahr 2045 in Bezug auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erfülle, sagt Mahlberg.
Der 38-Jährige und sein gleichaltriger Freund Lorse kennen sich bereits seit Kindertagen. Mahlberg ist Bankkaufmann, Lorse Elektrotechniker. Damit bringen beide wichtiges Know-how für den Immobilienmarkt mit. Da sie selbst echte Eifeler seien, sei es ihnen wichtig, ihre Projekte hier in ihrer Heimat umzusetzen. Sie wollen zeigen, dass solche Bauprojekte auch auf dem Land möglich seien, sagt Mahlberg. Außerdem wollen sie so Arbeitsplätze in der Region schaffen.
Und auch in dem Punkt sei ihnen Nachhaltigkeit wichtig, betont Mahlberg. Familienfreundlichkeit sei da ein Stichwort. Aber auch die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. So arbeitet mit Stefan Züll ein Dachdecker mit Beinprothese in der Baufirma der Lorse & Mahlberg GbR.
Gegründet haben die beiden Freunde diese 2020. Seitdem haben sie bereits ein Bauprojekt umgesetzt. Ein Mehrfamilienhaus in Kall. Als Nächstes wird nun das Sechs-Parteien-Haus in Dahlem fertig. Und dann haben sie noch Projekte in Tondorf, Reifferscheid, Kall und Zülpich auf ihrer langen Liste. Außerdem wollen sie im kommenden Jahr eine Wohnungsgenossenschaft in der Eifel gründen. Langweilig wird den beiden also vorerst nicht.