Köln – 113 Tonnen Gipsabdrücke fliegen von den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf nach Asien. Sie dienen als Vorlagen von Zahnersatz, der dann wieder nach NRW geflogen wird – 58 Tonnen pro Jahr. Der Grund: der Zahnersatz kostet in Asien 900 statt 1700 Euro hierzulande, so Professor Karl-Rudolf Pupprecht vom Institute for Aviation and Tourism der Frankfurt University of Applied Sciences.
Auch Tropenfrüchte wie Avocados, Mangos oder Ananas fliegen, meist als zusätzliche Ladung in Passagiermaschinen. Und die Pharmaindustrie bezieht 920 Tonnen Enzyme oder Produkte der Medizintechnik und schickt dann 948 Tonnen Arzneimittel oder Gentests per Luftfracht in die Welt, wie Rupprecht in einer Studie zur Bedeutung der Luftfracht im Rheinland ermittelt hat.
900.000 Tonnen Luftfracht im Wert von rund 22 Milliarden
Über die beiden großen NRW-Flughäfen wurden 2019 rund 900.000 Tonnen Luftfracht im Wert von rund 22 Milliarden Euro verschickt und empfangen. Direkt in der Luftfracht arbeiteten über 7000 Menschen. Etwa 66 000 Tonnen waren es im Vor-Corona-Jahr in Düsseldorf, die bei Interkontinentalflugzeugen für den Passagierflug zugeladen wurden. Insgesamt wird 51 Prozent der Luftfracht in Passagiermaschinen transportiert.
In Köln/Bonn erledigen Frachter den Job. 800 Frachtflüge gebe es pro Woche, so Flughafen-Chef Johan Vanneste. In der Corona-Pandemie mit dem deutlichen Rückgang der Flugreisen seien aber auch Passagierflugzeuge eingesetzt worden, wobei die Ladung teils auf den Sitzen transportiert wurde. Im laufenden Jahr werden in Köln/Bonn etwa 975 000 Tonnen Fracht umgeschlagen. Wegen Problemen mit der Seefracht fliegen laut Vanneste mehr Güter. Das ist teurer. Aber wenn ein Ersatzteil für eine Maschine dringend gebraucht wird, ist fliegen der schnellste Weg. In Köln/Bonn sorgt Expressfracht für einen Anteil von 96,1 Prozent am Frachtumschlags, so Rupprecht. Mit UPS, FedEx und DHL sind gleich drei große Logistiker in Köln/Bonn.
Wichtig für Unternehmen der Region
Jeweils rund 30 Prozent der hier umgeschlagenen Güter kommen aus dem Rheinland beziehungsweise gehen in das Rheinland. Entsprechend wichtig, so Rupprecht, sei der Flughafen für Unternehmen. 28 Prozent sehen sich vom Flughafen abhängig. Das könnte der Fall sein, weil sie hier auch noch drei Stunden vor Start eines Flugzeugs wichtige Fracht aufgeben könnten. Manche Fracht erfordert auch den Lufttransport, und auch Lagerkosten lassen sich einsparen, wenn die Ware genau dann ankommt, wenn der Kunde sie benötigt, so Rupprecht.
Das könnte Sie auch interessieren:
Er erwartet nach der Corona-Delle, dass die Branche 2024 wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht. Mittelfristig rechnet er mit Wachstumsraten zwischen drei und sieben Prozent pro Jahr. Da werde Köln/Bonn an die Kapazitätsgrenzen kommen.
Zusätzliche Flächen habe der Flughafen nicht, so Vanneste: „Ältere Hallen können aber effizienter genutzt, Gebäude können auch etwas höher werden.“
Mehr Verkehr ist nicht nach dem Geschmack von Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn. Der Passagierflug zwischen 0 und 5 Uhr müsse eingestellt werden. Und Flieger, die über 75 dB Lärm verursachten, das sind oft ältere Frachtmaschinen, sollten in der ganzen Nacht nicht starten oder landen dürfen.