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Zu teuerDarum zieht die Eugebau ein Projekt in Euskirchen trotz Widrigkeiten durch

Lesezeit 3 Minuten
Die Visualisierung zeigt das geplante Mehrfamilienhaus an der Wilhelmstraße in Euskirchen.

So soll das Mehrfamilienhaus der Eugebau an der Wilhelmstraße aussehen. Fertiggestellt sein soll es Ende 2024.

In Euskirchen entsteht ein Mehrfamilienhaus für 18 Parteien. Das Projekt wird teurer als gedacht und ist nicht mehr wirtschaftlich.

18 geförderte Wohnungen auf fünf Geschossen und 1000 Quadratmetern Wohnfläche, Photovoltaik an der Fassade, viel Grün und eine Windturbine auf dem Dach – die Euskirchener gemeinnützige Baugesellschaft (Eugebau) baut an der Wilhelmstraße ein modernes Mehrfamilienhaus.

Dort, wo Ende des kommenden Jahres die ersten Mieter einziehen sollen, parkten bis vor wenigen Tagen Autos. „Ich bin hier oft vorbeigefahren und habe mir gedacht: ,Hier könnte man etwas draus machen’“, sagt Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt bei der Grundsteinlegung.

Kosten für Mehrfamilienhaus in Euskirchen sind auf 6,5 Millionen Euro gestiegen

Man habe sich an die Fläche zwar irgendwie gewöhnt, aber das Projekt sei die deutlich attraktivere Lösung. Attraktiv ist die Lösung, aber auch teurer als gedacht. Ursprünglich hatte die Eugebau mit 5,9 Millionen Euro Kosten kalkuliert. Nun sind sie auf 6,5 Millionen Euro gestiegen.

„Wirtschaftlich ist das Projekt nun nicht mehr“, gibt Oliver Knuth, Geschäftsführer der Eugebau, zu. Weil aber allein 600.000 Euro in die Planung geflossen seien, ziehe man das Projekt durch. Auch an den anderen Projekten an der Wilhelmstraße hält die Eugebau Knuth zufolge fest.

Das Foto zeigt Architekt Adam Fray (v.l.), Klaus Voussem (NRW-Bank-Vertreter) und Bürgermeister Sacha Reichelt bei der Grundsteinlegung für das Mehrfamilienhaus an der Wilhelmstraße.

Architekt Adam Fray (v.l.), Klaus Voussem (NRW-Bank-Vertreter) und Bürgermeister Sacha Reichelt bei der Grundsteinlegung.

Priorität habe aber nun das Mehrfamilienhaus Wilhelmstraße/Hochstraße. Wie Architekt Adam Fray berichtete, werde in der kommenden Woche mit dem Gießen der Bodenplatte begonnen. Einen Keller wird das Mehrfamilienhaus nicht haben – aus Hochwasserschutzgründen.

Etwa 1,60 Meter hoch floss am Abend des 14. Juli 2021 das Wasser durch die Wilhelmstraße. Sämtliche Technik des Hauses werde nun im Erdgeschoss installiert, so Fray. Das wiederum soll hochmodern gegen Hochwasser geschützt werden. So seien unter anderem besonders sichere Fenster im Erdgeschoss geplant. „Das Haus wird unten praktisch verbunkert“, sagt Fray.

Mehrfamilienhaus wird hochwassersicher gebaut

Gelingen soll der Hochwasserschutz mit Wänden aus wasserundurchlässigem Beton und speziellen Türen, die Eugebau-Chef Knuth als U-Boot-Türen bezeichnet. „Sie funktionieren auch wie U-Boot-Türen“, erläutert er: „Über einen Hebel wird die Tür versiegelt, und dann kommen weder Luft noch Wasser in den Raum.“ Perspektivisch sollen alle Neubauten der Eugebau einen entsprechenden Hochwasserschutz erhalten.

Wer in gut eineinhalb Jahren vom Europa-Kreisel die Wilhelmstraße hochschauen wird, wird einen grünen Streifen an der Fassade entdecken. Nach Angaben von Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt, der mit Klaus Voussem als Vertreter der NRW-Bank bei der Wohnraumförderung und Architekt Fray den Grundstein für das Projekt legte, wird auch das Dach des Mehrfamilienhauses mit viel Grün bepflanzt.

Mieter zahlen dank PV-Anlage weniger für ihren Strom

Dort ist auch Photovoltaik vorgesehen – genau wie an der Fassade. Der Strom, der durch die PV-Anlagen produziert wird, fließt sofort ins Haus. Damit kommt er den Mietern zugute, die aufgrund des Mieterstrommodells der Eugebau weniger für den Strom zahlen.

Nach Angaben der Eugebau soll das Mehrfamilienhaus auch fit für die Wasserstofftechnik gemacht werden. Die entsprechenden Anschlüsse werden laut Knuth vorgerüstet. Euskirchens Bürgermeister Reichelt betonte bei der Grundsteinlegung: „Das Gebäude ist nicht für Menschen mit einem hohen Einkommen. Die Wohnungen werden öffentlich gefördert und unterliegen damit der Sozialbindung.“


Eugebau plant weitere Projekte an der Wilhelmstraße in Euskirchen

Das 6,5-Millionen-Euro-Projekt an der Wilhelmstraße ist nicht das einzige, das auf dem Programm der Eugebau steht. Auf dem Parkplatz neben dem Porto Bello, das in Kürze wiedereröffnen wird, will die Eugebau ebenfalls ein Mehrfamilienhaus errichten. Für das Haus „Essplatz“ (Wilhelmstraße 9) wartet die Eugebau nach eigenen Angaben auf das dritte Gutachten der Versicherung.

Das Bild zeigt das Haus an der Wilhelmstraße, das als „Jesus lebt“-Haus bekannt ist.

Seit Jahren ein Schandfleck an der Wilhelmstraße in Euskirchen: eine völlig verkommene Immobilie.

Die Eugebau sorgt auch dafür, dass ein Schandfleck an der Wilhelmstraße verschwindet. Laut Knuth hat die Gesellschaft das Objekt mit der Nummer 16 gekauft – gelegen zwischen einem Optiker und einem Imbiss. Prägend ist seit Jahren die heruntergekommene Werbetafel mit der Aufschrift „Jesus lebt“. Geplant sind Wohnungen in den Obergeschossen und ein Ladenlokal im Erdgeschoss. (tom)