Das Kölner Werk wird die erste CO2-neutrale Fertigungsstätte weltweit. Auch der Urenkel von Henry Ford kommt zur Feierstunde nach Köln.
Feierstunde mit ProminenzFord eröffnet feierlich sein E-Auto-Zentrum in Köln
Köln. „Guten Tag, Cologne“, begrüßte William Clay (Bill) Ford Jr., Executive Chair Ford Motor Company und Urenkel des Firmengründers Henry Ford, rund 500 Gäste in der Montagehalle des Kölner Ford Werks. Neben 350 Gästen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft von Köln sind auch 150 Mitarbeitende in der Y-Halle, andere Mitarbeitende können im Stream dem großen Moment beiwohnen.
Ford: Kölner Werk als Beginn einer neuen Generation
Ford schlägt ein neues Kapitel in Köln auf, wie Martin Sander, verantwortlich für die E-Autosparte von Ford in Europa und Chef der Kölner Ford-Werke, sagte: den Start des ersten reinen E-Autowerks von Ford in Europa. Der Klimawandel sei eine globale Herausforderung, so Bill Ford. Als weltweit aufgestelltes Unternehmen sei Ford gerüstet, um der Herausforderung zu begegnen. Das Unternehmen entwickele sich zum Nutzen der Kinder und der Enkel. Das Investment von insgesamt zwei Milliarden Dollar (rund 1,8 Milliarden Euro) bis Mitte 2024 will Ford auch als Zeichen des guten Verhältnisses von Ford zu Deutschland und zu Köln gewertet wissen. Mit diesem Schritt unterstreiche das Unternehmen auch sein großes Vertrauen in den Standort Deutschland und seine qualifizierten Arbeitskräfte sowie in die Zukunft der Automobilproduktion in Europa.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz unterstrich die große Herausforderung durch den Klimawandel. Da verabschiede sich die ganze Welt von den Verbrennern. Und auch die Mitarbeitenden am Band wollten die Zukunft und bei der Zukunftstechnik E-Mobilität dabeisein. Der angeblich „guten, alten Zeit“ sollte nicht hinterhergetrauert werden. Es gelte die Zukunft zu gestalten.
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Köln: Größte Investition der Firmengeschichte
Der Start der E-Auto-Produktion bedeutet nämlich auch das Aus für den Fiesta, dessen Produktion am 7. Juli endet. Bereits zwei Tage vorher wird der letzte Drei-Zylinder-Motor im Kölner Motorenwerk gefertigt. Der Abschied erfolge hoffentlich ohne Wehmut, so Scholz. „Das Electric Vehicle Center steht für einen Neuanfang und ist die größte Investition in der Unternehmensgeschichte des Kölner Ford-Werks. Das sind gute Nachrichten für den Standort Köln, für die Autoproduktion in Deutschland, für die E-Mobilität und den Aufbruch“, so Scholz.
„Das ist ein großartiger Tag für die Belegschaft, dass das E-Autozentrum jetzt in Köln eröffnet wird und sie das erste E-Auto für Kunden bauen können“, sagte Betriebsratschef Benjamin Gruschka. Fünf E-Explorer sind bereits gebaut worden. Ab nächster Woche werden weitere Fahrzeuge gebaut. Es geht um Mitarbeitertraining, damit alle Handgriffe sitzen. Um den Test von Robotern und anderen Werkzeugen und um Qualitätsüberprüfungen. Die Serienfertigung beginnt im vierten Quartal des Jahres.
250.000 E-Autos sollen jährlich entstehen
Das bestehende Werk mit einer Fläche von 125 Hektar – mehr als 150 Fußballfelder – wurde umfangreich umgebaut. Da der zunächst gebaute E-Explorer und auch das folgende E-Modell sind deutlich schwerer sind als der Kleinwagen Fiesta, musste die komplette Produktionslinie neu gebaut werden. Hier und in der neuen Batteriemontage wird hoch automatisiert gearbeitet. Das Werk ermöglicht die Fertigung von mehr als 250 000 E-Autos pro Jahr. Nach dem Hochlauf der Produktion wäre das Werk damit voll ausgelastet.
Die Ford-Entwickler haben auf dieser Plattform, die in Einzelteilen angeliefert und in Köln montiert wird, ein Auto gesetzt, das ganz nach Ford aussieht. Nicht nur der Name Explorer kommt aus den USA, sondern auch die Geländewagenoptik. Das Unternehmen will in Europa amerikanischer werden, hatte es zuletzt betont.
Die VW-Plattform braucht Ford, weil es in der Elektromobilität spät dran ist. Der Explorer ist das vierte batterieelektrische Serienfahrzeug des Autobauers nach Mustang Mach-E, und F-150 Lightning, die in den USA gefertigt werden sowie dem E-Transit aus der Türkei.
Auf einer Ford-Plattform wird 2024 ein E-Puma gebaut ebenso ein E-Tourneo Courier, die im rumänischen Craiova gefertigt werden. Auf welcher Plattform ein Nachfolger für den Explorer steht, sei noch nicht entschieden, so Sander.
In Köln läuft aber nicht nur das erste Serien-E-Auto von Ford für Europa vom Band. Das Werk wird außerdem die weltweit erste CO2-neutrale Fahrzeugfertigung von Ford. Strom, Gas und Wärme für die Fertigung sind CO2-neutral. Gibt es noch Emissionen, werde die ausgeglichen. Auch spart Ford Energie ein. Der Konzern will bis 2035 sämtliche Werke, ihre Logistik und die direkten Zulieferer CO2-neutral aufzustellen.
Das Kölner Werk
Im Kölner Werk von Ford wurden seit 1930 das Model A, dann Taunus, Capri, Granada und der Kleinwagen Fiesta gebaut, der nach der Einstellung des Fusion das einzige Modell war, das in Köln vom Band lief. Insgesamt wurden in Köln mehr als 18 Millionen Autos gefertigt. Der Standort ist eine der weltweit effizientesten Produktionsstätten des Herstellers.
Hier wurden immer wieder neue Fertigungsmethoden entwickelt und eingeführt – so auch jetzt, wenn der Explorer in Serie gefertigt wird und im kommenden Jahr ein weiteres E-Auto. „Einmal mehr definieren wir die Automobilherstellung neu und setzen fortschrittliche Technologien für den Bau von voll vernetzten, Software-definierten Fahrzeugen ein“, sagte Martin Sander, General Manager Ford Model e Europa und Chef der Ford-Werke.
Digitale Technologien, die Maschinen, Fahrzeuge und Beschäftigte miteinander verbinden, seien Dreh- und Angelpunkt des neuen EV Center Köln. Selbstlernende Maschinen, autonome Transportsysteme und Big-Data-Management in Echtzeit optimieren laut Sander die Produktionsprozesse und verbessern sie kontinuierlich.
Neue kognitive und kollaborative Roboter sowie Augmented-Reality-Lösungen unterstützen die Belegschaft. Dies steigert die Effizienz und optimiert den Datenaustausch mit anderen Werken, die künftig Erfahrungen in Echtzeit miteinander teilen.
Außer der Fahrzeugfertigung ist in Köln ein großes Entwicklungszentrum angesiedelt, in dem auch die beiden ersten E-Autos für Europa entstanden. Bis Ende 2025 werden hier allerdings 1700 der zuvor 3800 Stellen gestrichen. Auch in der Verwaltung werden 600 Stellen sozialverträglich abgebaut. Im Kölner Werke mit den Standorten Niehl und Merkenich arbeiten noch etwa 14.000 Mitarbeitende.